Interview Innenstadt ist eine große Herausforderung

Wülfrath · Karsten Niemann, der Wirtschaftförderer der Stadt Wülfrath weiß um die Flächenprobleme. Die Ansiedlung zweier Unternehmen lässt ihn auf höhere Gewerbesteuern hoffen. Das Verhältnis zu Rheinkalk soll weiterhin von Vertrauen geprägt sein.

 Karsten Niemann

Karsten Niemann

Foto: Rheinkalk

Die Ansiedlung von Gather Industrie aus Mettmann, der Neubau von vom Bruck. Wie ist der Stand der Gewerbeansiedlung in Wülfrath?

Niemann Über die Standortentscheidung der Unternehmen Gather Industrie GmbH und vom Bruck GmbH für Wülfrath freue ich mich sehr und es zeigt auch, wie wichtig im Vorfeld die intensive Begleitung ansiedlungswilliger Unternehmen bei ihrer Standortsuche ist. Das Produktportfolio der beiden Firmen stellt eine ideale Ergänzung beziehungsweise Ausweitung bereits vorhandener Angebote in Wülfrath dar und sichert auch zukünftig die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Wülfrath. Die Bandbreite der Betriebe in Wülfrath reicht von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) bis hin zu international agierenden Firmen. Die meisten Anfragen nach Gewerbegrundstücken oder auch Bestandsimmobilien kommen jedoch tatsächlich eher aus dem Bereich der KMU. Derzeit laufen unter anderem Beratungsgespräche mit Unternehmen aus dem Sektor Elektrotechnik und Maschinenbau und ich hoffe, dass bald eine spruchreife Standortentscheidung vorliegt.

 Der Fußgängerzonenumbau ist gelungen.

Der Fußgängerzonenumbau ist gelungen.

Foto: dj

Wo gibt es noch Flächen, immerhin hat die Stadt ein Problem bei der Flächenbereitstellung?

Niemann Es ist richtig, dass die Bereitstellung von attraktiven und insbesondere kurzfristig verfügbaren Gewerbeflächen in Wülfrath nicht ganz einfach ist. Dies ist zum einen der Topographie in Wülfrath geschuldet, zum anderen sind aber auch viele potenziell geeignete Flächen in privatem oder gewerblichen Besitz. So ist es beispielsweise eine große Herausforderung, der Landwirtschaft adäquate Tauschflächen anzubieten. Kurzfristig stehen in Wülfrath derzeit nur rund 2,1 Hektar Gewerbefläche zur Verfügung, mittel- bis langfristig könnten noch etwa 25 Hektar dazu kommen. Dies setzt aber die Verkaufsbereitschaft der Grundstückseigentümer und die Schaffung von notwendigem Baurecht voraus. Die größten zusammenhängenden Potenzialflächen finden sich im Gewerbegebiet Nord-Erbach und in dem Übergang zu dem Gewerbegebiet Kocherscheidt.

Die Wirtschaftsförderung ist stark in die Innenstadtentwicklung eingebunden. Wie ist die Zusammenarbeit mit dem City-Management? Wo gibt es Potenziale, was steht in Zukunft auf der Tagesordnung?

Niemann Als integrativer Bestandteil des Stadtentwicklungsprogramms wird das Citymanagement ebenso wie auch die baulichen Maßnahmen in der Innenstadt zu 70 Prozent durch Mittel der Städtebauförderung von Bund und Land finanziert. Das Citymanagement stellt sowohl für die die städtische Wirtschaftsförderung als auch für die Werbegemeinschaft Wülfrath pro eine wertvolle Verstärkung der vorhandenen Kapazitäten dar. Auch die Expertise und die Erfahrungen aus der Arbeit in anderen Städten, die uns durch das ausführende Büro Stadt + Handel zur Verfügung gestellt werden, ist von großem Nutzen. Neben der weiteren Etablierung des so genannten Verfügungsfonds "Wülfrath aktiv", durch den bereits ja erste Maßnahmen wie historische Straßennamenschilder und die Erweiterung der Weihnachtsbeleuchtung für die Innenstadt umgesetzt werden konnten, wird zukünftig sicherlich die intensive Betreuung und Beratung der Einzelhändler und Immobilieneigentümer der Innenstadt eine Kernaufgabe des Citymanagements darstellen. Eine große Herausforderung, die nur mit allen Akteuren in der Innenstadt angegangen werden kann, stellt zum einen die Wiedernutzung vorhandener Leerstände dar und zum anderen die Innenstadt als Ort des täglichen Einkaufs attraktiv zu halten.

Wie sehr wird Rheinkalk in den nächsten Jahren noch bedeutsam für Wülfrath sein? Nur noch als Produktionsstandort?

Niemann Rheinkalk ist und bleibt für Wülfrath ein sehr wichtiges Unternehmen. Das Unternehmen ist nicht nur wichtiger Steuerzahler und Arbeitgeber, sondern besitzt auch einen Großteil der Grundstücke in Wülfrath. Nicht zuletzt ist das Unternehmen auch eng mit der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt Wülfrath verwoben. Welchen Einfluss die unternehmensinternen Umstrukturierungen auf den Standort Wülfrath haben werden bleibt abzuwarten. Durch einen bereits in der Vergangenheit etablierten und stetig ausgebauten Branchenmix ist es aber gelungen, einer Monostruktur entgegenzuwirken und zu einer Diversifizierung der Wülfrather Unternehmenslandschaft beizutragen. Diesen Weg werden wir auch zukünftig weiter beschreiten und daher gilt es Wülfrath als Wirtschaftsstandort sowohl für das produzierende Gewerbe als auch den Dienstleistungssektor attraktiv zu halten.

Wie steht es um die Weiterentwicklung der Wilhelmstraße?

Niemann Eines der großen Anliegen von Bürgermeisterin Panke ist die Neuordnung und städtebauliche Aufwertung der Wilhelmstraße. Insbesondere im oberen Teil, stellt sie doch das Entree nach Wülfrath dar. Neben den städtebaulichen und gestalterischen Aspekten bestehen aber auch noch in Hinblick auf den gewerblichen Besatz einige Entwicklungspotenziale. Zu denken ist hier sicherlich an Grundstücke entlang der so genannten ,Automeile', aber auch ganz besonders an Bereiche in der Fußgängerzone wie etwa im Umfeld des Ware Platzes. Wünschenswert und notwendig ist in diesem Bereich eine Wiedernutzung leerstehender Ladenlokale um attraktive Kundenmagnete für die Besucher der Fußgängerzone vorzuhalten, damit die Besucherfrequenz über die gesamte Fußgängerzone verteilt werden kann.

Uwe Reimann führte das Interview.

(RP)
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