Mettmann/Haan Mit Elan und ohne Kratzer in die Lücke

Mettmann/Haan · Anfahren am Berg, rückwärts um die Ecke setzen, mehrspurige Kreisverkehre und üppig ausgepolsterte Parkboxen - der Verkehrsübungsplatz bietet Anfängern beste Bedingungen, um die Finessen des Autofahrens zu erlernen.

 "In den linken Spiegel schauen und die Fahrspur wechseln."

"In den linken Spiegel schauen und die Fahrspur wechseln."

Foto: Olaf Staschik

Peter Wirtz stehen zarte Schweißperlen auf der Stirn. Nicht, weil sein Passat klingt, als habe er eine Gräte verschluckt, wenn Sohn Johannes (17) ihn über die Kreuzung hoppeln lässt. Johannes hat ein Stopp-Schild überfahren und den von rechts einscherenden Opel übersehen. Dass es zu keinem Zusammenstoß kommt, ist Vater Wirtz' beherztem Griff ins Lenkrad zu verdanken. "Na ja", sagt der 38-Jährige, "dafür sind wir ja auf dem Verkehrsübungsplatz. Damit man fahren lernt und ein Gefühl für die Situationen bekommt."

Fahranfänger aus Mettmann, Düsseldorf, aber auch Remscheid, Leverkusen und Duisburg drehen auf dem insgesamt vier Kilometer große privaten Straßennetz ihre Runden. "Mir gefällt, dass drumherum Wiesen und Felder sind, es kann also nichts passieren, wenn man wirklich von der Straße abkäme", erklärt Peter Wirtz einen der Vorteile des Ortes. Außer an Heiligabend und Silvester ist er jeden Tag des Jahres geöffnet, eine Voranmeldung ist nicht nötig. Im Winter sorgt ein Schneepflug für freie Bahn.

"Alle prüfungsrelevanten Situationen können geübt werden", sagt Vera Schneidereit, die seit 50 Jahren den Fahrtrainingsplatz betreibt. Der ist ausschließlich für Pkw zugelassen, der Fahrzeughalter muss im Besitz eines gültigen Führerscheins sein, dann dürfen Teenager ab 16 Jahren an seiner Seite ihr Können schulen. Je nach Route kommt der Fahrschüler an Ampelanlagen, Parkbuchten sowie unterschiedlichen Kreisverkehren und vor allem zahllosen Verkehrsschildern vorbei. Anfahren und bremsen, rückwärts rollen und mit Tempo korrekt in der Spur bleiben sind Aufgaben, die konsequent immer wieder geübt werden können. Besonders beliebt ist das Wenden in drei Zügen an extra angelegten Sackgassen. Und ebenso gern genutzt werden die durch Gummireifen geschützten Freiflächen, in denen das kontaktlose Ein- und Ausparken perfektioniert werden kann.

Überaus souverän fährt Lucas (16) durch den Parcours. Weil er seinen Führerschein selbst finanziert, übt er in den Ferien so oft wie möglich an der Seite von Vater Thomas Rogall. "Das ist billiger als mit dem Fahrlehrer."

Janine (16) dagegen versucht sich im offenen Cabrio von Mama Manuela zum wiederholten Male an einem Hügel. Diese Mini-Berge gibt es je nach Steigung in den Kategorien leicht, mittel und schwer, Janine hat sich eine mittlere Variante ausgesucht. "Kupplung kommen lassen und ganz sanft Gas geben", souffliert Vater Günther. Das versucht Janine umzusetzen, aber immer wieder macht das Auto einen Satz und der Motor ist abgewürgt. "Das ist heute das erste Mal, dass ich überhaupt hinter dem Steuer sitze", erklärt die Schülerin. "Ich bin total nervös, ich soll an so vieles denken und gleichzeitig gucken", da können im Eifer des Gefechtes schon mal Gas und Bremse miteinander verwechselt werden. "Und dann muss ich auch erstmal ein Gefühl für diese Pedale bekommen." Aber anders als bei den Fahrstunden auf öffentlichen Straßen, die sie ab Herbst nehmen möchte, befindet sie sich in so etwas wie einem geschützten Raum, "hier gibt es kein gestresstes Gehupe, wann es denn endlich weitergeht", weiß Vera Schneidereit.

Die meisten sind Fahranfänger. Weitere sind Menschen, die lange nicht gefahren sind. "Das ist hier ideal, um verschüttete Kenntnisse aufzufrischen", sagt Vera Schneidereit. Manchmal werden auf dem Areal die Ausmaße eines neuen Autos erprobt. Wo sonst ist es egal, wenn beim Rückwärtsparken die Stoßstange des nächsten Autos übersehen wird - hier ist die Parkbox schließlich gepolstert.

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