Mettmann Der Stressfalle ein Schnippchen schlagen

Mettmann · Für immer mehr Menschen wird Stress zur Gefahr für die Gesundheit. Die Gründe für die Belastung sind vielfältig.

 Schon der Alltag überfordert manchmal: Völlig gestresst sitzt eine Mutter auf einer Treppe in ihrem Haus, während sich dahinter ihre beiden Kinder um eine Puppe streiten.

Schon der Alltag überfordert manchmal: Völlig gestresst sitzt eine Mutter auf einer Treppe in ihrem Haus, während sich dahinter ihre beiden Kinder um eine Puppe streiten.

Foto: dpa

Zeitdruck, Hektik, Chaos: Stress gehört für die meisten Menschen zum Alltag. Ein Termin jagt den nächsten, auf dem Schreibtisch stapeln sich die Akten. Die Kinder quengeln, der Einkauf ist noch unerledigt, der Hund muss raus. Für immer mehr Menschen wird Stress mittlerweile zur Gefahr für die Gesundheit.

Stellen Sie sich vor, Sie leben in der Steinzeit, streifen durch den Wald und werden von einem Raubtier angegriffen - der Prototyp einer Stress-Situation. Der Körper schüttet Stresshormone aus, der Puls beschleunigt sich und der Atem geht schneller, damit Gehirn und Muskeln mit Sauerstoff versorgt werden. Jetzt heißt es Flucht oder Kampf, für beides braucht man viel Energie und volle Konzentration.

"In unserer modernen Welt sehen Stress-Situationen anders aus", weiß Johanna Klugstedt. Die Leiterin des Instituts für Gesundheitsförderung am Evangelischen Krankenhaus in Mettmann kennt die modernen Stressfallen ziemlich genau. "Einfach nur mal eben im Internet eine Adresse suchen endet schnell in einer stundenlangen Odyssee", so Klugstedt. Aus dem steinzeitlichen Raubtierangriff ist längst der nörgelnde Chef, die aufreibende Beziehung oder einfach nur die mediale Dauerberieselung mit immer neuen Katastrophen geworden.

Und je mehr überall von Krisen die Rede ist, umso stärker fühlen wir uns bedroht. Der Körper gerät in ständige Alarmbereitschaft. Selbst wenn es gar nicht um Leben und Tod geht, wird Stresswelle um Stresswelle ausgelöst. Eine daueralarmierte Psyche kann nicht nur das Immunsystem schwächen und Krankheiten auslösen, sondern sogar chronisch werden und den Gehirnstoffwechsel durcheinander bringen. "Jede seelische Belastung hat auch Auswirkungen auf unseren Körper", weiß Johanna Klugstedt. Nackenverspannungen, Magenschmerzen, Rückenprobleme: All das können auch Folgen von Stress sein, mit denen der Körper auf Umwegen versucht, auf die Überlastung aufmerksam zu machen.

Daher sollte man zumindest den Dauerstress nicht auf die leichte Schulter nehmen. "Stress entsteht meist dann, wenn wir das Gefühl haben, bestimmte Ansprüche nicht erfüllen zu können", glaubt Johanna Klugstedt. Jeder Mensch erlebe dieselbe Situation völlig anders und fühle sich dadurch unterschiedlich gestresst.

Stress sei demnach auch eine Kopfsache. Ob er uns schadet oder zu besonderen Leistungen treibt, hängt nicht nur von der Dosis ab. Sondern auch davon, wie gut wir uns dagegen schützen können.

Daher gilt: Wenn Stress im Kopf beginnt, dann tut es auch die Gelassenheit. Es ist unsere Wahl, ob wir uns im Alltag durch die vielen kleinen und größeren Unannehmlichkeiten, Hindernisse und Enttäuschungen aus der Fassung bringen lassen oder nicht.

"Dass wir so leicht aus dem Gleichgewicht geraten, hängt auch mit unserer Erfahrung zusammen, dass alles schnell oder am besten sofort geschehen muss", glaubt Johanna Klugstedt. Dabei sei die innere Haltung entscheidend, mit der Menschen Dingen und Umständen begegnen. Aufgeregtheit, Hysterie und der Versuch, die Lage im Griff zu behalten, mache viele Dinge nur noch schlimmer. "Allzu oft vergessen wir dabei, dass das Leben keine Liste von Erledigungen ist, die es abzuhaken gilt."

Ob es um pflegebedürftige Angehörige oder die Erziehung von Kindern geht: Häufig gerate man dabei an die Grenzen des Machbaren. "Dann kann auch helfen, einfach mal anzuerkennen, dass man nicht immer die Kontrolle behalten kann", rät Johanna Klugstedt. Was macht mir eigentlich Freude? Wo gibt es noch Kraftquellen?

Sich darüber Gedanken zu machen, sei ein erster Schritt in die richtige Richtung. Hinzu komme allerdings auch, nach ganz konkreten Wege zur Stressbewältigung zu suchen. "Ob man Sport treibt oder Entspannungskurse besucht: Einmal in der Woche sollte man sich vornehmen, etwas für den Körper zu tun."

(magu)
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