Mettmann/Erkrath/Wülfrath Gute Planung verhindert Streit bei der Tafel

Mettmann/Erkrath/Wülfrath · Die hiesigen Hilfsorganisationen teilen die Bedürftigen in Gruppen ein und regeln, wer wann kommen darf.

 Bei den Tafeln in Erkrath, Mettmann und Wülfrath (Bild) gibt es dank eines cleveren Managements kein Gedränge. Karin Pickshaus (l.) und Claudia Both helfen in Wülfrath bei der Ausgabe.

Bei den Tafeln in Erkrath, Mettmann und Wülfrath (Bild) gibt es dank eines cleveren Managements kein Gedränge. Karin Pickshaus (l.) und Claudia Both helfen in Wülfrath bei der Ausgabe.

Foto: D. Janicki

Über die Essener Tafel und ihren Entschluss, vorerst nur noch deutsche Bedürftige zu bedienen, wird bundesweit debattiert. Die Essener hatten sich bekanntlich zu diesem Schritt entschlossen, weil vergleichsweise wenige (deutsche) Rentner und Alleinerziehende zunehmend von ausländischen jungen Männern verdrängt würden. Wie, wollten wir wissen, regeln die Tafeln in Mettmann, Erkrath und Wülfrath die Essensausgabe an Bedürftige?

In Mettmann gibt sich Gisela Fleter, die Leiterin der Tafel, selbstbewusst: "Wir haben im vergangenen Jahr ein neues Kundenmanagement eingeführt", sagt sie. In Essen sei es bis heute üblich, dass jeder, der einen Berechtigungsschein hat, zu den Ausgabezeiten kommt und aus einem Säckchen eine Nummer zieht, dran kommt. Das führe dazu, dass nur diejenigen eine Nummer bekommen, die sich vordrängeln, erklärt Fleter. In Mettmann dagegen erhält jeder, der seine Bedürftigkeit nachweist, für ein Jahr einen Tafel-Ausweis mit einer Nummer, zum Beispiel die 20. "Für diese Nummer ist dann per Computer oder Aushang oder ausgedruckter Liste, die mitgenommen werden kann, für ein Jahr genau festgelegt, wann der Kunde zu welcher Uhrzeit zur Lebensmittelausgabe kommen kann", erklärt Fleter. Das neue System habe sich bereits bewährt: "Die Leute begreifen schnell, dass es nichts bringt, früher zu kommen oder zu drängeln", sagt sie.

Jürgen Mann ist der erste Vorsitzende des Vereins Erkrather Tafel, die mit 20 Jahren die älteste in der Region ist. Man kennt die Probleme der Essener von früher aus eigenem Erleben, geht aber anders mit ihnen um: "Bei uns wird niemand ausgeschlossen. Allein die Bedürftigkeit zählt." Drängler haben in Erkrath aber keine Chance: "Wer sich daneben benimmt, wird vier Wochen von der Essenausgabe gesperrt. Das ist in den acht Jahren, die ich dabei bin, dreimal passiert."

Erkrather Tafelkunden werden festen Gruppen à 10 bis 12 Personen zugeteilt, die vorher wissen, wann sie kommen dürfen und nur gruppenweise hereingelassen werden. Bedient werden die Gruppenmitglieder "streng nach Alphabet".

Auch die Wülfrather Tafel straft Leute, die sich schlecht benehmen, etwa pöbeln oder drängeln, mit einer vierwöchigen Sperre. Tanja Högström, Koordinatorin der Velberter Tafel und ihrer sechs Standorte, von denen einer Wülfrath ist, setzt auf ein Nummernsystem, ähnlich wie die Essener. Mit einem entscheidenden Unterschied: "Jeder, der rechtzeitig kommt, erhält eine Nummer, deren Höhe und damit Wartezeit der Zufall bestimmt. Und erst, wenn alle Nummern vergeben sind, beginnt die Ausgabe der Lebensmittel." Nur jeweils fünf Leute werden gleichzeitig bedient. Die Nummern der Kunden werden immer notiert, "und wenn dann jemand sagt: ,Ich habe jetzt schon fünfmal eine hohe Nummer erhalten', dann bekommt er beim nächsten Mal eine Niedrige."

Stress gebe es höchstens mal wegen Sprachschwierigkeiten, etwa, weil neue Kunden das System nicht gleich verstehen und mehr Lebensmittel mitnehmen wollen.

(ilpl)
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