Mettmann Große Sorge um die Schule am Peckhaus

Mettmann · Sollte die Förderschule geschlossen werden, wollen Eltern vor Gericht ziehen. Ein Teil der 180 Kinder müsste nach Ratingen umziehen. Der Kreis sagt, es werde lediglich ein Gebäude aufgegeben, aber nicht die Schulform.

 Setzen sich mit Petitionen und Briefen an den Kreis gegen die Schließung ein: Andrea Funk, Jessica Schreiner und Theo Borbonus.

Setzen sich mit Petitionen und Briefen an den Kreis gegen die Schließung ein: Andrea Funk, Jessica Schreiner und Theo Borbonus.

Foto: Dietrich Janicki

Jessica Schreiners Sohn hat schon seit seiner frühen Kindheit eine Sprachstörung. "Wir verstehen ihn gut, bei Verwandten klappt das auch", sagt die Mettmanner Mutter. Doch Fremde könnten ihren Sohn nicht oder nur sehr schwer verstehen. Schon seit er drei Jahre alt ist, besucht der Junge eine Logopädin, die mit ihm viel übt.

Doch in der Schule kann sich der Junge nicht ohne Weiteres mit seinen Mitschülern verständigen. "Manchmal hat er Angst, überhaupt was zu sagen", sagt Jessica Schreiner. Seit ihr Sohn die Sprachförderschule des Kreises am Peckhaus in Metzkausen besucht, geht es bergauf. In kleinen Klassen kümmern sich speziell ausgebildete Pädagogen um insgesamt rund 180 Kinder aus dem gesamten Kreis Metmann, die Sprachförderbedarf haben. Die Kinder werden solange gefördert, bis sie dem Unterricht einer normalen Grundschule folgen können.

Doch seit fast zwei Jahren schwebt ein dunkler Schatten über der Schule am Peckhaus. Mit der vom Landtag beschlossenen Änderung des Schulrechtsgesetzes ist jede dritte der rund 700 Förderschulen in Nordrhein-Westfalen in Gefahr. Politiker wollten nicht länger hinnehmen, dass die Mindestgrößen der Förderschulen unterschritten werden und beschlossen eine Zusammenlegung. Der Kreis Mettmann hat nun die Aufgabe, das Gesetz des Landes umzusetzen und hat sich auch schon seine Gedanken dazu gemacht. Die derzeit neun verschiedenen Förderschulen sollen zu nur noch vier Verbundschulen in insgesamt vier Regionen zusammen gefasst werden. In diesen Verbundschulen wird es aber nicht mehr wie bislang um einzelne Förderschwerpunkte wie Sprachstörungen gehen. Künftig sollen dort Kinder, die Schwierigkeiten mit Lernen, Sprache sowie emotionaler und geistiger Entwicklung haben, an einem Standort unterrichtet werden. "Wir befürchten aber, dass die Kinder mit Sprachschwierigkeiten an so einer Verbundschule nicht genug gefördert werden", sagt Theo Borbonus. Der Wuppertaler war früher selbst Leiter einer Förderschule und engagiert sich nun im Landesverband NRW der Eltern und Förderer sprachbehinderter Kinder. Er weiß, dass sprachgestörte Kinder auch häufig Probleme mit dem Schreiben haben und auch deshalb besonders gefördert werden müssen.

Der Vorteil der Schule am Peckhaus: Die Klassen sind klein, die Schüler werden von ausgebildeten Sonderpädagogen unterrichtet. Zusätzlich wird jedes Kind je nach Förderbedarf in einer Einzel- oder Kleingruppe parallel zum Unterricht individuell sprachlich gefördert. Dem Kreis wirft Borbonus ganz offen vor, mit falschen Zahlen zu arbeiten, was die Mindestgröße der Klassen angeht. Sollte die Förderschule am Peckhaus geschlossen werden, müssten die Schüler an der Ratinger Comeniusschule oder an der Mettmanner Erich-Kästner-Schule untergebracht werden. Sollte es so kommen, wollen die Eltern notfalls vor Gericht ziehen und klagen. In Frage komme auch eine einstweilige Verfügung.

Kreis-Sprecherin Daniela Hitzemann will den Eltern die Sorgen nehmen. In Langenfeld gebe es bereits seit geraumer Zeit eine Verbundschule mit allen Förderschwerpunkten. "Das klappt hervorragend", so Hitzemann. Es werde keine Schulform aufgegeben, sondern lediglich der Standort der Schule.

(RP)
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