Mettmann Mettmann muss sich dem Wettbewerb im Umland stellen

Mettmann · Ulrich Biedendorf von der IHK Düsseldorf beleuchtete beim Wirtschaftsdialog die Entwicklung der Kreisstadt. Das Verkehrsproblem muss gelöst werden. Eine Nordumgehung fehlt noch.

Ulrich Biedendorf, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Düsseldorf, ging beim jüngsten Wirtschaftsdialog der Frage nach, ob Mettmann eine Zukunftsperspektive hat. Um diese Frage zu beantworten, beleuchtete Biedendorf die aktuelle Situation der Wirtschaft und die Innenstadtentwicklung.

Mettmann hat sich seit 1990 zu einer Dienstleistungsstadt entwickelt. Das produzierende Gewerbe (Metallerzeugung- und Verarbeitung, Baugewerbe und Maschinenbau) ging zurück. In diesem Bereich fielen Arbeitsplätze weg. Dennoch: Mettmann verfügt über eine hohe Kaufkraft. Sie liegt höher als der Durchschnittsindex des Kreises.

Aber: Die Umsatzkennziffer je Einwohner liegt unterhalb derer des Kreises Mettmann. Das heißt: "Viele Mettmanner kaufen in den umliegenden Oberzentren wie in Düsseldorf, Essen und Wuppertal ein. Auch Hilden wird als Einkaufsstadt bevorzugt", so Biedendorf. Und dieses Abwerben wird in den nächsten Jahren immens zu nehmen, so seine Einschätzung. Düsseldorf boomt, baut neue Einkaufszentren (Kö-Bogen) und wirbt offensiv im Umland.

Die Stadt Mettmann versucht, dieser Entwicklung gegenzusteuern. Das neue Einkaufszentrum sei ein erster Schritt. Allerdings monierte Biedendorf den hohen Leerstand in der Innenstadt. Hier müsse der Hebel angesetzt werden. Auch die Wegeverbindung von der Kö-Galerie in die Freiheitstraße und Oberstadt sei suboptimal. Kunden, die in der Kö-Galerie einkauften, würden den Weg in die weitere Innenstadt nicht finden und auch nicht suchen.

Ein weiteres Problem ist der Verkehr. Biedendorf hatte vor seinem Referat die Probe aufs Exempel gemacht und war durch die Stadt gefahren. Von einer grünen Welle keine Spur und wenn man am Jubiläumsplatz ankommt, begegne einem Tristesse. Der Bau der Osttangente und der Seibelquerspange werde das innerstädtische Verkehrsproblem allein nicht lösen.

Erst wenn die Nordumgehung gebaut werde, (gemeint ist die Verbindung von der Nordstraße über die Kirchendelle zum Peckhaus) sei die Innenstadt insgesamt entlastet. Mit dem Innenstadtkonzept, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Aufenthaltsqualität in der Stadt zu erhöhen, sei man auf dem richtigen Weg. Und: Es gelte ein Alleinstellungsmerkmal für Mettmann zu finden. Das bedeutet: Eine intelligente Marketingstrategie.

Kritik übte Biedendorf am Regionalplan. Die Bezirksregierung rechnet den Kommunen vor, wie viel Gewerbegebiete sie besitzen und wie groß der Bedarf sei. Diese Rechnung sei in Mettmann zunächst nicht aufgegangen. "Man hat im Gebietsentwicklungsplan eine 50 Hektar große Fläche am Benninghof als Gewerbegebiet ausgewiesen und dabei übersehen, dass dieses Gelände sich überhaupt nicht dazu eignet." Zusammen mit der Stadt habe die IHK interveniert und erreicht, dass diese Berechnung korrigiert wurde. Im Osten der Stadt im Bereich "Groß Estringhaus" verfüge die Stadt über ein weiteres Flächenpotenzial. Bedauerlich findet Biedendorf, dass das angedachte Tourismusprojekt im Kalkwerk Neandertal zunächst auf Eis gelegt worden sei.

Die Regiobahn habe Vorteile, berge aber auch Risiken. Auf der einen Seite sei sie ein Standortvorteil für Menschen, die ihren Wohnort nach Mettmann verlegen, andererseits verlassen Mettmanner die Stadt, um in den Oberzentren - demnächst auch in Wuppertal - einzukaufen.

Fazit: Mettmann habe Potenzial, müsse sich aber den Herausforderungen kreativ stellen.

(RP)
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