Mettmann/Erkrath Hertie-Ausverkauf

Düsseldorf · In Mettmann und Erkrath hat gestern das Finale begonnen. Markenware geht in andere Filialen oder zurück zu den Herstellern. Kunden schleppen Schnäppchen in Tüten fort. "Zum Glück gibt's Hertie" steht drauf.

In der Hertie-Filiale in Mettmann schaut sich eine ältere Dame ratlos um. "Nanu", entfährt es ihr, "da ist ja schon alles weg!" Rot-weißes Absperrband schützt leergeräumte Regale, auf denen die Frau noch eine Reisetasche zu erhaschen hoffte. Auch in der Bettenabteilung und bei "Depot" klaffen große Freiflächen.

Zu kaufen gibt es dennoch einiges. 30 Prozent Rabatt auf viele Fashion-Artikel, so lautet die Devise. An den Kassen haben sich lange Schlangen gebildet. Ein Wülfrather hat sich mit Socken und Schlafanzügen eingedeckt. "An mir liegt's nicht, wenn hier geschlossen wird. Es ist traurig. Ich habe hier immer gerne eingekauft, das war praktischer, als nach Wuppertal fahren zu müssen", sagt er.

Ehepaar Remscheid beobachtet das lange Sterben der großen Geschäfte in Mettmannn schon seit vielen Jahren. "Overhoff, Brenger, Murjahn und Hoffstaedter — hier ist die Entwicklung verschlafen worden. Wir sind eine sterbende Stadt. Wenn man in Städte wie Langenfeld schaut, kann man richtig neidisch werden. Das Kö-Karree braucht jetzt auch keiner mehr", sagt Ilka Remscheid.

Heiße Jagd auf Schnäppchen

Ein durchwühlter Haufen Schuhkartons zeugt von heißer Schnäppchenjagd. "Nachdem die großen Heuschrecken über Karstadt hergefallen waren, fallen jetzt die kleinen Heuschrecken bei Hertie ein", sagt eine junge Wirtschaftsstudentin grinsend. "Diese Investoren hatten doch von Anfang an andere Ziele", glaubt sie. Angestellte Karin Baumert räumt inzwischen Kleider aus den Esprit- und S. Oliver-Shops aus. "Dies hier kommt in andere Hertie-Filialen", sagt sie. Anderes wird an die Produzenten zurückgeschickt. 28 Jahre war Baumert bei Karstadt/Hertie beschäftigt. Ob sie noch mal einen neuen Job bekommt, weiß sie nicht.

Geschäftsführer Michael Trojanowski läuft durch die Gänge und organisiert den geordneten Rückzug. Er will wieder in seine Heimat Rheinland-Pfalz ziehen.

Bei der Hertie-Filiale in Erkrath herrscht auf dem Parkdeck reines Chaos. Im Kaufhaus sind die Freiflächen noch nicht sehr ausgeprägt. "Es ist jeder Filiale selbst überlassen, wie sie verfährt", sagt Filialleiter Detlef Kalus. Nur soviel stehe für ihn fest: Am 7. März ist Schluss. Auch hier haben sich an den Kassen lange Schlangen gebildet. "So viele Leute habe ich hier drin noch nie gesehen", spottet Heinz Witzki.

Auch er hat noch mal kräftig zugeschlagen und sich komplett neu eingekleidet. "Ich bin Rentner. Was soll man denn machen, wenn man jetzt wegen allem extra nach Düsseldorf fahren muss?" Die Stadt Erkrath sei teilweise selbst an der Misere Schuld. Die Politik habe viel versäumt. Prall gefüllte rote Plastiktüten werden durch die Gänge Richtung Ausgang getragen. "Zum Glück gibt's Hertie" steht drauf.

(RP)
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