Mettmann Faible für Philosophen und für Hape Kerkeling

Mettmann · Serie: "Ein Blicks ins Bücherregal von ...": Hajo Buch, Ex-Direktor des Heinrich-Heine Gymnasiums, hat immer ein klassisches Zitat parat.

 Hajo Buch findet sich in seinem üppig bestückten Bücherregal blind zurecht.

Hajo Buch findet sich in seinem üppig bestückten Bücherregal blind zurecht.

Foto: Dietrich Janicki

Eigentlich sollte es nur ein Blick ins Bücherregal werden. Und dann wurde der Besuch bei Dr. Hajo Buch ein literarisches Erlebnis inmitten von Heine, Werfel und Claudius. Wer mit den Namen der drei Herren nichts anfangen kann, dem sei gesagt: Sie gehören zu den Großen inmitten von Lyrik und Prosa. Der ehemalige Rektor des Heinrich-Heine-Gymnasiums kennt sie alle - und selbstverständlich gehören ihre Werke zur heimischen Büchersammlung. Aber nicht nur das: Als Rezitator kennt sich Hajo Buch bestens aus im Oevre der Klassiker. Dabei kommt ihm vieles so leicht über die Lippen, dass man meinen könnte, da säße jemand den ganzen Tag in Dichtkunst versunken im Sessel. Dass dem nicht so ist, gibt der Liebhaber klassischer Literatur gerne zu.

Schaut man in das Bücherregal im Wohnzimmer, steht dort Buchrücken an Buchrücken. Auf dem Tisch liegt Euripides "Medea", aus dem Arbeitszimmer holt Hajo Buch noch einen Stapel der derzeitigen Lese-Favoriten. Ob es nun die Gedanken zur Gelassenheit im Alter des Lebenskunst-Philosophen Wilhelm Schmid sind, oder die autobiografischen Erinnerungen von Hape Kerkeling: Irgendwie liest er immer irgendwas.

Begonnen hat die Liaison mit der Literatur übrigens schon recht früh. "Mit zweieinhalb Jahren stand ich beim Gottesdienst auf einem Stuhl, um die Weihnachtsgeschichte aufzusagen", erinnert sich Hajo Buch an die ersten Schritte durch die Welt der literarischen Vortragskunst. Danach war es dann Karl May - und irgendwann kam Goethe. Noch heute sitzt der Philologe gern in Buchhandlungen in einer ruhigen Ecke, um in Klappentexten zu lesen. Dort tut er übrigens hin und wieder etwas, dass unter Buchliebhabern einen eher zweifelhaften Ruf genießt: "Ich schaue auch schon mal auf die letzte Seite." Allerdings gibt's die plausible Erklärung gleich mitgeliefert: "Ich möchte wissen, wie ein Buch gemacht ist. Ganz im Sinne Gottfried Benns, der einst sagte: Ein Gedicht entsteht sehr selten - ein Gedicht wird gemacht." Offenbar gab es etliche Werke, die den Letzte-Seite-Test mit Bravour bestanden haben. Und die stehen jetzt aneinander gereiht im Bücherregal. Wo andere verzweifelt suchen müssen, findet Hajo Buch alles schnell: "Es beginnt links oben mit dem Alten und dem Neuen Testament. Nach der Kirchenlehre kommen die Klassiker und danach die Romantiker."

Im Laufe der Lebensjahrzehnte habe er sich schon von dem einen oder anderen Schmöker trennen müssen, weil einfach nicht mehr genug Platz war. Gelesen hat er sie übrigens alle - ein Buch sei für ihn nun mal ein Gebrauchsgegenstand und nichts, was nur fürs intellektuelle Ambiente im Regal steht. Und ja, er schaut auch schon mal bei Freunden ins Bücherregal. "Die wissen das aber und ich halte mich mit Kommentaren zurück", sagt er schmunzelnd. Auch seine Schüler konnte Hajo Buch früher von dem einen oder anderen Autor begeistern. Dass man heutzutage in Klassenzimmern kaum noch jemandem Goethes "Faust" zumuten möchte, findet er schade.

(magu)
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