Mettmann Hüftgelenke aus dem 3D-Drucker

Mettmann · Die Firma RTC Rapid Technologies vertreibt von der Industriestraße aus für ihre Partner 3D-Drucker in ganz Deutschland. Das Geschäft wächst rasant, denn immer mehr Branchen setzen inzwischen auf die neuen Geräte.

 Er schaut aus wie eine unscheinbare Box, aber der 3D-Drucker ist ein technischer Alleskönner. Selbst feinste Teile werden mit Druckern von RTC in Mettmann angefertigt. Der MakerBot ist einer der bekanntesten 3D-Drucker.

Er schaut aus wie eine unscheinbare Box, aber der 3D-Drucker ist ein technischer Alleskönner. Selbst feinste Teile werden mit Druckern von RTC in Mettmann angefertigt. Der MakerBot ist einer der bekanntesten 3D-Drucker.

Foto: Dietrich Janicki

Die Zukunft steht in einem dämmrigen Raum an der Industriestraße 26. In einem großen Kasten fährt ein Lichtstrahl immer wieder über eine weiße, unförmige Fläche. Es ist ein Copy-Shop der besonderen Art. 0,016 Millimeter, sagt Michael Eichmann, Geschäftsführer der RTC Rapid Technologies GmbH. So dick sei jede Schicht Kunststoff, die der 3D-Drucker aufträgt. Sie ist damit nicht einmal halb so dick wie ein menschliches Haar. Sechs Millionen Tropfen fallen pro Sekunde auf das Raster und werden dort vom Laser verschmolzen. Das Verfahren ist so präzise, dass Eichmann am Ende eine aus einem Stück gefertigte Fahrradkette in der Hand hält.

"Als die ersten 3D-Drucker herauskamen, haben wir gesehen, welches Potenzial der Markt bietet", sagt Michael Eichmann: "Uns war klar: Wenn die Maschinen funktionieren, wäre es der Hammer!" 2003 haben sich Eichmann und sein Geschäftspartner Gerhard Kräutner mit der RTC Rapid Technologies GmbH selbstständig gemacht. Heute, knapp zwölf Jahre nach ihrer Gründung, macht die Firma jährlich rund 20 Millionen Euro Umsatz für seine Partner, für die es 3D-Drucker vertreibt. Allein in den vergangenen fünf Jahren sei man jährlich um 20 bis 30 Prozent gewachsen, sagt Eichmann: "Das lag deutlich über dem Branchenschnitt."

 Michael Eichmann, Geschäftsführender Gesellschafter von RTC in Mettmann, mit Modellen und 3D-Druckern.

Michael Eichmann, Geschäftsführender Gesellschafter von RTC in Mettmann, mit Modellen und 3D-Druckern.

Foto: Janicki, Dietrich (jd-)

3D-Drucker werden immer beliebter. Der Spielzeughersteller Playmobil fertigt mit ihnen ebenso wie Sportartikelkonzerne und praktisch alle großen Autohersteller Prototypen. So können Design- und Entwicklungsabteilungen innerhalb kürzester Zeit ausprobieren, ob ihre am Computer erstellten Ideen auch in der Praxis funktionieren.

Eichmann begleitet diesen Wandel schon seit Jahrzehnten. Nach seiner Ausbildung zum Elektroniker in Velbert studierte er technische Informatik und vermarktete anschließend für ein Unternehmen Software für die computergestützte Fertigung. Indirekt, sagt Michael Eichmann, habe er damit geholfen, die Zeichenbretter in den Büros überflüssig zu machen - immerhin konnten Modelle fortan direkt am Computer entworfen werden.

Nun hilft er dabei, die Industrie erneut zu revolutionieren. Es gibt kaum eine Branche, die von den Veränderungen nicht erfasst wird. Wie groß das Potenzial von 3D-Druckern ist, kann man an der Wand hinter dem Schreibtisch in Eichmanns Büro erkennen: Neben ein paar anderen Aufnahmen hängt dort ein Röntgenbild von seinem Arm. Man sieht, wie Ärzte mit einem Metallstück und ein paar Schrauben die Brüche geflickt haben. Tausende Menschen werden jährlich so operiert. Bis jetzt.

Michael Eichmann nimmt einen Wangenknochen aus Metall in die Hand. Er stammt - genauso wie das Hüftgelenk aus einer Chrom-Kobalt-Legierung, das vor Eichmann auf dem Tisch liegt - aus einem 3D-Drucker und ist maßgefertigt. Schon bald werde dies Standard sein, glaubt der RTC-Geschäftsführer: "Die Digitalisierung erfasst gerade die Dentalbranche. Das werden auch die Menschen bald merken, weil immer mehr Scanner eingesetzt werden, um den Mundraum digital zu erfassen." Gebiss, Prothese oder Hörgerät - alles, was individuell angefertigt werden könnte, wird schon bald ausschließlich aus dem Drucker kommen.

Kein Wunder, dass die Geschäfte bei RTC so gut laufen - der potenzielle Markt für die 3D-Drucker ist riesig. Obwohl die Geräte, die Eichmann seinen Kunden präsentiert, bis zu 560 000 Euro kosten, ist die Nachfrage groß. 650 Anlagen hat seine Firma inzwischen schon in Deutschland installiert. Gestartet sei man mit sieben Verkäufen im ersten Jahr. "Einer unserer ersten Kunden war Adidas", erinnert sich Michael Eichmann.

Mit den Verkaufszahlen wuchs auch RTC. Nachdem das Büro anfangs in Eichmanns Haus untergebracht war, zog man zunächst in ein Büro gegenüber der Polizei und dann an den Standort an der Industriestraße.

Dort arbeiten inzwischen mehr als 25 Mitarbeiter - und die Drucker, die Zentimeter für Zentimeter die Zukunft ausdrucken.

(RP)
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