Kreis Mettmann Firmen: schwierige Suche nach Nachfolger

Kreis Mettmann · Mittelständische Unternehmen tun sich oft schwer, einen Nachfolger zu finden, wenn der Chef in Rente geht. Die Übergabe ist ein heikler Prozess, der dazu nicht allein von Zahlen und Fakten geprägt ist, sondern mitunter "hochemotional" ist, wie Christoph Smolka weiß.

 Was wird aus meinen Mitarbeitern? Und wie bin ich in Sachen Rente aufgestellt? Fragen, die vor der Vertragsunterzeichnung mit dem Nachfolger geregelt sein sollten.

Was wird aus meinen Mitarbeitern? Und wie bin ich in Sachen Rente aufgestellt? Fragen, die vor der Vertragsunterzeichnung mit dem Nachfolger geregelt sein sollten.

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Bei der Sparkasse Hilden, Ratingen, Velbert (HRV) ist er ein mit allen Beteiligten beratender Fachmann, wenn es darum geht, mittelständische Nachfolgen zu regeln. Wie auch seine Kollegen Rainer Gottschalk, im gleichen Ressort bei der Kreissparkasse tätig, und Mathias Meinke, bei der IHK Düsseldorf als Experte Ansprechpartner, spielt der Faktor Zeit bei allen Überlegungen eine maßgebliche Rolle. Wer die Nachfolge nicht Hals über Kopf, sondern mit Blick durch die Unternehmerbrille gestalten will, sollte dafür mindestens fünf Jahre kalkulieren. Oder im Alter von Anfang bis Mitte 50 anfangen, ernsthaft darüber nachzudenken. Also Klarheit zu schaffen, was man wirklich will. "Der Vorgang wird oft unterschätzt", weiß Mathias Meinke. "Komplexer und tiefgehender als vermutet" gestaltet sich die Übergabe an die nächste Generation, weil mit dem potenziell passenden Nachfolger beispielsweise noch Einigung über den Kaufpreis erzielt werden muss.

"Es ist nicht immer die beste Idee, familienintern zu suchen", weiß Rainer Gottschalk aus der Praxis. Die Befähigung, nicht das Blut sollten das entscheidende Kriterium sein. Auch der gute Manager muss kein guter Unternehmer sein, sagt Mathias Meinke. Auf der Suche nach passenden Kandidaten kann das eigene Netzwerk wichtig werden. Mancher Lieferant und bisherige Kunde entpuppt sich als kompetenter Kandidat - mit Zeit und Sorgfalt sollte gesucht werden.

Das alles ist bloß der Auftakt. Die Frage, wie die Nachfolge zu regeln ist, birgt finanzielle Aspekte. "Man sollte rechtzeitig beginnen, ein Fundament aufzubauen und seinen Betrieb fit für die Zukunft zu machen", rät Rainer Gottschalk. Die Braut aufzuhübschen und attraktiv zu machen, geht nicht von heute auf morgen. Erhalt und Ausbau von Strukturen für Lieferanten und Kunden sind ein massiver Wert, nicht bloß Immobilien, Maschinenpark und Fahrzeuge.

Was wird aus meinen Mitarbeitern? Und wie bin ich in Sachen Rente aufgestellt? Von Vorteil ist es ebenfalls, wenn der Übergebende seine Altersvorsorge separat vor der Firmenübergabe geregelt hat, sagt Gottschalk. Ein haariges Thema. In den Seminaren und Workshops, die Banken und IHK regelmäßig anbieten, geht es vor allem darum, Impulse zu geben.

Die tatsächliche Abwicklung ist individuell. So individuell wie jede Firma, sind die Experten sich einig. Grundsätzlich müssen in Folgegesprächen Fachleute wie Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Notare befragt werden. "Da gibt es keine einheitliche Checkliste", sagt Mathias Meinke, sondern nur "viel zu sprechen, sich kundig zu machen und erst dann zu handeln." Alles Zeitfresser.

(RP)
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