Kreis Mettmann Immer mehr Ausbildungsstellen im Kreis

Kreis Mettmann · Elf Prozent mehr Lehrstellen, trotzdem sprechen Agentur für Arbeit, IHK und Handwerkskammer von Problemen.

 Kevin Weber ist in Wülfrath bei Elektro Erbach im vierten Ausbildungsjahr zum Elektroniker für Gebäudetechnik

Kevin Weber ist in Wülfrath bei Elektro Erbach im vierten Ausbildungsjahr zum Elektroniker für Gebäudetechnik

Foto: D. Janicki

Der Ausbildungsmarkt im Kreis Mettmann boomt. Elf Prozent mehr Lehrstellen haben die hiesigen Unternehmen der Agentur für Arbeit in diesem Jahr gemeldet. 2424 Ausbildungsstellen, also 241 mehr als 2014, boten sich den weniger werdenden Bewerbern an. 3282 Jugendliche haben sich in den vergangenen Monaten um eine Lehrstelle beworben. Das ist ein Minus von 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Die insgesamt gute Ausbildungsbilanz schreiben die Agentur für Arbeit, die Industrie- und Handelskammer (IHK) Düsseldorf und Kreishandwerkerschaft, beziehungsweise Handwerkskammer dem regionalen Ausbildungskonsens zu. Angesichts immer weniger werdenden Schulabgängern wissen alle Drei um die großen Kraftanstrengungen, damit die Situation gehalten werden kann. Das Verhältnis von Bewerbern und Stellen im nun abgelaufenen Jahr betrug: ein Bewerber auf 0,74 Stellen. Im Jahr zuvor lag es bei 0,63. Trotzdem gibt es noch unversorgte Bewerber und Unternehmen: Insgesamt waren im Oktober noch 201 Stellen im gesamten Kreis Mettmann frei. 242 junge Leute hatten noch keinen Ausbildungsplatz oder eine Alternative, waren also unversorgt.

Die Unternehmen werden es auch in Zukunft immer schwerer haben, einen geeigneten Auszubildenden zu finden. Bernd Schug weiß das nur zu gut. Der Geschäftsführer von Elektro Erbach in Wülfrath ist 32 Jahre in seinem Betrieb tätig. "Ich habe in diesem Jahr zum ersten Mal an einer Werbeaktion teilgenommen. Es gab aber keinen Bewerber." Über die Arbeitsagentur hat er schließlich wie in jedem Jahr einen jungen Menschen gefunden. Der kann sich über die positiven Erfahrungen dann ja bei Kevin Weber erkundigen.

Der 21-Jährige hatte eigentlich nur ein Jahrespraktikum bei Erbach machen wollen. "Es gefiel mir so gut. Ich sah, dass das Praktische genau das Richtige für mich ist", sagt er. Demnächst macht er seine Gesellenprüfung und dann werde man immer noch sehen, ob er sich mit praktischer Ausbildung weiterbildet und noch studieren will. Er weiß um den Wert der Ausbildung im Dualen System, bei der man später noch sehen könne, wie es weitergehen soll. Kowalczyk, der stellvertretende IHK-Geschäftsführer Norbert Woehlke und der Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, Martin Lindemann, nicken da so zustimmend wie heftig. Es sei sicherlich für viele Jugendliche besser, erst eine Ausbildung zu machen, sagt Lindemann. "Vor kurzem hörte ich, dass beispielsweise eine ganze Realschulklasse geschlossen weiter zum Berufskolleg gehen will. Da meldete sich keiner für eine Ausbildung." Es sei eben schwer, die jetzigen Ausbildungszahlen zu halten, sagt Woehlke. Oft sei es heute so, dass die Hälfte aller Schulabgänger lieber erst ein Abitur versuche, als den Weg in die Lehre zu suchen.

Kowalczyk ist auch wichtig, die jungen Menschen für die berufliche Ausbildung im Kreis zu halten "Jugendliche, die in Düsseldorf oder anderen großen Städten in die Lehre gehen, bleiben dort dann meist auch in der Berufstätigkeit. Die sind für unseren Ausbildungs- und Arbeitsmarkt verloren."

Die Attraktivität der Lehrstellen spiele da natürlich eine große Rolle. Deshalb versuchen die Berufsberater der Agentur für Arbeit, den Schülern die Vielfalt der rund 350 anerkannten Ausbildungsberufe nahezubringen.

Das hat in den vergangenen Jahren Früchte getragen: Haben sich 2012 noch mehr als die Hälfte (58,8 Prozent) aller Schüler im Kreis auf die zehn beliebtesten Ausbildungsberufe beworben, sind es in diesem Jahr nur noch knapp 42 Prozent. Trotzdem steht die Büro- und Einzelhandelskaufleute noch immer an der Spitze.

(rei)
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