NRW Milder Winter: Förster erwarten ein "Mäusejahr"

Mettmann · Der Revierförster Lothar Schnegelsberg nimmt an, dass sich wegen des milden Winters nicht nur Insekten wie der Eichenprozessionsspinner, die für Bäume und Menschen gefährlich werden können, stark vermehren, sondern auch die Mäusepopulation steigt.

 Revierförster Lothar Schnegelsberg mit zerfressenen Lindenblättern an der Mahnert Mühle.

Revierförster Lothar Schnegelsberg mit zerfressenen Lindenblättern an der Mahnert Mühle.

Foto: Dietrich Janicki

Der vergangene milde Winter begünstigt die Vermehrung von Tieren und Insekten. Das kann für den Wald problematische Folgen haben. Wir sprachen mit Revierförster Lothar Schnegelsberg über die Ausbreitung von Schädlingen wie dem Eichenprozessionsspinner und was dagegen getan werden kann.

Herr Schnegelsberg, welchen Befall haben Sie im Kreis feststellen können?

Schnegelsberg Besonders häufig befallen werden die Eichen. Die Schmetterlingsarten Eichenspanner, Eichenprozessionsspinner und Frostspanner befallen die Bäume allerdings in verschiedenen Zyklen. Meist sind Gegenden nur partiell betroffen. In den letzten Jahren hat sich insbesondere der Eichenprozessionsspinner auch bei uns ausgebreitet. Vorher war der Rhein die westliche Grenze für sein Verbreitungsgebiet. Die Raupen ernähren sich hauptsächlich von Eichenblättern.

Welche Auswirkungen hat der Befall für den Wald?

Schnegelsberg In der Regel sterben die Bäume nicht ab. Eine Eiche kann zwei- bis dreimal austreiben. Bei einem Kahlfraß kann es zwar zu Zuwachsverlusten kommen. Das heißt, es dauert länger, bis der Baum wächst, allerdings bedeutet das kein Absterben. Bei Eichen ist vor allem die Witterung ein Problem, darauf reagieren die Bäume sehr empfindlich.

Die Raupen des Eichenprozessionsspinners bilden auch für Menschen gesundheitliche Gefahren. Wie kann man sich davor schützen?

Schnegelsberg Die Raupen entwickeln ab dem dritten Larvenstadium sogenannte Brennhaare, die einen Giftstoff tragen. Das Einatmen kann bei Menschen zu allergischen Reaktionen führen. Wer das bemerkt, sollte das städtische Umwelt- oder Ordnungsamt anrufen. Bei einem massiven Befall wird Bazillus thuringiensis versprüht, das ist ein biologisches Mittel, das die Häutung der Raupen verhindert. Wenn Spaziergänger das Gift auf den Raupenhaaren eingeatmet haben, werden auch die Gesundheitsämter informiert. Der Bereich rund um den befallenen Baum wird in der Regel abgesperrt.

Wie sieht es mit einem Befall von Borkenkäfern aus?

Schnegelsberg Zurzeit ist der noch moderat. In Niederberg sind etwa 20 bis 30 Bäume betroffen, aber das ist noch ein Befall aus dem letzten Jahr. Im Neandertal gibt es da noch kein Problem. Wir betreiben aber mittlerweile ein Borkenkäfer-Monitoring. Dabei messen wir die Größe der Population, indem wir Fallen mit Duftstoffen aufstellen, die die Käfer anziehen. Anhand der Menge, die gefangen wird, lässt sich auf die Population schließen. Zurzeit ist es allerdings relativ trocken, das kommt der Vermehrung zugute.

Welche Schädlinge werden sich in diesem Jahr voraussichtlich noch ausbreiten?

Schnegelsberg Es könnte ein Mäusejahr werden, weil die Tiere wegen der Wärme schon viel früher damit beginnen konnten, sich fortzupflanzen. Feldmäuse knabbern die Bäume an den Wurzeln an, Rötelmäuse fressen unten am Stamm entlang. Einen jungen, armdicken Baum können sie nachhaltig schädigen. Im Naturschutzgebiet Bruchhausen und an der Aufforstungsfläche am Kalkofen gab es früher bereits Probleme mit Mäusen. Durch Probefänge können wir feststellen, ob es eine hohe Dichte an Mäusen gibt. Außerdem kontrollieren wir, ob die Bäume fest stehen und achten darauf, ob uns mehr Mäuselöcher auffallen als zuvor.

VERENA PATEL FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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