Mettmann Die Hausfrau stirbt aus

Düsseldorf · Ursula Berger ist seit elf Jahren Vorsitzende des Hausfrauenbundes in Mettmann, der sich jetzt DHB Netzwerk Haushalt nennt. Frühjahrsputz und Sonntagsbraten gehören der Vergangenheit an, sagt sie.

Das Bild der Hausfrau hat sich in den letzten Jahrzehnten komplett geändert. Gibt es "die Hausfrau" überhaupt noch? Bestimmt nicht im ursprünglichen Sinn. Wir sprachen über mit Ursula Berger vom Deutschen Hausfrauenbund in Mettmann über den Wandel.

Frau Berger: Deutscher Hausfrauenbund – ist dieser Begriff nicht mittlerweile überaltert?

Berger Und wie. Deshalb haben wir uns im letzten Jahr umbenannt in DHB Netzwerk Haushalt. Der Name war wirklich veraltet und hatte so etwas von Kaffeekränzchen. Mich hat sogar mal ein Journalist vor einer Verabredung gefragt: "Wo stricken Sie denn Ihre Strümpfe?"

Gibt es denn die Hausfrau älterer Prägung überhaupt noch? Die Werbung zeigt uns junge, hübsche Frauen, die High Tech-Waschmaschinen bedienen und Knorr Fix in die Pfanne rühren. Ansonsten sitzen Sie gerne in der Hängematte und essen Kinderschokolade oder treffen sich mit Freundinnen zum Diät-Plausch. Ist das die Realität?

Berger Teilweise. Die moderne Hausfrau ist berufstätig und greift in der Regel wirklich abends auf Fertigprodukte zurück. Einmal in der Woche geht sie allerdings auf den Markt, um am Wochenende richtig zu kochen. Dann allerdings auch keinen Braten, so wie ich es noch kenne, sondern etwas Kurzgebratenes, das schnell geht und gesund ist. Für alles Aufwendige fehlt einfach die Zeit.

Auch wenn Frauen und Mütter nicht berufstätig sind, hat man den Eindruck, dass es nicht mehr blitzblanke Böden, weiße Gardinen und saftige Rührkuchen sind, die sie umtreiben. Womit füllt die Hausfrau heute ihren Alltag?

Berger Das Freizeitangebot ist sehr groß. Das nutzen die Frauen. Wer heute noch einen Frühjahrsputz macht, wird ausgelacht. Die Gardinen werden nicht nach dem Kalender gewaschen, sondern wenn man sie als schmutzig empfindet. Und das ist sehr gut so. Die Frauen setzen sich nicht mehr so unter Druck. Ein bisschen traurig finde ich es nur, dass unsere alte Kochkultur verlorengeht.

Entdeckt die moderne Frau eventuell im Rentenalter ihre Vorliebe für den Haushalt?

Berger Das glaube ich nicht. Eine Rentnerin wird vor allem ihre Freizeit genießen und nicht das Putzen auf einmal in den Lebensmittelpunkt stellen.

Wie berücksichtigt der Hausfrauenbund diesen Wandel, außer dass er seinen Namen geändert hat?

Berger Zum Beispiel dadurch, dass wir auch Männer aufnehmen. In Mettmann gibt es zurzeit ein männliches Mitglied. Und dann natürlich durch unser Programm. Es dreht sich viel um Verbraucher-Informationen, um die Umwelt, Informationen im medizinischen Bereich. Wir machen Ausflüge – wie im August nach Wittenberg – und hören Vorträge über Luther oder besuchen Firmen wie De Beukelaer.

Das hat wirklich wenig mit Kochen und Stopfen zu tun. Das muss doch auch jüngere Mitglieder anlocken?

Berger Leider nicht. Wir haben in Mettmann 120 Mitglieder, die sind zwischen 60 und 90 Jahre alt. Für Jüngere gibt es genug andere attraktive Angebote. Wir versuchen immer wieder durch Präsentationen und Aktionen, neue Interessenten zu gewinnen.

Isabel Klaas führte das Gespräch

(RP)
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