Wülfrath Forensik-Standorte zur Wahl: Wülfrath oder Wuppertal

Die Zahl der Maßregelvollzugspatienten in Nordrhein-Westfalen hat sich in den vergangenen zehn Jahren um zwei Drittel erhöht und steigt weiter an. Das Land plant daher, bis zum Jahr 2020 rund 750 zusätzliche Klinikplätze in fünf neuen Forensiken zu schaffen. Die Kliniken sollen dort entstehen, wo die höchsten Versorgungslücken zur Behandlung und Unterbringung von psychisch kranken und suchtkranken Straftätern bestehen. Das sind die Landgerichtsbezirke Bonn, Dortmund, Essen, Münster und Wuppertal.

In Haltern und Lünen sollen die für die Landgerichtsbezirke Essen und Dortmund erforderlichen neuen forensischen Kliniken entstehen. Die neue Forensik für das Münsterland entsteht in Hörstel. Im Landgerichtsbezirk Wuppertal muss deshalb bis zum Jahr 2020 auch eine Straftäter-Klinik gebaut werden. Dabei geht es um drei Standorte: neben dem der Diakonie in Oberdüssel noch zwei Standorte in Wuppertal (Müngstener Straße und Kleine Höhe).

Als der Vorstand der Bergischen Diakonie Aprath im Dezember 2012 dem NRW-Gesundheitsministerium das Grundstück in Oberdüssel als möglichen neuen Standort einer Forensischen Klinik anbot, glaubte man in Wülfrath an eine zeitnahe Entscheidung von Ja oder Nein.

Im Februar 2013 wohl werde man sich entscheiden, hieß es damals im Ministerium. Dann könne man, wenn es dazu komme, im zweiten Quartal bereits eine Bauvoranfrage bei der Stadt stellen.

Bis heute ist in Sachen Forensik letztlich nichts entschieden. Immer wieder wurde der Entscheidungstermin verschoben. Erst Anfang des Jahres, dann Februar, dann Frühsommer, dann Sommer. Jetzt mag man sich in Düsseldorf gar nicht mehr festlegen und die Ministeriumssprecher werden immer zugeknöpfter.

Dass die Gespräche seit geraumer Zeit haken, ist offenkundig. Die Diakonie als Noch-Eigentümer des Grundstücks verhandelt mit dem Bauherren NRW-Gesundheitsministerium. In Düsseldorf heißt es, man könne einen Standort in Aprath, wenn man sich dafür entscheiden würde, nur dann nehmen, wenn man ein konkretes Angebot für das Areal vorliegen hat, sagte kürzlich erst ein Ministeriumssprecher.

Zeitgleich sondiert die Bergische Diakonie die Lage. Sie braucht Ausgleichsflächen für die Kinder- und Jugendeinrichtungen, möglichst in Wülfrath, wie der Vorstand der Bergischen Diakonie Aprath, Jörg Hohlweger, der Rheinischen Post bestätigte. Ein geeignetes Gebiet müsste erst geprüft werden; dann kann konkret über ein Angebot gesprochen werden. Vorher kann die Diakonie auch kein direktes Verkaufsangebot für die jetzigen Flächen abgeben.

Eine Zwickmühle, die alle Beteiligten fesselt und die Verhandlungen nur langsam vorankommen lässt.

Bei der Stadt Wülfrath hat man so wenig zu entscheiden, wie man mit zunehmender Dauer ungeduldig wird. Sie möchte die Bergische Diakonie als großen Arbeitgeber in der Stadt halten, ist also äußerst bemüht, einen geeigneten Ausgleichsstandort für die Kinder- und Jugendeinrichtungen anzubieten. Aber: Über den Forensikstandort entscheidet nur das Ministerium – und die Diakonie als möglicher Grundstückverkäufer.

(rei)
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