Kreis Mettmann Der Herr von heute cremt, flämmt und zupft

Kreis Mettmann · Augenbrauen lichten, Anti-Aging-Balsam und Bartpflege mit Dachshaarpinsel sind auf dem Vormarsch.

 Coiffeur Murat Özdek flämmt in seinem Salon in Opladen vorsichtig die feinen Härchen im Ohr seines Kunden Onofrio Cardone weg

Coiffeur Murat Özdek flämmt in seinem Salon in Opladen vorsichtig die feinen Härchen im Ohr seines Kunden Onofrio Cardone weg

Foto: UWE MISERIUS

Ono hat den Kopf im Nacken. Entspannt hängt er in dem ledernen Sessel und lässt all das einfach zu. Er lässt sich mit einer fingerlangen Flamme vor dem Ohr herumwedeln, er lässt sich mit einem dünnen Draht über die Augenbrauen reiben und mit einer scharfen Klinge am Hals kratzen. Von der Schere und dem elektrischen Rasierer einmal ganz abgesehen. Es sieht versiert aus, wie Murat an dem Kopf des 29-Jährigen feilt. Man muss sich trotz harten Geräts keine Sorgen machen um Onofrio Cardone. Er genießt diese Behandlung regelrecht, lacht, macht Witze mit Murat, seinem Coiffeur. Aber warum eigentlich? Nun, sagt Ono, während Murat den Bart fleißig mit dem Pinsel einschäumt: die Frauen. "Ein Mann muss sich ein bisschen attraktiver machen heutzutage", sagt Ono. Die Frauen achteten einfach mehr darauf, wie ein Mann aussieht, meint er. Er gibt 60 bis 70 Euro im Monat für seine Körperpflege aus. Für Kosmetikprodukte, für Besuche bei Murat, seinem Coiffeur in Opladen, und hin und wieder auch für Körperenthaarung.

Der Tag der männlichen Körperpflege am heutigen Freitag soll den Mann in eine bestimmte Richtung lenken. Er soll nämlich daran erinnert werden, dass es sinnvoll ist, sich zu pflegen. Und vor allem soll er daran erinnert werden, dass es sinnvoll ist, sich mit teuren Produkten zu pflegen. Der Herr von heute soll cremen, liften, zupfen, peelen, schäumen. Und er soll, viel Geld dafür ausgeben.

Seit Jahren, das zeigen Zahlen der Kosmetikindustrie und von Konsumforschern, steigt der Umsatz bei Männerkosmetik. Männer geben immer mehr Geld für Produkte aus, die sie schöner, attraktiver und gepflegter wirken lassen sollen. Stephan Urlings, Diplom-Psychologe und Geschäftsführer des Marktforschungsinstituts Rheingold in Köln, vermutet hinter dem Trend mehr als einen Schönheitswahn. Er sagt: "Die Männer gehen heute wieder etwas spielerischer mit ihrer Männlichkeit um." "Es war ja nicht immer einfach, ein Mann zu sein", sagt Urlings.

(her)
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