Mettmann Ein Musik-Vermarkter hat Riesen-Erfolg

Mettmann · Robert Ivankovic nutzt die sozialen Medien für den Vertrieb von Popmusik. Sein Büro ist an der Elberfelder Straße.

 Robert Ivankovic arbeitet mit Musikdirektor Markus Hartmann von Starwatch zusammen.

Robert Ivankovic arbeitet mit Musikdirektor Markus Hartmann von Starwatch zusammen.

Foto: Dietrich Janicki

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort die richtigen Menschen treffen - wie man diesen Sternenstaub, aus dem Showbiz-Märchen entstehen, einfangen kann, weiß Robert Ivankovic inzwischen. Als junger Hip Hop-Fan war er im Jahr 2005 aus dem platten Münsterland nach Mettmann gezogen. Sein Vater hatte gerade seine Gastronomie am Jubiläumsplatz eröffnet und die Familie nachgeholt. Damals galt noch Berlin als Zentrale des deutschen Hip Hops. Doch ein anderer Mettmanner, Elvir Omerbegovic, hatte gerade damit begonnen, das Epizentrum des Hip Hop in den Westen der Republik zu verschieben. Innerhalb von zehn Jahren entwickelte der Gründer sein Unternehmen Selfmade Records zum größten Genre-Label Deutschlands. Diesen Kometenaufstieg erlebte Robert "Robo" Ivankovic hautnah mit.

Zunächst betreute er das Internet-Forum von Selfmade Records; später übernahm er die Produktbegleitung, unter anderem für Rapkönig Kollegah. Nebenher studierte er Medienmanagement und wagte nach dem Abschluss den Sprung in die Selbstständigkeit als Musikvermarkter namens Takeover: "Ich habe mich darauf spezialisiert, vermeintlich rein digitale Themen in der analogen Musikwelt zu verankern." Vier Jahre ist die Firmengeburt nun her. Das gewachsene Team besteht derweil aus Ivankovic selbst, zwei festen Mitarbeitern und einer Vielzahl von Freelancern, die in die einzelnen Projekte eingebunden sind. Gemeinsam bezog man ein schmuckes Loftbüro an der Elberfelder Straße. Den musikalischen Schwerpunkt bildet jedoch nicht Hip Hop, sondern Popmusik. Ein auf die sozialen Medien gestützte Vertrieb ist das Rezept, das den Erfolg brachte, verrät Ivankovic: "Selber Inhalte zu schaffen, in origineller Art und Weise, ist unsere Kernaufgabe." Über die zahlreichen Onlinekanäle laufen deshalb stetig Videobeiträge, mit denen die Künstler ihre Fans hinter die Kulissen schauen lassen und sich ganz persönlich backstage oder im Privatleben zeigen. Die Digitalisierung hat alles stark verändert, beschreibt Ivankovic den schwierigen Markt: "Wir glauben, dass Musik nutzbar bleiben muss." Takeover setzt deshalb etwa auf Sondereditionen der Alben, die als Premiumboxen in einer eigenen Werkstatt in Solingen zusammengestellt werden. Solch ureigenem Marketing möchte der Endzwanziger Ivankovic treu bleiben wie seinen stilprägenden Basecaps: "Ich sehe mich ein bisschen als Gegenläufer zur etablierten Musikindustrie." Seine Inspirationsquelle ist das Internet, doch sein Hauptwerkzeug ist ein legendenumwobenes braunes Notizbuch, in dem der Kreativkopf alle Ideen der letzten drei Jahre festgehalten hat. Bislang hat Takeover überwiegend Musiker aus der Region vertreten. Die Möglichkeit des ständigen Austausches hat die Künstlerbande zusammengeschweißt. Mittlerweile leben fast alle in nächster Nachbarschaft in Solingen. Den ersten Vertrag schloss Ivankovic mit dem Düsseldorfer Kayef ab. Dessen aktuelles Album "Chaos" erreichte im Oktober 2016 Chartplatz Vier in Deutschland. Mit Kayefs Freund Liont konnte ein ähnlicher Erfolg gefeiert werden, als sein Album "Löwenkind" gar auf dem zweiten Platz der deutschen Charts stand.

Topaktuell für Ivankovic ist die jüngst getroffene Kooperationsvereinbarung mit dem Musikdirektor Markus Hartmann von Starwatch Entertainment. Das Label ist eine hundertprozentige Tochter von ProSieben Sat1. Die beiden Welten der flinken Mettmanner Alternativagentur und der finanz- und werbemächtigen Branchengröße aus München sollen zueinander geführt werden und neue Künstler mit unkonventionellen wie bewährten Methoden ans Publikum gebracht werden.

Der Ball liegt nun zunächst bei den Vordenkern von Takeover. Ivankovic verspricht neuen Sternenstaubzauber: "Wir sind wieder auf Themensuche."

(lard)
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