Mettmann Die Angst vor dem Zahnarzt besiegen

Mettmann · Rainer Klähn nimmt sich Zeit für Angstpatienten. Der drohende Kontrollverlust sei für viele das größte Problem, sagt er.

 Bevor Zahnarzt Rainer Klähn mit der eigentlichen Behandlung beginnt, klärt er auf Augenhöhe die Patientin darüber auf, was an ihren Zähnen gemacht werden soll.

Bevor Zahnarzt Rainer Klähn mit der eigentlichen Behandlung beginnt, klärt er auf Augenhöhe die Patientin darüber auf, was an ihren Zähnen gemacht werden soll.

Foto: Dietrich Janicki

Mit schweißnassen Händen wird in den Lesezirkel-Heftchen herumgeblättert. Bravo, Bunte, Bild der Frau: Was man liest, weiß man nicht so genau. Und irgendwie ist es ja auch egal, weil man im Grunde nur eins klar vor Augen hat: Den Bohrer, die Spritze oder was auch immer. Wer von Zahnarztangst geplagt wird, kenn dieses Szenario. Obwohl man es inmitten der großen Runde von Leidensgenossen damit eigentlich schon weit gebracht hätte. So manch einer schafft es noch nicht mal, daran zu denken oder gar den Telefonhörer in die Hand zu nehmen, um einen Termin beim Zahnarzt zu vereinbaren. Denn der ist in der Phantasie derjenigen, die unter einer sogenannten Dentalphobie leiden, der reinste Horror.

"Viele der Betroffenen haben die schlimmsten Vorstellungen davon, was hier alles passieren kann", spricht Dr. Rainer Klähn über die negative Erwartungshaltung. Denn die stehe oft am Anfang der Angstspirale, die sich in der Gedankenwelt der Betroffenen unerbittlich weiterdreht. Als erfahrener Zahnarzt weiß er, dass es mit ein paar beruhigenden Worten längst nicht getan ist. An die Vernunft zu appellieren reiche nicht aus, um Ängsten beizukommen, die sich oft schon in Kinderzeiten fest eingebrannt haben. Ob es nun schlechte Erfahrungen waren oder einfach nur die "geerbte" Angst der Eltern: Es gibt vieles, womit sich der Grundstein für die leidige Zahnarztangst legen lässt.

Später kommt dann auch noch hinzu, dass man seine mittlerweile "schlechten" Zähne niemandem zumuten möchte. Vor allem keinem Zahnarzt, bei dem man auch noch den Mund aufmachen muss. "Der Kontrollverlust ist für viele Menschen ein großes Problem", spricht Rainer Klähn über die Hemmungen, von denen Patienten heimgesucht werden. Sich auf einen Stuhl zu setzen, um sich einem fremden Menschen auszuliefern: Auch ohne Spritze und Bohrer kann das eine beängstigende Vorstellung sein.

So manch einer kommt daher auf die Idee, sich all das durch eine Behandlung unter Vollnarkose zu ersparen. Man wacht auf und alles ist vorbei: Welch beruhigende Vorstellung. "Die Zähne sind dann zwar behandelt, aber die Angst bleibt", weiß Rainer Klähn. Er selbst ist davon überzeugt, dass es auch ohne Sedierung geht: "Das wichtigste ist, den Menschen zu respektieren und ihn ernst zu nehmen." Für ihn selbst beginnt das übrigens schon mit der Begrüßung, bei der es ihm wichtig ist, seinen Patienten die Hand zu reichen. Sie sollen ihn nicht nur hören, sondern auch fühlen können. Über dem Patienten zu stehen ist jenseits medizinischer Notwendigkeiten tabu. Stattdessen begegnet er demjenigen, der vor ihm im Stuhl sitzt, auf Augenhöhe. "Während der Behandlung entsteht so ein Gleichgewicht zwischen Arzt und Patient", weiß Klähn.

Wer möchte, bekommt alles ganz genau erklärt. Und wer zwischendurch eine Pause braucht, bekommt auch dafür Gelegenheit. Nur so bekomme der Patient das Gefühl von Kontrolle zurück - und damit die wichtigste Voraussetzung für eine gelungene Angstbewältigung, sagt Klähn.

(magu)
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