Wülfrath Kochen wie früher

Düsseldorf · Reportage Im Alten- und Pflegeheim Haus-August-von-der-Twer dürfen die Bewohner selbst bestimmen, was auf den Teller kommt. Anna Metzen bereitet ihr Lieblingsgericht zu: herzhafte Pfannkuchen mit Salat.

Anna Metzen ist ganz in ihrem Element. Sie steht im Alten- und Pflegeheim Haus-August-von-der-Twer am Herd der Therapieküche und brät in zwei riesigen Pfannen einen Pfannkuchen nach dem anderen. Dampf steigt ihr ins Gesicht. Vorsichtig hebt sie einen Pfannkuchen an. "Jetzt können Sie wenden", sagt sie zu Jens Falarczyk, von der Leitung der 100-prozentigen BDA-Tochter, Managed Care Service (MCS). Den Teig darf nur sie in die Pfannen geben. "Der junge Mann weiß doch nicht, wie viel da rein muss".

Teig für 30 Personen

Die 84-jährige Moselanerin kocht für ihr Leben gern. Ihre Mutter war Köchin. Sie selbst, vor langen Jahren in einem katholischen Pfarrhaus in Stellung, hat Hochwürden und Gäste bekocht. "In Kriegszeiten musste ein Pfund Fleisch die ganze Woche reichen", erinnert sie sich. Später waren Mann und Kinder Feuer und Flamme über ihre Hausmannskost. Seit Januar lebt Anna Metzen im Altenheim. Vorsorglich hat sie drei Kittelschürzen mitgebracht. Eine darf sie heute endlich einsetzen.

Schließlich stammt die Anregung von ihr, für Mitbewohner eines ihrer Lieblingsgerichte zu zubereiten: Pfannkuchen, belegt mit Schinken und geraspeltem Käse, dazu eine große Schüssel Kopfsalat. "Die Zutaten habe ich im Kopf. Ich habe nie nach Rezept gekocht", erzählt Anna Metzen. Die Einkäufe haben Mitarbeiter des Sozialen Dienstes getätigt. Der Teig für 30 Personen wurde in Teamarbeit zubereitet – unter der Regie der rüstigen Seniorin. Mitbewohner und Zivis machten sich bei Salat und Tischdecken nützlich.

Jetzt stapeln sich auf großen Platten köstlich duftende Pfannkuchen. Altenheim-Leiterin Bettina Mayer wird gebeten, eine Kostprobe zu nehmen. Sie kaut genüsslich. "Hmm, schmeckt gut!" Antje Holitschke, Ergotherapeutin beim Sozialen Dienst, zaubert eine leckere Salatsoße auf Joghurt- und Creme-fraiche-Basis. Die Soße mit Schnittlauch, Öl und Essigessenz lässt sie lieber Anna Metzen machen. "Sie hat die richtigen Mengen im Kopf." Die letzten Pfannkuchen brutzeln in der Pfanne. Die Moselanerin weicht schon mal die Schüsseln ein. "Dann trocknet der Teig nicht so an." Sie strahlt. "War schön, mal wieder zu arbeiten." Auch, wenn sie inzwischen ihre Beine spürt. "Aber das geht vorüber."

Qualitätszirkel "Essen"

An den gedeckten Tischen warten Bewohner des Unter- und Erdgeschosses sehnsüchtig auf die heute einmal andere Beköstigung. Der vielversprechende Duft ist ihnen längst in die Nase gezogen. Ilse Weber kaut vorsichtig. "Ja, schmeckt. Habe ich noch nie so gegessen." Elisabeth Blazek möchte lieber nur Zucker ober drauf. Endlich nimmt auch Anna Metzen Platz. "Jetzt habe ich auch Hunger!"

Was morgens, mittags und abends auf den Teller kommt, spielt bei vielen Altenheimbewohnern eine ganz wichtige Rolle. Bei der Bewohner-Vollversammlung im April war die Essensituation ein herausragender Punkt der Tagesordnung. Zuvor hatte die Bergische Diakonie Aprath (BDA) in allen ihren Einrichtungen eine Bewohnerbefragung zum Thema, "Zufriedenheit mit dem Essen" durchgeführt. Einmal monatlich findet zudem ein Qualitätszirkel "Essen" statt, an dem neben MCS und Heimleitung auch Mitglieder des Heimbeirats vertreten sind. Dabei wurde der Vorschlag aufgegriffen, dass Bewohner gelegentlich so kochen, wie sie es von früher gewohnt sind.

"Es ist schon schwierig, den richtigen Geschmack zu treffen. Da gibt es auch mal Stress", räumte Bettina Mayer ein. Einige Frauen beteiligten sich indes mit großen Vergnügen an einer Kochgruppe.

(RP)
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