Interview: Serie Mein Job Im Grünen Er verpasst dem Rasen die tägliche Rasur

Mettmann · Peter Stappenbeck kümmert sich seit 18 Jahren um die Anlage des Golfclubs Mettmann. Mit sechs Mitarbeitern hält er die Platzanlage ganzjährig bespielbar. Die Bewässerungsleitungen sind 18 Kilometer lang.

 Dem Rasen verpasst Peter Stappenbeck täglich eine Frisur. Die Golfer sollen beim Einlochen optimale Verhältnisse vorfinden.

Dem Rasen verpasst Peter Stappenbeck täglich eine Frisur. Die Golfer sollen beim Einlochen optimale Verhältnisse vorfinden.

Foto: Dietrich Janicki

Mettmann Peter Stappenbeck liebt Grün, genauer gesagt das Grün, sein Grün, das er Tag für Tag hegt und pflegt. Nur wenn es ihm morgens schon frisch und satt entgegen leuchtet, ist der 49-Jährige zufrieden. Sind die Halme geknickt, leidet er mit. "Wenn hier die Buggys fahren und auch mal abrutschen oder als eine Dame neulich die Schwertlilien zerstört hat, um an den Ball zu kommen, ist das für mich nur schwer zu ertragen", sagt der Greenkeeper vom Golfclub Mettmann. Er ist dafür verantwortlich, dass der Ball rollt und nicht hoppelt.

Deshalb verpasst er dem Rasen täglich eine Rasur. Englisch müssen sie sein, zumindest die Grüns. Unkraut hat auf dem dichten grünen Teppich keine Chance. Das darf höchsten im Hard-Rough sprießen, denn dort kommt der Mäher nur alle zwei Wochen vorbei. Dann freuen sich auch die Spieler, denn sie haben die Chance den einen oder anderen Ball wiederzufinden, der ins Abseits geraten ist. "Das Semi-Rough ist einmal in der Woche dran, Fairways und Abschläge jeden zweiten Tag", sagt Peter Stappenbeck.

Wenn er mal nicht auf dem Mäher sitzt, zwischen den 18 Löchern seine Kreise zieht und Konturen in die Fairways schneidet, kümmert er sich um die Bewässerung, erstellt Dünge- und Pflegepläne oder hält den Fuhrpark in Ordnung. "Die Wartung der Maschinen, Inspektionen oder Messer schärfen - das übernehmen wir alles selbst. Dazu gehört viel technisches Verständnis", sagt der gelernte Schlosser.

Er war ursprünglich bei einem Händler tätig und hat sich dort um die Mäher gekümmert. "Für den Golfclub haben wir hin und wieder Garantiefälle übernommen", erinnert sich Peter Stappenbeck. Als der Vorstand einen Pfleger für den Platz suchte und ihm ein Angebot machte, konnte er nicht ablehnen. Die Entscheidung hat er in den vergangenen 18 Jahren keine Sekunde lang bereut. "Die Vielfalt meiner Aufgaben, die Arbeit an der frischen Luft, die verschiedenen Grünflächen und den umfangreichen Fuhrpark schätze ich besonders."

Sein Arbeitstag beginnt bereits um sechs Uhr früh mit der Aufgabenverteilung an die sechs Mitarbeiter. Sobald jeder weiß, was zu tun ist, besteht für alle die Kunst darin, sich auf dem Grün möglichst unsichtbar zu machen. "Wir versuchen die Sportler so wenig wie möglich zu stören. Doch gerade die, die morgens starten, haben oft wenig Verständnis für unsere Arbeit."

Bis alle 27 Grüns inklusive der Driving Ranch, dem Kurzplatz, Chipping- und Putting-Grün auf die perfekte Länge gebracht sind, vergehen mindestens viereinhalb Stunden. Vor einem der zahlreichen Turniere der Saison gibt es noch mehr zu tun. Dann müssen Peter Stappenbeck und sein Team sämtliche Abfalleimer auf der Anlage leeren, Fahnen umsetzen und Abschläge anpassen. "Damit versuchen wir die Bodenbelastung zu begrenzen." Denn Zeit zur Regeneration bleibt dem Rasen kaum. Er muss das ganze Jahr über bespielbar sein.

"Im Winter ist besonders viel Fingerspitzengefühl nötig. Dann müssen wir die Golfer geschickt rechts oder links an den belasteten Stellen vorbeilenken und wenn es gar nicht anders geht, Wintergrüns mit besonders großen Löchern ausmähen." Die Monate Januar bis März sind für Peter Stappenbeck besonders schwierig, denn dann wächst das Gras kaum und nimmt die ständige Beanspruchung krumm. In dieser Zeit kann er kaum etwas für das Grün tun und versucht daher Überstunden abzubauen. Denn die häufen sich im Frühjahr und Sommer. "Dann sind wir sieben Tage in der Woche hier beschäftigt.

Sobald die Temperaturen über zehn Grad Celsius ansteigen, sprießt alles und wir legen die Basis für die Saison." Dazu gehört nicht nur der Grünschnitt, auf dem 1,5 Hektar großen Gelände sind auch Hecken zu schneiden, Teiche zu säubern und Bunker zu harken. Die Sandgruben fallen vor allem nach starken Regenfällen häufig in sich zusammen und müssen mühsam ausgeschaufelt werden. "Das sehe ich als Herausforderung und nicht mit Frust", sagt der Fachmann.

Er ist auf Wind und Wetter vorbereitet. Seine eigene Witterungsstation liefert ihm jederzeit Informationen über Temperatur und Feuchtigkeit im Boden. "Wenn heiße Sommertage bevorstehen, müssen wir rechtzeitig reagieren und 18 Kilometer Bewässerungsleitungen kontrollieren." Schließlich soll das Grün auch dann grün bleiben.

(domi)
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