Mettmann Mit Lackschuhen im Lager arbeiten? Geht!

Mettmann · Mehr als 1300 Ausbildungsplätze gibt es noch im Kreis Mettmann. Doch nicht jeder Jugendliche ist qualifiziert. Experten der IHK, Handwerkskammer und Arbeitsagentur standen Rede und Antwort.

 Beantworteten die Fragen der Leser: Rainer Weißmann (v.l.), Uwe Brand und Michael Altieri.

Beantworteten die Fragen der Leser: Rainer Weißmann (v.l.), Uwe Brand und Michael Altieri.

Foto: Achim Blazy

Die Rheinische Post hatte gestern Fachleute zum Thema Ausbildung zu Gast. Michael Altieri (Agentur für Arbeit), Uwe Brand (Industrie- und Handelskammer) und Rainer Weißmann (Handwerkskammer) beantworten geduldig die Anliegen der Leser. Die wichtigsten Fragen und Antworten haben wir zusammengefasst.

Mein Sohn/meine Tochter bekommt keinen Ausbildungsplatz? Woran liegt das?

Rainer Weißmann weiß, dass immer noch viel zu viele Jugendliche einem vermeintlichen Traumberuf anstreben, den sie gar nicht erreichen können. "Neulich hatte ich einen jungen Mann, der wollte Schreiner werden, hatte aber nicht mal den Förderschulabschluss", sagt Weißmann. Die Noten müssen zum Job passen, weiß auch Uwe Brand von der IHK und empfiehlt, auf die Bewerbungsmappe besonders viel Wert zu legen. Hilfe gibt es dabei aber auch von der Agentur für Arbeit. Doch selbst, wenn die Noten stimmen, gibt es vor allem im Kreis Mettmann ein Problem: die Mobilität. Von Velbert nach Mettmann mit dem Bus ist nicht ganz so einfach, sagt Brand. Oft scheitere es daran, dass Jugendliche nur schwer die Distanzen überwinden.

Was ist, wenn es mit dem Traumberuf nicht klappt?

"Ein junges Mädchen wollte unbedingt Bürokauffrau werden, jetzt ist sie Elektronikerin", sagt Uwe Brand. Alternativen gibt es immer. Oft spielen dabei aber die Eltern eine Rolle, die etwa sagen, "Im Lager hat mein Junge nichts verloren". Dabei - so Brand - gebe es heute Lager, in denen man nicht mehr Sicherheitsschuhe brauche. "Da kann man in Lackschuhen durch die Gänge laufen", sagt Brand. Der Beruf "Fachkraft für Lagerlogistik" werde unterschätzt, es gehöre auch die Beherrschung der Software zum Verwalten von Beständen dazu.

Wie stehen die Chancen überhaupt im Kreis Mettmann? Derzeit gut, aber sie werden in den kommenden Jahren immer besser. "Die Betriebe haben jetzt schon Probleme, geeignete Kandidaten zu finden", sagt Michael Altieri von der Agentur für Arbeit. Bis zum Jahr 2020 wird es allein im Kreis Mettmann 1900 Jugendliche weniger im ausbildungsfähigen Alter geben. Nun seien auch die Firmen gefragt, die verstärkt Praktikumsplätze anbieten müssten. Ebenfalls wichtig aus Altieri Sicht: "Die Praktikumsplätze schon so früh wie möglich vergeben". Schüler der achten Klassen sollten schon wissen, welchen Betrieb sie sich in der neunten Klasse ansehen.

Was sind die beliebtesten Berufe?

Ganz neu und sehr begehrt: "Kauffrau für Büromanagement" - ein Job, der drei Berufe in sich vereint. Bei den Männern ist es immer der KFZ-Mechatroniker, gefolgt vom Industriemechaniker und Kaufmann im Einzelhandel. Die früher so beliebte Bankkaufmann-Ausbildung ist nicht mehr unter den Top Ten bei den Männern.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort