Mettmann Motorräder zum Träumen

Mettmann · Thomas von der Bey betreut die von seinem Großvater August Wurring gegründete Motorradfabrik in Breitscheid.

 Dieses skelettartige Zweirad ist eine Maschine von August Wurring aus dem Jahr 1930.

Dieses skelettartige Zweirad ist eine Maschine von August Wurring aus dem Jahr 1930.

Foto: achim blazy

Drei Buchstaben, ein Markenname. Der bei Kennern ein anerkennendes Nicken und Fans bewunderndes Staunen auslöst. "AWD steht für August Wurring Düsseldorf", erklärt Thomas von der Bey die Motorräder, die besagter Ingenieur von 1921 bis Mitte der 60er Jahre baute. Er ist Enkel des Ingenieurs, Firmengründers und Zweiradpioniers. Und er kennt die Werkstatt, die bloß noch hobbymäßig betrieben wird, samt Maschinen aus dem Effeff. Die älteste datiert von 1921, ist eine Tourenmaschine und "sieht aus wie ein Fahrrad". Bis zu den jüngeren Zweirädern, zum Beispiel einem Renngespann "lässt sich ganz wunderbar die technische Entwicklung ablesen". Fotos von Touren hängen noch heute an der Wand. Fotowände und eine mit weiteren Bildern übersäte Litfasssäule zeigen, was damals für Prachtstücke gebaut wurden. Jedes für sich ein Meilenstein. Eine gewisse Schwester Adele, ihres Zeichens Gemeindeschwester, ließ sich bei August Wurring das Motorradfahren beibringen und legte sich später eine Maschine zu. "Damals hatten drei Leute im Ort ein Motorrad: Bürgermeister, Veterinär und besagte Adele."

Auf einer 600er AWD aus dem Jahr 1936 mit hochgezogener Lenkstange und breitem Ledersitz "hätte man die Eiger-Nordwand hochfahren können". Das schwere Tourenrad fuhr mit seitengesteuertem Motor, "Schnelligkeit spielte keine Rolle". Und während Männer sich für die technische Details begeistern, schwärmen Frauen beim Anblick des alten Kontors. Hier kontrastiert nichts miteinander. Die Rechenmaschine, Tischleuchte und Ablage sind aus einem Guss. Und auch das schwarz schimmernde Bakelittelefon schaut so aus, als habe Ingenieur Wurring eben den Hörer auf die Gabel gelegt.

Interessant ist auch die Hühner-Geschichte": Während des Zweiten Weltkriegs hatte der Chef einen Hühnerstall unter der Werkstattdecke gebaut. "So bekam jeder Mitarbeiter täglich ein Ei." Heute wird in den Hallen, in denen einst Motorradgeschichte geschrieben wurde, nur noch gebastelt. "Wir bauen aus Schrott alles in Handarbeit zusammen", das sei "bloß ein Hobby".

Thomas von der Bey führt die Werkstatt wie ein Museum. Wer eine Besichtigungstour mitmachen will, wendet sich an ihn: Telefon 02102/ 18101.

(RP)
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