Mettmann Mettmannerin mit Kredit übel betrogen

Mettmann · Die ehemalige Musikschullehrerin Eva-Sybille Kemmner wollte ein "schufafreies" Darlehen beantragen. Stattdessen zahlte sie Hunderte von Euro für Beratung und erhielt kein Geld. Sie möchte andere vor diesen Firmen warnen.

 Statt eines Kredits bekam Eva-Sibylle Kemmner nur viel Post von drei verschiedenen Instituten.

Statt eines Kredits bekam Eva-Sibylle Kemmner nur viel Post von drei verschiedenen Instituten.

Foto: Dietrich Janicki

Eva-Sibylle Kemmner hat den Schwarzen Gürtel in Karate. Verteidigen kann sich die ehemalige Lehrerin der Mettmanner Musikschule also. Angst vor Anfeindungen hat sie schon mal gar nicht. "Ich möchte andere Leute warnen, nicht auf unseriöse Firmen hereinzufallen, so wie mir das passiert ist", sagt Kemmner. Und das ist ihre Geschichte:

Die Ausgangslage Weil sie als Rentnerin mit einem Alt-Darlehen von ihrer Hausbank keinen Kredit mehr erhält, machte sich Eva-Sibylle Kemmner auf die Suche nach einem Darlehen, bei dem nicht die Einträge in der Schufa abgefragt werden. Dabei stieß sie auf die Seite www.die-kredit-profis-net. Sie setzte dort 5000 Euro als Wunschsumme ein, die sie zum Ausgleich ihres Dispokredits verwenden wollte.

Die erste Reaktion Obwohl sie als Beruf "Rentnerin" angegeben hatte, erhielt sie nach eigenen Angaben sofort eine verbindliche Zusage. Die 5000 Euro sollte sie in 84 Monatsraten zu je 71,52 Euro zurückzahlen.

Die Falle Mit der vermeintlichen Zusage erhielt Eva-Sibylle Kemmner noch jede Menge weiterer Vertragsunterlagen von verschiedenen Versicherungen. Die hat sie allerdings nicht ausgefüllt, weil sie keine weiteren Versicherungen brauchte. Auf einer Seite, die sie auch unterschrieben hat, wurde allerdings eine Bearbeitungsgebühr von 297,50 Euro gefordert.

Die Falle schnappt zu Nachdem sie Rentenbescheid und Mietvertrag an das Unternehmen geschickt hat, erhält sie eine Nachricht der Post, ein Schreiben per Nachnahme liege für sie vor. Zu zahlen sind 297,50 Euro, also die vorher geforderte Bearbeitungsgebühr. Mit ihren letzten Geld-Reserven holt Eva-Sibylle Kemmner den Umschlag ab. Sie denkt, dort wäre die endgültige Zusage für den Kredit erhalten.

Unter falscher Flagge Doch in dem fast 300 Euro teuren Brief finden sich keine Kreditunterlagen. Es ist lediglich eine Bestätigung, dass eine Firma in Österreich sich jetzt um den beantragten Kredit kümmern wird. Die Firma, an die Eva-Sibylle Kemmner die fast 300 Euro bezahlt hat, will nun mit dem Auftrag nichts mehr zu tun haben. Darüber hinaus wird versucht, Kemmner weitere Versicherungen anzudrehen. Und noch obendrauf: Es werden weitere 195 Euro "Bearbeitungsgebühr" gefordert. Die absolute Krönung: Es geht jetzt nicht mehr um einen Kredit, sondern um eine "Finanzsanierung". Bevor die Firma mit dieser Sanierung anfängt, sind erst Mal 195 Euro fällig.

Die Reaktion Eva-Sibylle Kemmner hat die Nase voll. Fast 300 Euro hat sie bereits bezahlt, weitere 200 werden gefordert. Ihren 5000-Euro- Kredit hat sie immer noch nicht und es sieht auch nicht so aus, als würde sie ihn erhalten. Sie schreibt Widerrufe. Doch weil mittlerweile durch geschicktes Taktieren und Verzögern mehrerer in die Vermittlung eingeschalteter Firmen mehr als 14 Tage verstrichen sind, ist der Widerruf zwecklos - und die 300 Euro sind weg.

Zugabe Zu allem Überfluss erhält Eva-Sibylle Kemmner noch ein Schreiben einer Versicherung. Angeblich hat sie einen "Privaten Unfallschutzplan 50 plus" abgeschlossen. Ihr sofortiger Widerruf wird in diesem Fall akzeptiert.

Das sagt der Experte "Uns ist die Firma, die von Frau Kemmner Geld gefordert hat, bekannt", sagt Andreas Adelberger, Leiter der Verbraucherzentrale in Velbert. Es haben sich schon viele Kunden beschwert.

Die Verbraucherzentrale hat eine entsprechende Abmahnung an die Firma geschickt. Adelberger weiß: Versprechen Angebote schnelle Soforthilfe, ist größte Vorsicht geboten. Denn Kreditvermittler vergeben selbst keine Darlehen, sondern reichen Anfragen an Banken weiter. Sicher ist, dass diese Tätigkeit den Kredit verteuert - falls der dann überhaupt gewährt wird. In diesem Fall ist eine Finanzsanierung versprochen worden, die angeblich "sinnvoller ist, als eine Neuverschuldung durch eine erneute Kreditaufnahme".

Auf keinen Fall sollte man sich auf eine Sendung per Nachnahme einlassen. "Wenn das Geld erst mal gezahlt wurde, ist es schwer, es wieder zurück zu bekommen".

(RP)
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