Erkrath Die Zeit als ein kostbares und flüchtiges Geschenk

Düsseldorf · „Die Zeit, sie ist ein sonderbar Ding. Wenn man so hinsieht, ist sie rein gar nichts. Und dann auf einmal spürt man nichts als sie“, sinniert die Marschallin in der Oper „Rosenkavalier“ von Richard Strauß über das Altern. Wer sich mit der Zeit befasst, den lässt sie nicht mehr los. Zu jenen gehört auch Hans-Joachim Uthke, Haaner Künstler mit umfangreichem internationalen Ausstellungskatalog, für den „Zeit“ ein großes Thema ist.

Aus seinem breitgefächerten Fundus hat er rund 50 feinsinnige Arbeiten zusammengestellt, die bis zum 14. März in Foyers, Konferenzräumen und im Treppenhaus des Franziskus-Hospiz Hochdahl zu sehen sind. „Zeit, die den Kranken bei uns im Hospiz noch bleibt, bekommt einen oftmals gänzlich anderen Wert als für uns“, führte Ulrike Proba-Köhler, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Hauses, bei der Vernissage im Rahmen des Neujahrsempfangs in die Ausstellung ein. Sie sei – wie auch der Titel eines Bildes – „gewichtete Zeit“: Zeit, die bleibt, zu nutzen. Zeit, die bleibt, zu schätzen. Zeit, die bleibt, anders zu bewerten. „Das ist eine Lektion, die uns von den Kranken immer wieder erteilt wird.“

Zwei stilvolle Rosen

Uthkes Bilder – Kaltnadelradierungen, Gouachen, Collagen, Alugraphien, Bleistift- und Tuschezeichnungen – sind nichts für den kurzen Augenblick. Jede Arbeit lädt ein, genauer hinzusehen, zu lesen, nachdenklich zu werden, zu hinterfragen – vielleicht auch zu schmunzeln. Zwei stilvolle Rosen stehen für die Aufforderung, sich Zeit zu nehmen, zu lieben. Ein Schachbrett mit Figuren und collagiertem Text steht für „nimm dir Zeit, um nachzudenken“. Dass Zeit kostbar, fragil und nicht festzuhalten ist, zeigt er mit einem Schmetterling, der zart und leicht auf einer Waage sitzt. Titel des Bildes: „Was wiegt heute ein Schmetterling?“ Für die Herrschaft der Zeit, unter die sich der Mensch oft selbstgewählt begibt, hat er das Kunstwort „Chronokratie“ erfunden. In zwei Kaltnadelradierungen weist er auf Zwänge und Termine.

Uthke ist nicht nur ein meisterhafter Zeichner feinster Details. Er hat ein Faible für Zitate und Aphorismen. Neben „Zeit“ sind sie für ihn ein anderes wichtiges Thema. Bei den Aphoristentagen in Hattingen im letzten Jahren lernte er beispielsweise einen Rabbi aus Jerusalem kennen, der seither Aphorismen für ihn schreibt. In gestochen schöner Handschrift verbindet Uthke pointiert Klassiker-Texte oder spitzfindige Sätze mit bildnerischen Elementen und gibt so den Gedanken des Betrachters eine neue Richtung. Oder er nimmt die Titel wörtlich. „Augenblicke“ sind tatsächlich vier blickende Augenpaare, „Einstein in der vierten Generation“ vier gezeichnete Steine.

„Zeit“-Ausstellung geöffnet bis 14. März, Mo-Fr von 9-17 Uhr, am Wochenende nach Vereinbarung, Franziskus-Hospiz Hochdahl, Trills 27, Tel. 02104 93720.

(RP)
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