Mettmann Fledermäuse bremsen die Regiobahn

Mettmann · Um Nachtflieger in einem ehemaligen Luftschutzstollen zu schützen, muss die Bahnhofbeleuchtung verändert werden.

Erst waren es Kröten. Und jetzt sind es Fledermäuse, die die Regiobahn bremsen. Mittlerweile kennt sich Projektleiter Joachim Korn, bis zu seinem Ruhestand Geschäftsführer, mit der Flora und Fauna entlang der Streckenerweiterung von Mettmann nach Wuppertal bestens aus. Naturschutzauflagen begleiten die Regiobahn vom ersten Streckenkilometer an. Bislang gab es immer eine für alle Seiten akzeptable Lösung. Und die muss auch jetzt wieder gesucht und gefunden werden. Begonnen hat die neue Geschichte mit einem Anruf bei der Bezirksregierung vor etwa drei Monaten. Damals hatte ein Informant darauf hingewiesen, dass es an der Trasse etwa in Höhe des Hahnenfurther Bahnhofs einen alten Luftschutzstollen gibt, in dem sich offenbar Fledermäuse häuslich niedergelassen haben. "Da muss die Bezirksregierung natürlich sofort tätig werden", weiß Joachim Korn. Und so kam es, wie es kommen musste: Der beauftragte Gutachter stellte Hörgeräte auf, um ein akustisches Lebenszeichen der scheuen Nachtschwärmer einzufangen.

Derweilen liefen bei Joachim Korn die Drähte heiß. Ein Halt auf halber Strecke? "Das ist wohl eher nicht zu befürchten", stellt er klar. Allerdings muss nun - wieder einmal - abgewartet werden. Klar ist allerdings, dass die Hörgeräte des Gutachters deutliche Ultraschalllaute aufzeichnen konnten, mit denen Fledermäuse üblicherweise auf sich aufmerksam machen. Gesichtet wurden sie hingegen noch nicht. Dafür hat Joachim Korn allerdings eine Erklärung: "Momentan fliegen sie womöglich noch draußen herum. Wir müssen warten, bis sie in Winterruhe gehen." Erst dann könne man sie quasi "auf frischer Tat ertappen". Bei der Regiobahn will man auf das "Stelldichein" allerdings nicht warten. Erste Auflagen gibt es bereits und die werden so abgewickelt, als wäre die Nachbarschaft mit den Nachtschwärmern keine offene Frage mehr, sondern längst eine klare Sache. Dazu muss man wissen, dass der Luftschutzstollen, in dem die Tiere ihr Quartier bezogen haben, bislang auf keinem Plan der Regiobahn verzeichnet war. "Wir haben davon nichts gewusst", gesteht Joachim Korn. Da man das Grundstück jedoch mit allen damit verbundenen Rechten und Pflichten gekauft habe, ist die "Überraschung" nun mit Konsequenzen verbunden.

Jetzt wird schon mal die verrostete Stahltüre am Eingang des Stollens durch eine neue Pforte ersetzt - natürlich mit Einflugloch für Fledermäuse. Um die Tiere nicht durch grelle Scheinwerfer unnötig zu belästigen, soll zudem das Beleuchtungskonzept für den Hahnenfurther Bahnhof überarbeitet werden. "Wir werden dort Lampen mit einer niedrigeren Beleuchtungsstärke als ursprünglich geplant installieren", spricht Korn über die Details. Dazu gehört auch, dass durch den Trassenverlauf ein Teil des Luftschutzstollens abgetragen werden muss. Dafür müssten eventuell dort lebende Fledermäuse in den verbleibenden Tunnelrest umgesiedelt werden. Und was ist mit der Lärmbelästigung durch demnächst vorbei ratternde Regiobahnzüge? Joachim Korn winkt ab und klärt auf: "Sie können ja nichts hören." Wenigstens dieses Problem scheint keines zu sein. Mit geschätzten 10 000 bis 20 000 Euro wird die Regiobahn für diese Naturschutzmaßnahme nicht allzu tief in die Tasche greifen müssen.

Mehr als doppelt so hoch waren die Kosten hingegen für die mittlerweile abgeschlossene Kröten-Umsiedlung auf dem Streckenabschnitt Mettmann-Dornap. Dort waren sechs Biologen vier Wochen lang Tag und Nacht damit beschäftigt, Kröten zu sichten und einzusammeln. "Wir haben insgesamt 2100 Amphibien und Reptilien in der Auffangstation untergebracht", zieht Joachim Korn eine positive Bilanz.

Magenschmerzen bereitet ihm nun noch der für die Streckenerweiterung notwendige Durchbruch durch die Halde in Dornap. Dort sollten bereits Probebohrungen stattfinden, was aber nicht möglich war, weil die Strecke vor der Vermessung freigeschnitten werden muss. "Wir dürfen dort aber bis zum Herbst 2015 nicht arbeiten, damit die Kröten genug Zeit haben, in die neu angelegten Tümpel umzusiedeln. Und danach greift die Schonzeit der Baumschutzsatzung, so dass es eigentlich erst im Frühjahr 2016 weitergehen kann", spricht Joachim Korn über ein Dilemma, das derartige Baumaßnahmen üblicherweise begleitet. Mit Verzögerungen rechnet er dennoch nicht: Im Jahre 2017 soll die erste Regiobahn zwischen Mettmann und Wuppertal fahren.

(magu)
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