Mettmann Firma in Not: Raupenbohrer sitzt seit 14 Monaten im Neandertal fest

Mettmann · Seit dem Bergrutsch im Mai 2014 versucht ein Bohrunternehmer sein Gerät aus dem Neandertal zu bergen. Ohne Erfolg. Er wirft dem Kreis und dem Kalksteinwerk vor, dies zu verhindern. Der Kreis verweist auf die wasserrechtliche Sicherheit im Bruch.

Er fühlt sich hilflos. Seit 14 Monaten. So lange versucht der Iserlohner Unternehmer Wilhelm Witzgall seine Firma irgendwie am Leben zu erhalten. Der Grund für die prekäre Lage seines Bohr- und Sprengtechnikunternehmens steht im Kalksteinwerk Neandertal: Ein tonnenschweres Raupenbohrgerät kann er nicht aus dem Bruch holen, seit nach dem massiven Erdrutsch im Mai 2014 eine Zufahrtsstraße verschüttet ist.

Die Infrastruktur des Tagesbaus sei zerstört. "Alle meine Versuche in den vergangenen 14 Monaten, das Bohrgerät zu bergen, sind am Widerstand der Geschäftsleitung der Kalkwerke Neandertal, des Kreises Mettmann sowie der Bezirksregierung Düsseldorf gescheitert, obwohl die Bergung mit einfachen Mitteln durch Anschüttung möglich wäre", meint Witzgall. Immerhin habe das Gerät mit einem Neupreis von 450 000 Euro existenzielle Bedeutung für seine Firma. Er beklagt Umsatzverluste von rund einer Viertelmillion Euro, denn er habe mehr als 40 Aufträge in Deutschland wegen des fehlenden Bohrers ablehnen müssen. "Im Bohrgerät befinden sich neben 300 Litern Diesel weitere 600 Liter Motor-, Getriebe- und Hydrauliköl. Weitere 100 Liter Hydrauliköl befinden sich in den Schlauchpaketen zur Lafette", weiß Witzgall.

Beim Kreis verweist man auf die Aufsicht der wasserrechtlichen Sicherung im Bruch. "Wir schauen nur, dass dort keine Umweltgefährdung passieren kann", sagt Kreissprecherin Daniela Hitzemann. Alles andere sei eine Sache zwischen dem Unternehmen Kalksteinwerk und dem Dienstleister aus Iserlohn.

Zehn Jahre arbeitet Witzgalls Bortechnikfirma bereits im Neandertal. Da kann Willi Schaefer, Geschäftsführer der Kalksteinwerke, die Sorgen Witzgalls verstehen. Aber: "Es gibt keine Möglichkeit, das Gerät herauszuschaffen. Die Maschine steht weit über dem Wasserspiegel, der gefährdend sein könnte", sagt er. Außerdem sei sein Unternehmen nicht für die Lage verantwortlich. "Er hatte das Gerät mit unserer Einwilligung dort stehenlassen. Es konnte ja niemand wissen, dass ein solcher Bergrutsch passiert."

Aber es gibt Hoffnung. Wenn der Weiterbetrieb amtlich genehmigt sei, sagt Schaefer, würde dort eine neue Straße gebaut werden. Dann könnte Wilhelm Witzgall auch den Bohrer wieder heraus fahren. Wann das sein wird, steht aber in den Sternen.

(RP)
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