Analyse Es fehlen Unterkünfte für Flüchtlinge

Mettmann · Das Land weist den Kommunen immer mehr Menschen zu. Die wissen nicht mehr, wo und wie sie die Flüchtlinge unterbringen sollen. Es fehlen Wohnungen für anerkannte Asylbewerber. Der Soziale Wohnungsbau wurde vernachlässigt.

 Die Erdarbeiten für die neue Flüchtlingsunterkunft an der Sportanlage auf dem Pfennig haben begonnen. Hier sollen ab Mai/Juni 100 Menschen leben.

Die Erdarbeiten für die neue Flüchtlingsunterkunft an der Sportanlage auf dem Pfennig haben begonnen. Hier sollen ab Mai/Juni 100 Menschen leben.

Foto: Dietrich Janicki

Sollten in den nächsten Monaten so wichtige Fragen wie Arbeit und Wohnungen, beziehungsweise Unterkünfte für Flüchtlinge nicht gelöst oder zumindest teilweise gelöst werden, wird die Situation in Mettmann (und auch in anderen Kommunen) sehr schwierig werden, man könnte auch sagen eskalieren.

Das Land macht es sich derzeit sehr einfach und sendet jede Menge Flüchtlinge aus den Landesunterkünften in die Städte. Der Landesregierung ist es ziemlich egal, ob diese Menschen menschenwürdig untergebracht werden oder nicht, Hauptsache die Quote der Zuteilung wird erfüllt, sagen hinter vorgehaltener Hand Mitarbeiter der Sozialämter. Konkret: In Mettmann werden ab dem neuen Jahr 30 Flüchtlinge wieder in der Gymnastikhalle am KHG "hausen". Nur künstliche Beleuchtung, keine Fenster, Glasbausteine, Sperrholzverschläge, in denen acht beziehungsweise zwölf Menschen schlafen, wohnen und essen. Ähnlich wird es am Borner Weg aussehen. Auch dort werden 30 Flüchtlinge laut Sozialdezernentin Ute Piegeler in die Turnhalle einquartiert. Wie lange sie dort und am KHG leben werden, ist völlig offen. Die neue Flüchtlingsunterkunft am HHG, die eigentlich für Familien gedacht war, wird auch von alleinstehenden Männern belegt werden. Es fehlt an Platz. 100 Menschen sollen dort ab Mai/Juni wohnen. In Mettmann leben derzeit laut Sozialamtsleiter Marko Sucic 537 Asylanten, Asylbewerber und geduldete Flüchtlinge. 117 neue Flüchtlinge werden insgesamt hinzu kommen. In den letzten Wochen wurden bereits 50 Flüchtlinge aus Landesunterkünften Mettmann zugewiesen. Sie leben zum größten Teil im Camp an der Seibelstraße. Dort und an der Talstraße wird jetzt "verdichtet", wie es heißt. Das bedeutet: Alle verfügbaren Kapazitäten werden ausgeschöpft. Ein weiteres Problem: Über 40 anerkannte Flüchtlinge leben in städtischen Unterkünften. Sie könnten ohne Probleme in eine Wohnung ziehen - und damit Platz für neue Flüchtlinge machen - und ganz normal arbeiten, Geld verdienen und Steuern bezahlen. Aber: Es gibt keine preiswerten Wohnungen in Mettmann. Und wenn ja, sperren sich einige Vermieter, sie an Flüchtlinge zu vermieten. Denn: Wie lange gilt ihr Aufenthaltsstatus - ein Jahr oder zwei und dann? Jahrelang wurde der Soziale Wohnungsbau in Mettmann vernachlässigt. Jetzt kommt die Quittung. Eine Arbeitsstelle zu bekommen, ist nicht einfach. Das gilt allerdings nicht nur für Flüchtlinge. Die meisten Flüchtlinge sind ungelernte Hilfsarbeiter. Es wird Jahre dauern, bis sie in eine Ausbildung kommen, wenn überhaupt. Das Prekariat wird immer größer werden. Ein weiteres Problem ist die Rückführung von nicht anerkannten Flüchtlingen. Der Prozess dauert viel zu lang.

Die erste Generation der Flüchtlinge, die im August und September 2015 nach Deutschland kamen, waren zum größten Teil Flüchtlinge, die vor Krieg und Gewalt geflohen sind. Jetzt sind es mehr und mehr Menschen, vor allem aus dem Osten, dem Balkan und Indien, die vor allem aus wirtschaftlichen Gründen nach Deutschland kommen. Dies ist legitim, fällt aber nicht unter den Asylstatus.

Fazit: Die Integration der Flüchtlinge in die Gesellschaft ist eine Mammutaufgabe. Zumal die Zahl der ehrenamtlichen Helfer immer weniger wird. Politik, Wirtschaft und wir alle sind mehr denn je gefordert. Die Flüchtlinge natürlich auch.

(RP)
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