Mettmann Mit chinesischer Kampfkunst entspannen

Mettmann · Das evangelische Krankenhaus Mettmann bietet einen neuen Taiji Quan-Kurs an - diesmal nur für Männer.

 Manfred Buchta (vorne) und seine Qigong-Gruppe trainieren im Garten des evangelischen Krankenhauses in Mettmann.

Manfred Buchta (vorne) und seine Qigong-Gruppe trainieren im Garten des evangelischen Krankenhauses in Mettmann.

Foto: D. Janicki

Aushalten, durchhalten, bloß nicht nachgeben. Das sind die Leitsätze vieler Männer, wenn es darum geht, sich wo auch immer durchzusetzen. In Zeiten von Emanzipation und Gleichberechtigung mag ein solches Credo befremdlich klingen. Und dennoch ist es eine Realität, die ihre Schatten auf Körper und Seele wirft. Zumal sich so manch ein Chef auch wundern dürfte, würde das männliche Selbstverständnis plötzlich infrage gestellt werden. Denn im Job wird genau das gebraucht. Belastbarkeit, Durchhaltevermögen und möglichst aufrecht durch den größten Stress gehen: Mehr denn je sind das die Eigenschaften, mit denen man sich heutzutage im Berufsleben über Wasser halten muss.

Nicht nur Männer brechen zuweilen unter solchen Anforderungen zusammen. Aber ihnen fällt es schwerer, sich das auch einzugestehen. Das weiß auch Manfred Buchta. Deshalb bietet er im neuen Programm des Instituts für Gesundheitsförderung am EVK Mettmann einen Taiji Quan-Kurs an, in dem Männer unter sich sind. "Entspannung ist ein Sektor, den Männer eher im häuslichen Umfeld suchen", weiß er aus langjähriger Erfahrung als Kursleiter. Zu esoterisch, zu weit weg vom eigenen Selbstbild: es gibt viele Gründe für männliche Berührungsängste.

Dabei ist Taiji Quan eigentlich eine Kampfkunst - wenn auch eine, die ohne das klassische "Hauen und Stechen" auskommt. Die Bewegungen werden so langsam ausgeführt, dass man sich auf den vermeintlichen Angriff des Gegners einstellen, und ihm eine sinnvolle Abwehrbewegung entgegensetzen kann. Gekämpft wird also durchaus, allerdings auf einem gänzlich anderen Niveau. Und vor allem mit einer inneren Haltung, die bereit ist, das Gegenüber in die eigene Bewegung aufzunehmen. Eine Methode, die sich durchaus in vielerlei Hinsicht sinnvoll einsetzen ließe. Geht es doch in Auseinandersetzungen allzu oft darum, das eigene Ego rücksichtslos durchzusetzen. Zeit zum Nachdenken bleibt da kaum noch. Im Gegenteil: Jede Verzögerung wird als vermeintlicher Vorteil des Gegners ausgelegt. Bleibt man im Job nicht wachsam und angriffsbereit, könnte der Kollege als Sieger im Postengerangel hervorgehen.

Der Preis für diese stetige Angriffsbereitschaft ist zuweilen hoch, Dauerstress führt zu Verspannungen. "Daraus entstehen Fehlhaltungen, die wiederum körperliche Beschwerden verursachen können", weiß Manfred Buchta. Dabei könne gerade die Erfahrung, sich auch mal aus dem Gleichgewicht drücken zu lassen, zum Ziel führen. Manches gelinge erst durch Scheitern, vieles vor allem durch Loslassen. Aber nichts geht ohne Perspektivenwechsel - zumindest nichts, was anders sein soll als die ewiggleichen Gewohnheiten

Taiji Quan ist eine aus China stammende Kampfkunst. Charakteristisch für das Erscheinungsbild sind der ruhige Fluss und die Langsamkeit der Bewegungen. Sie zielen auf die konzentrierte Beobachtung der Bewegungsabläufe und lindern vorhandene körperliche Verspannungen.

(magu)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort