Analyse Die Stadt, die keine Treppe bauen kann

Mettmann · Seit Monaten liegt die Baustelle unterhalb des Lavalplatzes brach, obwohl der Aufgang schon lange fertig sein sollte.

 Die alten Stufensteine liegen seit Wochen auf der Baustellenbrache an der Straße Am Königshof. i

Die alten Stufensteine liegen seit Wochen auf der Baustellenbrache an der Straße Am Königshof. i

Foto: Dietrich janick

"Die Treppe ist die Königin der Architektur", sagte Le Corbusier. Nun kannte der schweizerisch-französische Architekt und Stadtplaner damals sicher keinen einzigen Mettmanner, aber der Satz könnte schon als kleine Entschuldigung durchgehen, wenn man das Dilemma unterhalb des Lavalplatzes sieht. Eine staubgeschwängerte Mondlandschaft, mitten drin eher zufällig abgeworfene Betonteile, die niemand mehr braucht, denn: Dort wo schon lange eine breite Treppe für Sonnenanbeter stehen sollte, herrscht ein Nichts. Auch wenn sie aus berufenem Mund die Königin ist, warum kann eine Kreisstadt eigentlich keine Treppe bauen?

Pläne, die alte, baufällige Treppe im Zuge der Projekte Königshof-Galerie und Kö-Karree abzureißen, gab es seit langem. Vor drei Jahren forderte MBV-Vorstandschef Volker Bauer schon, dass die "Schmuddeltreppe" weg müsse und das dies natürlich Sache der Stadt sei. Richtig. Die wollte auch. Konnte aber nicht immer, wenn sie wollte.

Im Dezember vergangenen Jahres der erste Stolperstein auf dem Weg zur Treppe. Beim Abriss der alten entdeckten die Arbeiter, dass die dort liegende Gasleitung knapp unter der Erde liegt. Viel zu gefährlich, um dort weiterzubauen. Weil im Winter, und vor allem in einem so saukalten, das Gas permanent weiterfließen muss, stoppte die Stadt alle Arbeiten. Warum eine Stadt nicht weiß, wo und wie tief ihre Leitungen liegen, ging im allgemeinen Stirnrunzeln der Beobachter unter. Eine neue, tiefer gelegte Leitung musste her. Ging aber nicht. Zu kalt, auch der Neubau und das Abklemmen der alten dauerte seine Zeit. Mehrkosten? Nicht schlimm, es gebe ein finanzielles Polster in den Planungen, hieß es.

Als endlich das Leitungsproblem gelöst war, waren die Bauarbeiter zwar nicht über alle Berge, aber nebenan, an der Kö-Galerie. Die, die die Treppe bauen sollten, mussten nun schnell die Bürgersteige fertigstellen, denn der Eröffnungstag, der 14. März, drückte aufs Tempo. Still ruhte die Treppenbaustelle.

Einige Bauarbeiter hatten Ende April mit dem Legen der ersten Treppenstufen hinauf zum Lavalplatz bereits begonnen, da stoppte die Stadt das Ganze. Sie warf der Baufirma vor, in miserabler Qualität zu bauen. Hohlräume im Beton, stümperhaft zurechtgeschnittene Betonstufen aneinander gereiht, all das mochte die Verwaltung nicht hinnehmen, bis das ganze Drama bis zum Lavalplatz hinauf hochgebaut ist. Alle Stufen wurden herausgerissen, liegen bis heute herrenlos auf der nur notdürftig mit Zäunen gesicherten Baustelle.

Ist aber nicht so schlimm, wir einigen uns mit der Firma kurzfristig auf die Schadensregulierung, kündigte Fachbereichsleiter Kurt-Werner Geschorec an. Ende Mai sollte der Aufgang endlich fertig sein. Von wegen. Die Stadt hatte das Spiel ohne den Lieferanten der neu bestellten Natursteine gemacht. Jetzt sollten es nämlich nicht mehr schnöde Betonteile sein, jetzt sollte Besseres an den Berg. Mehrkosten? Nö. Das spare man an anderer Stelle ein, hieß es lapidar am 4. Mai. Aber, Entschuldigung, der Zeitplan, bis Ende Mai fertig zu sein, der könne natürlich nicht eingehalten werden.

Still ruht die Treppenbaustelle noch immer. Wahrscheinlich bis Ende Mitte Juni läuft nichts. Die Lieferzeit für die Natursteintreppen führt zur erneuten Verzögerung. Immerhin ließ die Stadt über Stephan Kopp, Abteilungsleiter Bauen, die Katze aus dem Sack: zehn bis 15 Prozent Mehrpreis. Wir erinnern uns: Das könne an anderer Stelle eingespart werden, hieß es. Wenn das immer so einfach ist, fragt man sich, warum 1. Die Kosten am Anfang so hoch angesetzt werden? oder 2. wieso Sparen an anderer Stelle anscheinend so einfach ist?

Fazit: Wir hoffen wenigstens, dass die Treppe noch vor dem Winter fertig wird, denn dann kann man sich da auch mal in die Sonne setzen.

(RP)
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