Mettmann "Kahlschlag dient der Verkehrssicherheit"

Mettmann · Kreisausschuss diskutiert die Fällung im Neandertal. Die Verwaltung rechtfertigt die Maßnahme.

 Im Neandertal steht ein Vorsicht-Steinschlag-Schild schief, ganz viele Bäume liegen flach.

Im Neandertal steht ein Vorsicht-Steinschlag-Schild schief, ganz viele Bäume liegen flach.

Foto: Dietrich Janicki

Der Kahlschlag im Neandertal erhitzt die Gemüter. "Verkehrssicherheit geht vor" heißt es beim Kreis Mettmann, der Umfang der Fällungen war völlig überzogen, sagen Umweltschützer. Das Thema beschäftigte jetzt den Ausschuss für Umweltschutz. Landschaftspflege und Naherholung des Kreises Mettmann nach einer Anfrage der UWG. Andreas Krömer sagte dazu, er habe noch nie erlebt, dass auf einer Fläche von mehr als 100 Metern nur kranke Bäume stünden. Und wenn es schon zu einer so großangelegten Maßnahme komme, dann müsse die Bevölkerung entsprechend einbezogen werden.

"Wir sind mit viel Vernunft an die Sache herangegangen und unserer Informationspflicht auch nachgekommen", entgegnete Georg Görtz als Leiter des Planungsamtes. Gleichzeitig räumte er ein Vermittlungsproblem ein. "Wir haben aus den vielfachen Reaktionen gelernt, noch offensiver mit solchen Notwendigkeiten umzugehen." Er ließ keinen Zweifel daran, dass es zu den massiven Eingriffen im Neandertal keine Alternative gab. "Die Bäume hatten auf dem angeschütteten Hang eine schlechte Standfestigkeit. Im Zuge unserer Verkehrssicherungspflicht blieb uns keine andere Wahl, als zu handeln."

Die Fachleute von Straßen NRW hätten den Kreis bereits lange vor dem Unfall im Dezember auf die Gefahr hingewiesen, die von den Bäumen ausgehe. Als besonders dramatisch stellte Georg Görtz in diesem Zusammenhang den Dominoeffekt dar. "Wenn ein Baum fällt, reißt er andere mit." Daher sei es auch nicht möglich gewesen, zu selektieren und einzelne Exemplare stehen zu lassen. "Beim Fällen hat sich gezeigt, dass weitaus mehr Bäume krank sind, als wir zunächst gedacht hatten. Deshalb mussten wir einen weitaus größeren Teil entfernen, als ursprünglich geplant."

Wirtschaftliche Interessen oder die Absicht, neue Räume zu schaffen, hätten dabei keineswegs im Vordergrund gestanden. "Die Arbeiten waren deutlich teurer als der Ertrag vom Verkauf des Holzes", betonte Görtz. Es handele sich auch keineswegs um eine Rohdung, denn Stümpfe und Wurzelwerk seien nach wie vor im Boden, um den Hang vor Erosion zu schützen. Langfristig soll sich die Natur die Fläche zurückerobern. "Sie ist ein guter Baumeister."

Klaus Adolphy von der Unteren Landschaftsbehörde wies darauf hin, dass speziell der nun freigelegte Felsen ein interessantes Sekundärbiotop sei. Gerade die Zauneidechse könne sich dort ansiedeln. "Es ist kein Schaden entstanden, sondern eine Bereicherung. Wir haben bei aller Dringlichkeit für den Artenschutz alles getan, was nötig war und auch die Biologische Station mit eingebunden." Über die Notwendigkeit des Kahlschlags lohne sich keine Diskussion. Wohl aber über die künftige Gestaltung der Fläche. Sie könne sich selbst überlassen bleiben oder bewusst als offenes Biotop gestaltet werden, damit sich spezielle Arten dort ansiedeln. Landrat Thomas Hendele regte an, diese Frage in das Werkstattverfahren zum Masterplan Neandertal einfließen zu lassen. "Wir haben die Chance, das zu gestalten und sollten das auch tun."

Dennoch sieht Rainer Koester von den Linken den Charakter des Neandertals beschädigt. "Der ist vom Wald bestimmt und ich sehe jede Menge Kahlschlag." Jochen Gödde von den Grünen drängte auf einen Ortstermin. Die Begehung durch den Ausschuss soll am 12. März stattfinden.

(RP)
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