Interview: Ulrich Schwab-Bachmann Der entspannte Super-Dezernent

Mettmann · Er ist zuständig für Schule, Soziales, Sport und Kultur und der Vorgesetzte von 300 Mitarbeitern.

 Ulrich Schwab-Bachmann hat um sein Dezernat gekämpft. Trotz jugendlicher Ausstrahlung war er der Bezirksregierung vier Monate zu alt.

Ulrich Schwab-Bachmann hat um sein Dezernat gekämpft. Trotz jugendlicher Ausstrahlung war er der Bezirksregierung vier Monate zu alt.

Foto: D. Janicki

Herr Schwab-Bachmann, Sie haben seinerzeit um den Dezernentenjob gekämpft - und ihn bekommen! Für einen Wahlbeamten sollten Sie genau vier Monate zu alt sein. Sind Sie heute noch froh, es trotzdem geschafft zu haben?

Schwab-Bachmann Ich habe den Schritt vom Amtsleiter zum Dezernenten für Schule, Jugend, Sport, Kultur und Soziales und Vertreter des Bürgermeisters nicht bereut. Es läuft genau so, wie ich es mir vorgestellt habe. Früher war mein Dezernat auf zwei Stellen verteilt, das war nicht so günstig. Heute passt es, zum Beispiel, wenn Asylbewerber in einer ehemaligen Schule untergebracht werden, wie an der Freiheit-straße. Früher waren dazu aufwendige Absprachen nötig.

Sind sie eigentlich aufgeregt, wenn Sie in eine Rats- oder Ausschusssitzung gehen?

Schwab-Bachmann Aufgeregt würde ich das nicht nennen. Ich bin eher gespannt, denn man weiß in Erkrath nie so genau, welche politische Mehrheit sich findet. Wir versuchen nur, so gut es geht, uns vorzubereiten und den Politikern Alternativen aufzuzeigen.

Aktuell ist das Thema Grundschulen in Erkrath wieder hoch gekocht ...

Schwab-Bachmann Ja, das war zum Beispiel so ein Thema, bei dem wir vorher nicht wussten, was die Politik möchte. Jetzt haben wir zumindest ein Signal, dass in einigen Jahren aus dem Gebäude an der Freiheitstraße eine neue Grundschule werden soll. Die Standorte Falkenstraße und Düsselstraße müssten dann aufgegeben werden.

Das wäre aber eine gute Chance, an den ehemaligen Standorten attraktive neue Wohnviertel zu errichten, oder?

Schwab-Bachmann Auf jeden Fall. Das Grundstück an der Düsselstraße ließe sich mit Sicherheit gut vermarkten, allein schon aufgrund der unmittelbaren Nähe zur Innenstadt und zur S-Bahn. Aber auch an der Falkenstraße könnte man sich Wohnraum statt Schule vorstellen. Aber das ist Zukunftsmusik. In der städtischen Prioritätenliste steht der Umbau/Neubau der Grundschule an sechster von sieben Stellen. Das Geld haben wir derzeit nicht. Darüber muss man in einigen Jahren noch einmal nachdenken.

Derzeit leben in der ehemaligen Hauptschule Asylbewerber, wie ergeht es den Flüchtlingen dort?

Schwab-Bachmann Soweit ich das beurteilen kann, geht es ihnen gut. Dort sind vor allem Familien untergebracht, die sich mit mehreren Personen einen eigenen Klassenraum teilen. Das Raumangebot ist da sehr großzügig. Duschen sind allerdings nicht ausreichend vorhanden, so dass die Asylbewerber in die Turnhalle gehen müssen. Das wird sich aber ändern. Wir stellen Container auf, damit die sanitären Einrichtungen direkt einreichbar und vom Sportbetrieb getrennt sind.

Sie sind quasi Chef eines mittelständischen Unternehmens, denn Sie sind der Vorgesetzte von 300 Leuten. Was tun Sie gegen den Stress?

Schwab-Bachmann Ich habe das so gewollt, ich habe die Herausforderung in einer leitenden Tätigkeit angestrebt. Es macht Spaß. Gegen den Stress hilft eine tolle Familie. Und so lange meine Frau nicht sagt: Ich kenne Dich nicht mehr, ich noch Zeit für sie und meine Hobbys Motorrad- und Rennradfahren habe, ist alles im grünen Bereich. Außerdem muss ich nicht sieben Tage in der Woche zu jeder Einladung gehen. Ich muss nicht überall dabei sein.

Aber bei den von Ihnen mit ausgewählten Theaterstücken in der Stadthalle sind Sie immer dabei?

Schwab-Bachmann Ja, fast immer. Mit großem Vergnügen. Ich hoffe, ich schaffe es heute Abend noch nach dem Ausschuss.

Kommt das Kulturangebot aus Ihrem Amt gut an?

Schwab-Bachmann Wir hatten im ersten Halbjahr 2014 immer ein ausverkauftes Haus. Das müssen wir auch haben, weil wir kostendeckend arbeiten müssen. Zum Glück haben wir 400 Abonnenten.

Wie erklären Sie sich den Erfolg?

Schwab-Bachmann Wir versuchen, mit dem Zeitgeist zu gehen. Boulevard ist ein wenig aus der Mode gekommen. Wir versuchen Komödien zu bringen, wie zum Beispiel René Heinersdorff in Düsseldorf es macht.

Wer hilft bei der Auswahl der Stücke?

Schwab-Bachmann Das machen wir zu dritt. Dabei ist der Generationenunterschied spannend. Die jüngeren Leute kennen Stars aus TV-Serien, die kenne ich gar nicht.

Wie alt ist denn das Publikum in der Stadthalle?

Schwab-Bachmann Von Anfang 40 bis Ende offen. Die Jüngeren können wir leider nicht locken, dazu ist die Stadthalle einfach zu sehr Provinzpalast und drumherum für sie kein Angebot. Das jüngere Publikum geht nach Düsseldorf in die Altstadt, auch wenn unser Angebot gut ist, aber die jungen Leute wollen auch drumherum noch etwas erleben, was in Erkrath nicht möglich ist.

Kann man die Stadthalle nicht etwas aufpeppen - mit einem Bistro, beispielsweise?

Schwab-Bachmann Bei Bedarf macht der Wirt vom Erkrather Hof das Catering, und das macht er für unseren Bedarf auch passend. Ansonsten ist die Stadthalle eben eher zweckmäßig, dabei behindertengerecht und bei einigen Künstlern sehr beliebt.

Bei wem?

Schwab-Bachmann Der Kabarettist Wilfried Schmickler kommt beispielsweise sehr gerne. Für Dieter Nuhr - übrigens ein sehr netter Kerl - ist sie mit ihren 670 Plätzen einfach zu klein. Für bundesweit tourende Künstler muss so eine Halle mindestens 1000 Plätze haben.

ISABEL KLAAS UND OLIVER WIEGAND FÜHRTEN DAS GESPRÄCH

(RP)
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