Inge Masa "Der eigene Tod bleibt ein Geheimnis"

Mettmann · Die 70-jährige Inge Masa arbeitet als ehrenamtliche Helferin im Hochdahler Hospiz.

 Inge Masa (70): "Natürlich ist man traurig, wenn man Nähe aufbaut und dann beim nächsten Dienst erfährt, dass der Mensch gestorben ist".

Inge Masa (70): "Natürlich ist man traurig, wenn man Nähe aufbaut und dann beim nächsten Dienst erfährt, dass der Mensch gestorben ist".

Foto: Jan Masa

Inge Masa (70) hat im vergangenen Jahr das Qualifizierungsseminar für Ehrenamtler des Hochdahler Franziskus-Hospiz besucht. Seit Jahresbeginn ist sie dort im stationären Bereich tätig. Wir sprachen mit ihr über die Herausforderungen bei der Begleitung schwerstkranker und sterbender Menschen.

Frau Masa, Sie haben sich ein Jahr lang intensiv mit dem Lebensende auseinandergesetzt. Kann man sich in einem Workshop wirklich darauf vorbereiten, wie es ist, einem Sterbenden gegenüberzutreten?

Inge Masa: Das Seminar ist keineswegs nur eine theoretische Vorbereitung. Man setzt sich sehr intensiv mit Themen rings um Sterben und Tod auseinander und richtet die Fragen vor allem auch an sich selbst. Auch Rollenspiele helfen dabei, sich in die Situation hineinzuversetzen.

Es geht in den Qualifizierungskursen auch um die Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod. Wie kann sie gelingen?

Masa: Natürlich kann man den eigenen Tod nicht vorwegnehmen. Und selbstverständlich kann man nicht wissen, wie es einem selbst damit ergehen wird. Der eigene Tod bleibt ein Geheimnis - genauso wie die Gefühle und Ängste, die er womöglich mit sich bringen wird. Der Workshop ist dennoch sehr intensiv und eine gute Möglichkeit, sich diesen Fragen zu nähern.

Als ehrenamtlicher Sterbebegleiter können Sie im ambulanten oder im stationären Bereich tätig werden. Sie selbst haben sich für letzteres entschieden. Warum?

Masa: Das war eine sehr bewusste Entscheidung. Gerade in der Anfangszeit hatte ich die Befürchtung, mich bei ambulanten Besuchen einzelner Menschen nicht genug abgrenzen zu können. Im Hospiz ist man eingebunden in die Abläufe und hat den Rückhalt der Institution. Es gibt einen Dienstplan und festgelegte Zeiten, in denen man mehrere Menschen betreut. Natürlich nehme ich auch dort die Menschen im Herzen mit nach Hause.

Ihr erster Einsatz im Hospiz liegt nur wenige Tage zurück. Wie haben Sie die Situation empfunden?

Masa: Ich war bislang zweimal im Hospiz im Einsatz, es war ein ruhiger Anfang. Ich gehe von Zimmer zu Zimmer und frage danach, was ich für die Menschen tun kann. Zuweilen reicht man nur das Essen an, ein anderes Mal bleibt man länger sitzen. Eine Kanne Kaffee aufsetzen, mit den Angehörigen sprechen: Es gibt sehr unterschiedliche Dinge, die man für den Sterbenden und sein Umfeld tun kann.

Bleibt in der Begleitung nicht immer ein Stück Distanz, weil man selbst derjenige ist, der weiterleben darf?

Masa: Als Ehrenamtler begleitet man die Menschen in den letzten Tagen und Wochen ihres Lebens. Nur selten ist man auch in den letzten Augenblicken zugegen. Natürlich baut man Nähe auf und ist traurig, wenn man beim nächsten Dienst erfährt, dass der Mensch gestorben ist. Aber man kann nun mal nicht jeden Weg mitgehen. Ich gehe auch nicht ständig mit dem Gefühl des Todes durchs Haus sondern mit dem Wunsch, den Menschen noch etwas Gutes tun zu wollen.

SABINE MAGUIRE FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(magu)
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