Mettmann Frauenhaus: Die Gewalt nimmt zu

Mettmann · Laut Jahresbericht des Sozialdienstes Katholischer Frauen und Männer ist die Einrichtung mehr als ausgelastet.

Seit Beginn des Jahres 2015 übernimmt der Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer (SKFM) in Kooperation mit dem Mettmanner Jugendamt einen Teil der bisherigen Vormundschaften und -pflegschaften - im vergangenen Jahr insgesamt 25 Vormundschaften für Minderjährige.

Eine besondere Gruppe sind dabei die minderjährigen Asylsuchenden, die ohne ihre Eltern hier ankommen. Auch die Unterstützung von Flüchtlingsfrauen (mit Kindern) ist ein Aspekt. So bietet das Frauenhaus Schutz und Hilfe, wenn das nicht anders möglich ist. Im Jahr 2015 war die Anfrage bundesweit sehr hoch - viele Anfragen mussten an andere Frauenhäuser weitervermittelt werden. Neun Frauen und neun Kinder wurden im SKFM-Wohnprojekt begleitet, zwei Frauen mit drei Kindern wurden neu in das Projekt aufgenommen. Insbesondere Frauen aus anderen Herkunftsländern waren bei Gewalt in der Familie auf den Schutz des Frauenhauses angewiesen, da sie sehr oft kein unterstützendes Umfeld haben, das sprachliche Möglichkeiten und die notwendigen Grundlagen hat, um zu helfen.

"Die Zahl der Schutzsuchenden ist fast gleich geblieben. Aber die Frauen bleiben mit ihren Kindern länger im Frauenhaus, weil sie keine geeignete Wohnung finden", sagt Rita Rüttger, Leiterin des Frauenhauses im Kreis Mettmann. Im vergangenen Jahr wurden der SKFM-Stelle im Kreis Mettmann 619 Fälle von häuslicher Gewalt bekannt. Im Vergleich: 2014 waren es 435 Fälle. In den betroffenen Familien leben 604 Kinder - davon 586 unter 16 Jahren. In Ratingen wurden mit 103 die meisten Fälle verzeichnet, in Mettmann waren es 45. "Wir arbeiten sehr gut mit der Polizei zusammen", sagt Rüttger. "Oft informieren Nachbarn die Beamten, wenn sie der Meinung sind, dass in der Familie etwas nicht stimmt. Die Menschen sind sensibler geworden", sagt Rita Rüttger.

Der Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer Mettmann engagiert sich mit aktuell 150 Mitarbeitern für Menschen in seelischer oder existenzieller Not. Außerdem ist er Träger des Sozialpsychiatrischen Zentrums (SPZ) für Mettmann, Erkrath und Haan. Insgesamt wurden dort im vergangenen Jahr 363 Menschen betreut - davon 222 Frauen. Dabei wurden, je nach Anliegen und Bedarf, sowohl Einzel- als auch Familienberatungen vorgenommen. "Die Problemlagen sind äußerst vielseitig und komplex. Immer aber haben psychische Krisen oder Erkrankungen Auswirkungen auf alle Lebensbereiche. Die Altersspanne liegt zwischen 24 und 61 Jahren", sagt Bereichsleiterin Tina Schmitt. Die Schwangerschaftsberatung des SKFM verzeichnete im Jahr 2015 insgesamt 916 Klienten - davon waren 828 weiblich. Viele Väter äußerten in der Beratung den Wunsch, die erste Familienphase hautnah mit zu gestalten und so war oftmals von "Partnerschaftsmonaten" die Rede. Die väterliche Perspektive hat sich 2015 durch die Änderung des Bundeselterngeldgesetzes weitreichend geändert.

150 Asylbewerberinnen nutzten 2015 außerdem die Esperanza- Schwangerschaftsberatung, die jeder Schwangeren unabhängig von Nationalität, Aufenthaltsstatus oder Konfession offen steht. Des Weiteren gab es 2015 bei Esperanza eine konkrete Beratung zur sogenannten vertraulichen Geburt. Hierbei handelt es sich um ein Angebot für Frauen, die aus einer Notlage heraus ihre Schwangerschaft geheimhalten wollen.

(RP)
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