Mettmann Figuren aus gebogenem Eisen

Düsseldorf · Galerie Am Zault zeigt Arbeiten des Hildener Künstlers Willy L. Bittner.Zierliche Objekte sind von einzigartigem Reiz. Der „Himmelswagen“ ist aus Drähten geformt.

UNTERBACH „Kommen Sie über Gott und die Welt ins Gespräch. Gucken Sie schön“, lud Willy L. Bitter die Besucher seiner Vernissage zu einem runden Kunstgenuss ein. Bitter (71), Mitglied des Vereins Haus Hildener Künstler Hofstraße 6 ( kurz „Künstlergruppe H 6“), stellt bis 17. April als Gast in der Galerie Am Zault der Gruppe „UNART“ des Initiativkreises Unterbacher Kulturtage aus. Es gibt viel zu gucken! „Die Bilder sind wie vom Theater inszeniert. Wie ein griechischer Chor oder Personen, die irgendwie ins Gespräch kommen“, begeisterte sich UNART- Mitglied Wolfgang Grimm in der Begrüßung für figürliche Darstellungen an den Wänden, die wie ein Fries die aufgebauten Objekte umranden.

Auf den ersten Blick alles dominierender Blickfang ist ein langer weißer Holztisch mit zehn hohen Stühlen, von denen sechs mit „Linienfiguren“ aus gebogenen Eisenstangen besetzt sind. „Der Betrachter ist aufgefordert, sich auf einen der freien Plätze zu setzen, in Kontakt zu treten“, erklärt Willy L. Bitter das Werk. Ursprünglich war es für das RegioArte - Projekt, „2:1“, (zwei Künstler, ein Werk) gedacht, kam damals aber nicht zustande. Bei anderen Objekten gruppierte er Linien-/Strichfiguren aus dünnem Draht, setzte sie in Beziehung zueinander. Die Figuren machten seine Befindlichkeit aus, sagte der Künstler im RP-Gespräch. Lange Beine, kurze Körper, die Sehnsucht, sich mit Veränderung des Körpers zu befassen. „Es geht im wesentlichen um das Mentale. Bei dem Gedanken, 'was bin ich?‘, bei Null anzufangen. Ein Strich in der Landschaft, man kann ihn 'befleischen‘, beseelen, aber auch reduzieren.“

Das Blau des Himmels

Von einzigartigem Reiz sind zierliche Objekte, wie „Himmelswagen“, „Auf der Fahrt zum Himmel, „Und am Ende ist der Himmel blau“, „Kleine Treppe zur Unendlichkeit“. Das Blau, das Bitter auf Flächen und in Pulverform als Inbegriff des Himmels „als absolutes Universum“ zeigt, entspricht in etwa dem unvergleichlichen Ultramarin der monochromen Arbeiten von Yves Klein („Das Blau als das sichtbar werdende Unsichtbare“). Der aus Drähten geformte „Himmelswagen“ trägt eine weiße Vogelfeder. In seiner Leichtigkeit wirkt er, als würde er sich jeden Augenblick in die Lüfte erheben.

„Auf der Fahrt zum Himmel“ zeigt Menschen (platt geklopfte angerostete Nägeln) dichtgedrängt auf der blauen Plattform eines Wagens. „Eine fröhliche Gruppe, die irgendwo hin fährt“, widerspricht der Künstler der verschiedentlich geäußerten Deutung von Menschentransporten im Holocaust. Auf seine künstlerische Biografie angesprochen, sagte er, „Ich bin am 2. Februar 1936 geboren. An dem Tag habe ich mit Kunst angefangen.“ Seine Lehrer habe er im Getümmel der Weltgeschichte gefunden.

(RP)
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