Mettmann Die Botschafterin in Sachen Aufklärung

Mettmann · Die 26-jährige Sozialpädagogin Nora Diecks arbeitet bei "pro familia" . Sie berät in ihrem Büro in Mettmann und besucht Schulen.

 Nora Diecks wurde von der älteren Schwester aufgeklärt.

Nora Diecks wurde von der älteren Schwester aufgeklärt.

Foto: D. Janicki

Wie war das eigentlich mit der Aufklärung? Damals, vor beinahe 15 Jahren, als auch Nora Diecks viele Fragen hatte, die man nicht unbedingt den eigenen Eltern stellen möchte. "Ich habe eine ältere Schwester. Und mit Freundinnen konnte man natürlich auch reden", erinnert sich die Mitarbeiterin von pro familia an Zeiten, in denen auch das Internet noch weniger freizügig war. Heute steht die mittlerweile 26-jährige vor Jungen und Mädchen, die schon beinahe alles wissen. Aber eben auch nur beinahe, wie Nora Diecks weiß.

"Jungs haben oft völlig falsche Vorstellungen, was den Mädchen beim Sex wirklich gefallen könnte", stellt sie in Gesprächen immer wieder fest. Und darüber geredet wird heute offenbar genauso wenig wie damals. Deshalb gibt es immer noch reichlich Aufklärungsbedarf, wenn die Sozialpädagogin demnächst die Mettmanner Schulen besuchen wird. "Die Medien lösen viele Fragen im Kopf aus, die dann an den falschen Stellen oder gar nicht beantwortet werden", weiß sie.

Seit vier Monaten arbeitet Nora Diecks nun schon bei Pro familia in der Elberfelder Straße. Wenig Zeit, um sich in unzählige Gesetzestexte und Sozialverordnungen einzuarbeiten. Ohne dieses Wissen geht es jedoch nicht, da nicht nur Sexualpädagogik, sondern auch die Beratung von Schwangeren in Konfliktsituationen zum Job gehört. In beiden Themen kennt sich die engagierte und kommunikative Mitarbeiterin bestens aus.

Dass sie mit neuen Herausforderungen gut umgehen kann, verdankt sie auch einem Trend, den man durchaus auch beklagen könnte: Seit ihrem Studienabschluss im Fach Sozialpädagogik hat sie bereits in fünf Beratungsstellen gearbeitet. Und dass nicht, weil ihre Arbeitgeber mit ihr nicht zufrieden gewesen wären. Sondern deshalb, weil es heute üblich zu sein scheint, nach der Uni in befristeten Jobs darauf zu warten, dass es mal anders werden könnte. "Dadurch habe ich aber auch gelernt, mich schnell auf neue Situationen einzustellen", glaubt Nora Diecks. Man merkt ihr an, dass eine berufliche "Ochsentour" auch dazu beitragen kann, mehr Selbstvertrauen entstehen zu lassen.

Was die Rolle der Frau in der Gesellschaft betrifft, hat sie durchaus klare Vorstellungen. Und sie weiß auch, dass mit der ersten Schwangerschaft ein neuer und zuweilen mit Konflikten beladener Lebensabschnitt beginnt. "Auch wenn man heutzutage im Internet viele Informationen findet, ist man mit der eigenen Situation oft überfordert", glaubt Nora Diecks.

Sich durch Ratgeber zu wühlen und dennoch inmitten unzähliger Wegweisungen zu verzweifeln, sei auch eine Folge des medialen Überangebots: "Man muss sich immer noch selbst einordnen können und das gelingt meist nicht ohne Unterstützung." Dabei, so glaubt sie, könne sie helfen. Abgesehen davon, dass es in der entspannten Atmosphäre eines Beratungsgesprächs auch um Persönliches gehe, dass in der Anonymität des Internets nicht vorgesehen sei.

Nachdem Nora Diecks schon seit Monaten in der Beratungsarbeit von Pro familia tätig ist, soll es mit der Sexualpädagogik in den Schulen nun losgehen. "Da werde ich erstmal Mädchengruppen anbieten. Die Jungs übernimmt ein Kollege", kündigt sie an.

(magu)
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