Interview: Ines Rainer "Essen ist zu schade, um es wegzuwerfen"

Mettmann · Die Mettmannerin ist Mitbegründerin des Internetnetzwerks foodsharing.de - gegen Lebensmittelverschwendung.

 Am Kulturausbesserungswerk Opladen wird mit Hilfe einer ausrangierten Telefonzelle die Foodsharing-Idee gelebt.

Am Kulturausbesserungswerk Opladen wird mit Hilfe einer ausrangierten Telefonzelle die Foodsharing-Idee gelebt.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Mettmann Ines Rainer ist Mitbegründerin des Internetnetzwerks foodsharing.de. Durch ihren Vater, den Mettmanner Maßschuhmacher Rolf Rainer, ist sie der Stadt sehr verbunden - und freut sich, dass auch in Mettmann Menschen ihre Lebensmittel teilen.

 Ines Rainer hat das Foodsharing-Netzwerk mitbegründet.

Ines Rainer hat das Foodsharing-Netzwerk mitbegründet.

Foto: Privat

Welches Konzept steht hinter Foodsharing?

Rainer Ganz einfach: Oft kaufen Menschen zu viel ein und merken, dass sie selbst gar nicht alles verbrauchen können. Oder sie werfen vor dem Urlaub viele Lebensmittel weg. Oder nach einer Party gibt es jede Menge Reste. Auch Geschäfte oder Restaurants haben meist viele Lebensmittel übrig. Diese Lebensmittel kann man auf der Internetseite einstellen und jemand anderes kann sie kostenlos abholen. Essen ist zu schade, um es wegzuwerfen.

Wie kam es zu dieser Idee?

Rainer Ich arbeite für eine Kölner Fernsehproduktionsfirma, die unter anderem eine Verbrauchersendung für den WDR produziert. In einer Sendung ging es unter anderem um das Thema Lebensmittelverschwendung. Während der Recherche zu der Sendung war ich schockiert von den Zahlen: Allein jeder Deutsche wirft pro Kopf pro Jahr mehr als 80 Kilogramm Lebensmittel in die Mülltonne. Da habe ich überlegt, was man dagegen tun kann.

Mit einer Internetseite...

Rainer Genau. Ich habe Valentin Thurn, den Regisseur des Films "Taste the waste", kennengelernt. Mit einigen anderen Interessierten haben wir das Konzept für die Internetseite entwickelt. Finanziert haben wir alles mittels Crowdfunding, dass heißt wir haben über das Internet Menschen gefunden, die in unsere Idee investiert haben.

Wie hat sich das Projekt entwickelt?

Rainer Wir sind im Dezember 2012 online gegangen. Inzwischen haben wir 34 000 aktive Nutzer und bereits 30 Tonnen Lebensmittel vor der Mülltonne bewahrt. Überwiegend wird das Angebot in großen Städten genutzt, aber auch in kleineren Städten wird es immer bekannter. Mettmann lag vor einiger Zeit sogar mit 14 eingestellten Lebensmittelkörben auf Platz eins des Tagesrankings. Das freut mich sehr.

Wer macht mit?

Rainer Mittlerweile haben wir ein bundesweites Netzwerk, mit mehr als 3000 ehrenamtlichen Helfern. Dazu gehören überwiegend junge Leute. Sie verbreiten die Idee beispielsweise als offizielle Botschafter oder holen Lebensmittel bei Geschäften ab, um sie weiter zu verteilen. Die Nutzer hingegen sind bunt gemischt. Es sind unter anderem alleinerziehende Mütter angemeldet, die durch die geschenkten Lebensmittel etwas Geld sparen.

Funktioniert das mit allen Lebensmitteln? Sie laufen ja zum Teil recht schnell ab.

Rainer Auf der Internetseite gibt es klare Regeln, was man teilen darf und was nicht. Generell gilt aber: Alles was man selbst noch für gut, also 'essbar' hält, darf auch geteilt werden. Außerdem ist das Mindesthaltbarkeitsdatum genau das: Die Mindesthaltbarkeit. Das heißt, die meisten Lebensmittel sind viel länger haltbar. Man sollte vielmehr auf seine Sinne vertrauen und an den Lebensmitteln riechen, sie genau betrachten oder auch mal probieren, bevor man sie vorschnell wegwirft.

Wie oft nutzen Sie foodsharing?

Rainer Privat eher selten. Ich wohne in einer Wohngemeinschaft und da findet sich immer irgendjemand, der die Lebensmittel der anderen mitnutzen kann. Im Büro nutze ich foodsharing ab und an, da wir des Öfteren nach Dreharbeiten Lebensmittel übrig haben.

INA ARMBRUSTER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(arm)
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