Mettmann Heilige Nacht in den schönsten Tönen

Mettmann · Stephan Lux sorgte in der Kirche an der Freiheitstraße für ein Konzert der Sonderklasse.

 Die Wülfrather Vokalgruppe Young Voices bezauberte die Zuhörer in Mettmann.

Die Wülfrather Vokalgruppe Young Voices bezauberte die Zuhörer in Mettmann.

Foto: Dietrich Janicki

Eine hübsche Idee verfolgte Kirchenmusiker Stephan Lux, als er das von ihm zusammengewebte Adventsfest in der Kirche an der Freiheitsstraße unter den Titel ,,Weihnachten - das Konzert" stellte. So musste daraus eine außergewöhnliche Inszenierung der Geschehnisse rund um die Nacht der Nächte werden. Knapp vor Beginn ließen sich nur noch vereinzelte Plätze ergattern. Ins Dunkel des Kirchenschiffs trat spielend der Violinist Martin Schminke, dessen Paganini-Rezitation bereits rührte.

Als die Wülfrather Vokalgruppe Young Voices zum sakralen Auftakt wie der Chor von Theben in die heilige Halle mit hell aufflackernden Kerzen einschritt, gerieten die andächtigen Zuschauer direkt in den Bann des Spiels. Effektzauberer Lux komponierte mit ,,Da pacem domine" ein Mantra auf eine wirkungsvolle Melodie des Taizé-Liedermachers Jacques Berthier, die er mit glockenspielartigen Pianoeinstreuungen verzierte.

Wurden die jungen Stimmen bei diesem Paradestück von französischem Vorbild geprägten Wohlklanges noch von den Instrumenten getragen, so waren sie beim anschließenden Händel-Barockgospel ,,Joy to the World" und später bei Wades Seelendrücker ,,Adeste Fideles" auf sich allein gestellt. Die charakterstarke Verkleidung des Holzinterieurs der Freiheitskirche sorgt für einen exakten Klang, weshalb solch ein A-cappella-Gesang zu den schwierigsten Aufgaben gehört, die dieser Klangkörper an Künstler stellt. Doch trugen die Young Voices ein jahrelang aufeinander abgestimmtes Vertrauen auf das Können des jeweiligen Nebensängers auch durch diese trockene Hallwüste.

Ein wenig in die Rolle des Weihnachtsmannes schlüpfte Hajo Buch, der das tiefwinterliche Märchen ,,Der Elch" vortrug. Seine Erzählstimme vermochte den kalten Schauer vor dem Kirchenportal in eine skandinavische Winterlandschaft umzugestalten. Große Begeisterung rief der Beitrag des hiesigen Mädchenchors hervor.

Auf diese sympathische Riege von Sängerinnen hält Kreiskantorin Roselies Evang besondere Stücke. Mit einem Gemisch des Besten aus der Musicalkomödie ,,Sister Act" boten sie das klassischste aller klassischen Mädchenchorstücke und mussten sich daher an anderen bekannten Versionen messen lassen.

Die jungen Mettmannerinnen treten schüchtern auf, aber ihre pure Freude am Singen überstrahlt jedes Aufkommen von Unsicherheit. Eine von ihnen, Lili Vanryne, hat die Stadt mit ihrem Harfenspiel schon mehrfach außer Atem gehalten.

An diesem Nachmittag tat sie es mit einer entrückenden Interpretation von Nadermans ,,Sonatine" erneut und kann nicht genug dafür gelobt werden. Das Kernstück der eindreiviertelstündigen Nachmittagssause enthüllte das Orchester der Musikfreunde, die in diesem Jahr 60 Jahre ihres Bestehens feiern. Zu diesem Anlass hatte sie Bombastisches gewagt. ,,Der Winter'' aus Vivaldis ,,Die vier Jahreszeiten" wurde durch den Einsatz neuer Instrumente wie E-Bass und Mandoline interpretiert und so das Klangklima nachhaltig verändert. Das typische Bibbern der Geige übernahmen Akkordeon und Zither glaubhaft. Die schon lange währende Mettmanner-Wülfrather Musikkoopetation bekam hier eindeutig einen neuen Meilenstein gesetzt.

(lard)
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