Kreis Mettmann Firmen zahlen jetzt für Bau-Unterkünfte

Kreis Mettmann · Seit Januar brauchen Mitarbeiter nicht mehr für ihre Unterkunft auf Montage zahlen. Die Arbeitgeber sehen es gelassen.

Der neue Tarifvertrag in der Bauindustrie hat für die 2946 Bauarbeiter im Kreis Mettmann einen finanziell lohnenden Nebeneffekt: Künftig müssen die Firmen die Unterkünfte, also Container oder Pensionszimmer, komplett zahlen, wenn die Mitarbeiter auf Montage arbeiten und mindestens eine Nacht von Zuhause weg sind.

"Bei Arbeitsstellen ohne tägliche Heimfahrt muss der Chef seit Jahresbeginn die Unterkunft nicht nur stellen, sondern auch komplett dafür aufkommen. Anders als bislang darf er dafür nichts von der sogenannten "Auslöse" abziehen", teilet die Industriegewerkschaft (IG) IG Bauen-Agrar-Umwelt jetzt mit. Von der Neuregelung profitiert nach Gewerkschaftsangaben ein Großteil der 125.500 Bauarbeiter Nordrhein-Westfalens.

Die IG Bau spricht von einem Durchbruch. "In den meisten Branchen ist es eine Selbstverständlichkeit, dass der Arbeitgeber die Übernachtung bezahlt, wenn man für die Firma unterwegs ist. Das gilt jetzt endlich auch für den Bau", sagt die Vorsitzende des Bezirksverbandes Düsseldorf/Kreis Mettmann, Doris Jetten.

Zwar hätten manche Bauunternehmen betriebsintern schon heute vernünftige Unterkunftsregelungen. Die vom Chef organisierte und bezahlte Übernachtung gelte nun jedoch erstmals für alle 344 Baubetriebe in Düsseldorf und Umgebung.

Die Regelung ist Teil des Tarifvertrags für das Bauhauptgewerbe, den die Gewerkschaft und die Arbeitgeberverbände im vergangenen Jahr unterzeichnet haben. Darin ist, ungeachtet der Unterkunftszahlung, für Auswärts-Jobs auch eine Verpflegungspauschale von 24 Euro pro Arbeitstag festgeschrieben. Per Betriebsvereinbarung kann sie bis auf 28 Euro erhöht werden. Mitunter ließen sich neuerdings mit einer Betriebsvereinbarung sogar die Standards der Unterkunft regeln - zum Beispiel ein Anspruch auf ein Einzelzimmer, sagt Jetten.

Bisher galt bei der Bau-Unterkunft: Wer mehr als einen Tag für den Betrieb unterwegs war, bekam vom Arbeitgeber eine so genannte Auslöse von 34,50 Euro pro Kalendertag. Davon musste er häufig selbst die Unterkunftskosten bezahlen. "Zu diesem Preis ein Zimmer in der Großstadt zu finden, war meist ein Ding der Unmöglichkeit", sagt Jetten. Und wenn der Chef die Unterkunft selbst organisierte, konnte er den Beschäftigten hierfür bis zu 6,50 Euro von der Tagespauschale abziehen - auch für den Bau-Container.

Die Unternehmen sehen die Neuregelung gelassen. "Das ist einfach Teil des Tarifvertrags, die Kosten sind da eingepreist", sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Heiko Stiepelmann, der RP.

Die höheren Kosten müssten die Unternehmen zwar auffangen, doch das sei nun einmal Bestandteil des neuen Tarifvertrags. Inwieweit die Kosten überhaupt bei den Baufirmen ankommen, ist fraglich. Die hiesigen kleinen Firmen seien fast nur in der Region tätig und die Mitarbeiter sind jeden Abend zuhause.

Eine Nachfrage unter den Bauunternehmen im Kreis Mettmann zeigte, dass fast nur noch große Firmen auch auswärtige Baustellen betrieben. Und dafür würden immer öfter Subunternehmen beauftragt - meist für die gleichen Preise, so dass dort die Mehrkosten aufgefangen würden.

(rei)
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