Mettmann Ein Ankerplatz für Alleingelassene

Mettmann · Adventsfeier der Caritas-Wohnungslosenhilfe. Klienten werden beraten und ihnen neue Perspektiven aufgezeigt.

 Klaus Gärtner (r.) im Gespräch mit zwei Besuchern der Adventsfeier der Wohnungslosenhilfe.

Klaus Gärtner (r.) im Gespräch mit zwei Besuchern der Adventsfeier der Wohnungslosenhilfe.

Foto: Dietrich Janicki

Die Caritas-Wohnungslosenhilfe hatte gestern zur Adventsfeier in das Kaplan-Flintrop-Haus eingeladen. Viele Menschen nutzten das Angebot. Bei einem vorweihnachtlichen Brunch trafen sich die Klienten, sprachen miteinander und freuten sich über die klassische Weihnachtstüte mit Leckereien und nützlichen Kleinigkeiten. Mit dabei waren Pfarrer Herbert Ullmann, Vikar Nikolai Tischler und Bürgermeister Bernd Günther.

Klaus Gärtner (54), der seit neun Jahren die Wohnungshilfe leitet und seit 13 Jahren dort arbeitet, weiß, dass der Name Wohnungslosenhilfe eigentlich falsch ist. "Sicherlich besitzen einige Klienten keine Wohnung und leben in den Obdachlosen-Unterkünften auf dem Hammerplatz und an der Danziger Straße. Doch die meisten besitzen eine Wohnung." Diese Menschen nutzen ebenfalls den Treff an der Lutterbecker Straße. Dort gibt es täglich ein kostengünstiges Frühstück und ein frisch zubereitetes Mittagessen. Die Menschen können sich dort duschen, ihre Wäsche waschen und - ganz wichtig - sie können sich Rat und Unterstützung holen. So wie ein 53-jähriger Mettmanner. Wie bei vielen Klienten gab es in seinem Leben einen Bruch. Er war gerade mal 15, als er die ersten Drogen nahm. "Die Droge war der Ersatz für mein verkorkstes Elternhaus", sagt er. Also quasi eine Art Liebesersatz, wie er erzählt. Es folgte der Absturz. Ein Leben zwischen Knast und Therapie und dies in immer kürzeren Abständen. Die Ehe ging in die Brüche, mit seiner Tochter kommuniziert er via Skype. Sie lebt in Spanien. Er selbst ist heute clean und wird mit Methadon substituiert. "Die Adventsfeier der Wohnungslosenhilfe ist eine gute Sache. Hier trifft man Menschen mit ähnlichen Schicksalen", sagt er. Er hat eine Wohnung, allerdings keine Arbeit und lebt von Hartz IV.

So wie die Meisten, die gestern ins Kaplan-Flintrop-Haus kamen. "Es sind Menschen, bei denen mal was schief gelaufen ist", sagt Klaus Gärtner. Menschen, die an der Scheidung zerbrochen sind, an einer Krankheit, an der Droge oder am Alkohol. "Dann setzt sich die Abwärtsspitale in Gang", sagt Gärtner. "Und irgendwann sitzen sie auf der Straße." Dann greift die Wohnungslosenhilfe der Caritas. "Wir vermitteln und leisten Hilfestellung", betont Gärtner. Er weiß, dass es oft die kleinen positiven Schritte und Veränderungen sind, die den Menschen neue Hoffnung machen. Aber: "Wir werden keinen Topjob vermitteln können", fügt er hinzu.

Für ihn selbst ist sein Beruf eine ständige Herausforderung. Er kennt viele Einzelschicksale, die ihn natürlich bewegen. "Die meisten Leute hier sind seit ihrer Kindheit schwer traumatisiert", bemerkt er, und erzählt von Schicksalen, um die viele Menschen am liebsten einen großen Bogen machen würden. Auch deshalb, weil mit dem aus der "normalen Bahn" geratenem Leben gleich auch dem ganzen Menschen der Makel "gescheitert" angeheftet wird. Beinahe so, als könnte es nicht jedem passieren, an den Härten des Alltags zu zerbrechen. "Den Leuten wird meist selbst die Schuld gegeben. Davon halte ich überhaupt nichts", stellt Klaus Gärtner klar.

(RP)
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