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Mettmann · Klaus Bartel wohnt in der Oberstadt und bringt sich ein. Ihn stört die Nörgelei über die Kreisstadt.

 Zwischen Pferdebrunnen und Stadtgeschichtshaus: Klaus Bartel lebt in der Mittelstraße.

Zwischen Pferdebrunnen und Stadtgeschichtshaus: Klaus Bartel lebt in der Mittelstraße.

Foto: Dietrich Janicki

Eigentlich war schon alles gesagt. Klaus Bartel hatte von der Oberstadt-Initiative erzählt. Und auch von sich selbst. Obwohl er das nur ungern tut, um nicht als Vorreiter von etwas wahrgenommen zu werden, dass auch auf den Schultern vieler Mitstreiter ruht. Und dann, nach einer langen Plauderei in seiner gemütlichen Altbauküche, fällt ihm plötzlich doch noch etwas ein. "Ich mag Mettmann. Mit seinen Stärken und Schwächen".

Wer einen solchen Satz verstehen möchte, ohne von seiner vermeintlichen Selbstverständlichkeit irritiert zu sein, muss wohl tief in die "Mettmanner Seele" eintauchen. Dort brodelt es zuweilen heftig. Oft wird genörgelt, überschwängliches Lob ist selten geworden. Derweil lebt in der Wohnung der Bartels inmitten der Oberstadt ein anderer Geist. Aus seinem Fenster schaut Klaus Bartel auf die Mittelstraße und das Stadtgeschichtshaus.

Auch wenn es nicht die Wiener Kaffeehaus-Kultur ist, so kann man doch ein kleines Stück davon auch auf dem Mettmanner Marktplatz atmen. Man kennt sich, man grüßt sich und oft gibt es auch etwas zu erzählen. Man kann sich gut vorstellen, dass Klaus Bartel sich gern für all das engagiert. Und dass er nicht müde wird die Schwarzseher daran zu erinnern, dass es viele liebenswerte Seiten einer Stadt gibt, in der er selbst schon seit beinahe 30 Jahren wohnt.

Manchmal kommt es vor, dass er wegen seines Engagements für die Oberstadt belächelt wird. So manch einer kann offenbar nicht verstehen, warum sich jemand diese "Sisyphosarbeit" antut: Den Stein immer wieder nach oben zu rollen, um dann zu hören, dass wieder mal ein Laden zumacht. Klaus Bartel hingegen sieht die Dinge anders: "Man muss natürlich dicke Bretter bohren. Aber es lohnt sich."

Wer sein Tun beobachtet, dem fällt durchaus auf, dass der Koordinator dennoch nicht gern in der ersten Reihe steht. Oder man muss es wohl besser so sagen: Als Moderator legt Klaus Bartel viel Wert auf Gemeinsinn und möchte nicht als Einzelkämpfer wahrgenommen werden. Dass Alleingänge nur selten zum Ziel führen, weiß er auch aus beruflicher Erfahrung.

Als Personalentwickler kennt er die Tücken eines übersteigerten "Egos" nur allzu gut. Wer nun allerdings glaubt, dass er sich hinter den Statements anderer versteckt, sollte sich eines Besseren belehren lassen. "Ich werde als Moderator doch nicht meinungslos", stellt er klar. Auch seine Mitstreiter wissen, dass Klaus Bartel sich zu gegebener Zeit durchaus zu Wort meldet.

Und nicht nur das: Viele Weggefährten und auch die Mettmanner Sozialdemokraten dürften sich an hitzige Debatten mit einem streitbaren Parteigenossen erinnern. Klaus Bartel selbst kommt an dieser Stelle ein Satz des Sozialphilosophen Max Weber in den Sinn: "Politik ist das Bohren von dicken Brettern mit Leidenschaft und Augenmaß".

Mehr als 20 000 dieser Aphorismen diverser Dichter und Denker hat er über Jahrzehnte hinweg gesammelt und auf seiner Festplatte gespeichert. "Das ist auch ein Stück Selbsttherapie", gibt er schmunzelnd zu. Übrigens: Wer den Liebhaber sogenannter "Podcasts" zuhause besucht, könnte ihn beim Hören eines philosophischen oder politischen Radiomitschnitts ertappen. Die intellektuelle Auseinandersetzung sei ihm wichtig, sagt Klaus Bartel über sein größtes Hobby. Und sie ist wohl auch eine Kraftquelle, um weiter den Stein des Sisyphos nach oben rollen und dicke Bretter bohren zu können.

Auf Pläne für die Oberstadt angesprochen, hat er eine klare Antwort: "Alles, was wir dort tun, muss besser sein als es vorher war." Damit ist die Marschrichtung klar: Es wird weitergehen. Und wir dürfen gespannt sein.

(magu)
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