Wülfrath Kurzarbeit bei Tedrive

Düsseldorf · Wegen des Konjunktureinbruchs in der Automobil-Industrie wird mit 20 Prozent weniger Absatz gerechnet.Geschäftsleitung und Betriebsrat müssen noch verhandeln – auch über Personalabbau.

Wenn es nach der Geschäftsleitung des Wülfrather Tedrive-Werks geht, müssen sich die Mitarbeiter auf Kurzarbeit einstellen. Angestrebt wird eine Vereinbarung mit dem Betriebsrat, die eine Betriebsruhe vom 22. Dezember bis zum 4. Januar vorsieht. Beschäftigte, die keinen Resturlaub mehr haben oder kein positives Zeitkonto abbauen können, müssen in Kurzarbeit gehen. Für das nächste Jahr soll dann Kurzarbeit für die gesamte Belegschaft beantragt werden. Inwieweit davon Gebrauch gemacht wird, hängt vom Produktionsumfang ab. Denkbar sind individuelle Lösungen, nach denen ein Mitarbeiter beispielsweise einen Tag pro Woche nicht arbeitet und dafür Kurzarbeitergeld (60 Prozent vom Lohn) bekommt.

Tedrive rechnet angesichts der Konjunkturlage in der Automobilindustrie im ersten Quartal 2009 mit einem Umsatz-Minus von 20 Prozent, sagte Nils-Johann Fleck, der seit 1. Oktober Geschäftsführer im Werk Wülfrath ist. Von der weiteren Entwicklung hänge das Ausmaß der Kurzarbeit ab.

Zweite „Baustelle“, auf der Geschäftsführung und Betriebsrat zueinander finden müssen, ist der geplante Abbau von Arbeitskräften – bis zu 280 Mitarbeiter in den nächsten beiden Jahren. Fleck beschreibt das strukturelle Problem: Tedrive erwartet in Wülfrath einen Umsatzeinbruch von 40 bis 50 Prozent. Lag der Umsatz 2007 bei 190 Millionen Euro, wird für die nächsten Jahre mit einem Niveau um 100 Millionen Euro gerechnet. „Kapazitäten müssen der Marktnachfrage angepasst werden.“ Produkte – zum Teil noch aus Ford-Zeiten – laufen aus und für neue Entwicklungen werden Abnehmer gesucht. Der Absatz wird erst 2011 beginnen und nicht die Volumen früherer Jahre haben. Ein Zugpferd sollen hydraulische Lenkgetriebe sein, die die Funktionen elektrischer Lenkungen haben. Sie sind kostengünstiger und belastbarer, also besonders für den Einsatz in größeren Fahrzeugen geeignet. Mit Prototypen wird bereits getestet, Käufer werden gesucht.

Einigungsstelle erforderlich

Nicht zuletzt vom Verkaufserfolg hängt es ab, ob am Ende wirklich 280 Arbeitsplätze abgebaut werden. Es können auch weniger sein, sagte Fleck und verwies darauf, dass dies auch Bestandteil der Verhandlungen mit dem Betriebsrat über Interessenausgleich und Sozialplan ist. Angestrebt wird die Bildung einer Einigungsstelle, die aus Sicht der Unternehmensleitung spätestens im Januar zum Abschluss kommen sollte, damit der Personalabbau (betriebsbedingte Kündigungen) beginnen kann.

Das Ziel eines jeden Unternehmers sei es, den Unternehmenswert zu steigern, bei Tedrive sei dies nicht anders, sagte Fleck. Aber der hinter dem Unternehmen stehende Investor sei keine Heuschrecke.

Dazu passt die Aussage des Geschäftsführers, dass alle Auszubildenden, immerhin 42 der 650 Beschäftigten, auf jeden Fall ihre Lehre abschließen können.

(RP)
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