Erkrath Mettmann lockt die Erkrather nicht

Erkrath · Eine Umfrage unter Passanten am Hochdahler Markt zeigt: Für die Erkrather ist die Kreisstadt keinen Weg wert.

 Ein Schild mit Symbolcharakter: Obwohl nur wenige Kilometer auseinanderliegend, scheint es zwischen Mettmann und Erkrath eine Grenze zu geben.

Ein Schild mit Symbolcharakter: Obwohl nur wenige Kilometer auseinanderliegend, scheint es zwischen Mettmann und Erkrath eine Grenze zu geben.

Foto: Dietrich Janicki

Sie hat viel zu bieten, die Neanderthal-Stadt Mettmann. Die idyllische Oberstadt, die gemütlichen Lokale in den Gassen, das Neanderthal Museum, das einmalige Naturfreibad und die neue Königshof-Galerie sind nur einige Beispiele dafür, was Mettmann den Nachbarn zeigen könnte, wenn sie denn nur kämen. Jedoch: Die Erkrather zieht es dort nicht hin. Es ist für sie kein großer Anreiz, die acht Kilometer bis in den Nachbarort zurückzulegen.

Der Rentner Richard Kottmann wohnt am Hochdahler Markt. Er findet, er habe alles, was er braucht, direkt vor der Nase. "Manchmal begleite ich meine Tochter zu Terminen nach Mettmann und sehe mich dort ein bisschen um. Aber sonst würde ich nicht nach Mettmann fahren", sagt er. Für Viele scheitert der Besuch im Nachbarort tatsächlich an der Entfernung, obwohl die Strecke selbst mit dem Rad sehr leicht und schnell zu überwinden wäre. Mit dem Bus sind es gerade mal 24 Minuten vom Hochdahler Markt bis zum Mettmanner Jubiläumsplatz.

"Ich habe kein Auto, deshalb spielt sich mein Leben hauptsächlich in Erkrath ab", sagt Frieda Mahler. Für Einkäufe oder Veranstaltungen mit dem Bus mal kurz nach Mettmann? "Ich war einmal mit dem Bus drüben, um mir die neue Königshof-Galerie anzugucken. Das war aber eine einmalige Sache — außerdem hat sie mich nicht gerade vom Hocker gehauen."

Bei den Jugendlichen sieht es nicht anders aus. Die Schule ist nicht weit weg, die Freunde wohnen um die Ecke, wozu also nach Mettmann fahren? Die 17-jährige Vivian zieht es eher nach Hilden oder Düsseldorf. Dort kann sie einkaufen, am Rhein flanieren, die Großstadt erleben. Von der Mettmanner Königshof-Galerie hat sie zwar schon mal gehört, doch dafür extra nach Mettmann fahren? "Nee, alles andere hat man ja sowieso in der Nähe, oder?"

Viele Passanten auf dem Hochdahler Markt sehen es ähnlich. Wenn sie Mettmann hören, verbinden sie damit das Neanderthal Museum oder die neue Einkaufsmeile. Mehr nicht. Eins haben die beiden Ziele in der Nachbarstadt für die Erkrather jedoch gemeinsam: Ihr Besuch ist in der Regel eine einmalige Sache. Danach nie wieder.

Martina Klein ist eine junge Erkrather Mutter und gerne unterwegs. Lebensmittel kauft sie in der Umgebung, zum Shoppen fährt sie nach Hilden. Auf dem Wochenmarkt am Jubiläumsplatz ist sie noch nie gewesen, und auch die Königshof-Galerie interessiert sie nicht besonders. "Die Geschäfte, die es in Mettmann gibt, gibt es doch auch in Hilden. Und da gehe ich viel lieber hin", gibt sie unumwunden zu.

Offensichtlich lässt sich der Erkrather nur schwer von den Vorzügen des Nachbarn begeistern. Dabei existieren die Städte schon so lange, dass man eigentlich eine gewisse Verbundenheit vermuten würde. Doch eine nachbarschaftliche Beziehung, bei der die Erkrather die Kreisstadt besuchen, existiert nicht. Zu bequem? Dem Reiz der Großstadt Düsseldorf erliegen die Erkrather anscheinend öfter und lieber als dem der Oberstadt in Mettmann.

(mego)
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