Mettmann Kurt Lessing gibt nach 32 Jahren den Vorsitz ab

Mettmann · Der Mettmanner will kürzer treten und Platz für einen Nachfolger im Bürgerverein Ob- und Niederschwarzbach machen.

Nein, zu alt für die Aufgaben als Vorsitzender fühlt sich Kurt Lessing nicht. "Obwohl ich im vergangenen Jahr 80 Jahre wurde." Nach seiner Meinung ist es "an der Zeit, Platz für jüngere Leute zu machen." Deshalb trat der Mann, der schon 1974 bei der Gründung der Siedlergemeinschaft Ob- und Niederschwarzbach als Sprecher der Gruppe tätig war und nach dem Zusammenschluss mit dem Bürgerverein im Jahr 1983 dessen 1. Vorsitzender wurde, jetzt zurück. In Vorstand und Beirat, der 17 Personen zählt, taten das insgesamt acht Leute. "Ich hatte mich im Vorfeld umgehört und geschaut, ob ich geeignete Kandidaten für die Nachfolge finde."

Ursprünglich hatte sich die Siedlergemeinschaft gegründet, "weil immerzu an allen Ecken und Enden etwas nicht funktionierte". Oder es wichtige Dinge nicht gab. So wie eine entsprechende Haltestelle für den Schulbus, später kam das Wartehäuschen hinzu. Auch die Gründung des Kindergartens fußt auf einem Impuls des Bürgervereins. "Wir wollten nicht nur jammern, sondern selbst aktiv werden."

Zum Beispiel als das Aus für den Friedhof im Gespräch war. Eine kontroverse Debatte entstand, "wir haben ganz heftig darum gekämpft, dass das nicht passiert." Mit Erfolg. Anstelle, das Areal zu schließen, wurden Grundstücke dazu gekauft, um diese parkähnliche Ruhestätte zu erweitern. "Ein Friedhof ist auch ein kultureller Begegnungsplatz. Den kann man nicht so einfach schließen", fasst Kurt Lessing zusammen. Sich als Ob- oder Niederschwarzbacher auf Friedhöfen der Nachbargemeinden beerdigen zu lassen, wäre "eine Zumutung" gewesen.

Und um auch hier zu zeigen, dass der Bürgerverein nicht nur meckern kann, sondern Gestalter seines Stadtteils ist, wurde das Friedhofstor gespendet, wurden Umbauarbeiten selbst durchgeführt und ein Kreuz gestiftet. "Wir fordern nicht nur, sondern tun auch selbst etwas."

Blickt der 80-Jährige jetzt nach den vielen Jahren zurück und bilanziert, was seine Beirats- und Vorstandskollegen und er alles auf die Beine gestellt haben, ist er durchaus zufrieden. Als jährlich wiederkehrende Termine wurden Osterfeuer, eine Fuß- und Radwanderung, Lindenblüten- sowie Sommerfest oder das Adventscafé etabliert. Und viele kleine Dinge fallen dem gebürtigen Ostpreußen, der in Obschwarzbach in den 70er Jahren sein neues Zuhause fand, ein.

Dazu zählen so schöne Sachen wie die Gründung von Bolz- und später Bouleplatz, die Pflanzaktion der 17 Linden oder auch die Idee, zur Verkehrsberuhigung beizutragen. "Wir haben dann 50 überaus fantasievolle Figuren kreiert, die am Straßenrand platziert ans Tempolimit erinnern.".

Ein weiterer Meilenstein markiert den Erhalt des Gemeindehauses. Anstelle es zu schließen, finden hier weiterhin Veranstaltungen statt. Anstelle es irgendjemanden zu überlassen, achtet der Trägerverein darauf, dass die Bilanzen stimmen.

Der Bürgerverein und die anderen Nachbarn sind eine verschworene Gemeinschaft. Füreinander da und miteinander im Dialog. Und auch wenn es im Laufe der Jahre zu einem Generationenwechsel gekommen ist und neue Menschen nach Obschwarzbach gezogen sind, ist das "Wir-Gefühl" immer noch vorhanden, sagt Kurt Lessing.

Seine neu gewonnene Zeit will der gelernte Uhrmacher und spätere AEG-Projektmanager bevorzugt im Garten verbringen. Außerdem hat er Urlaubspläne, zum Segeln möchte er wieder öfter nach Holland.

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