Mettmann Musik in die Stadt gebracht

Düsseldorf · Zum Abschluss der Blueswoche spielen die Künstler in der Fußgängerzone und in der Stadthalle.John Crampton, Spencer Bohren und Paul Millns sind die Lieblinge des Publikums

Beim traditionellen "Top of the Crop" am Ende der Blueswoche bot die gut besuchte Stadthalle beste Voraussetzungen für einen würdigen Abschluss des Mettmanner Kultur-Highlights. Und auch die zehn Stars der 21. Blueswoche trugen wieder ihren Teil dazu bei, dass der "Bluestrain" in Mettmann nicht an Fahrt verliert. Die Aufwärmphase übernahm gemütlich-beschwingt das Duo "Dr. Mojo", das sich zugleich bei seinen "Geburtshelfern" bedankte: Klaus Stachuletz und Uli Spormann hatten sich vor vier Jahren bei der Mettmanner Blueswoche kennen gelernt.

Blues, wie man ihn sich nicht typischer und unverfälschter vorstellen kann, boten Matt Walsh, der Ire aus dem Münsterland, und Bob Gray. Perfekt gespielte Blues-Harp und feinfühliges Gitarrenspiel boten eindrucksvolle Beispiele für das Wesen des Blues. Es folgte Spencer Bohren, der nach seiner Erkrankung geradezu vor Energie zu leuchten schien. Kraftvoller Working-Blues, nur mittels Stimme ins Publikum geschmettert, schien direkt aus den hitzedurchtränkten Baumwollfeldern im Süden der USA herüberzuklingen. Nicht weniger spektakulär sein Slideguitar-Spiel, mit dem er ganz sicher einen der Höhepunkte des Abends markierte. Zwei Hüte, zwei Bärte, zwei Gitarren: Richard Dobson und Mark "Sergio" Webb ergänzen sich auf der Mettmanner Bühne, als seien sie Zwillinge und schienen vor Begeisterung gar nicht mehr mit dem Zusammenspiel aufhören zu wollen. Tatsächlich verfolgen sie im wirklichen Leben Solokarrieren. Richard Dobson gilt als "Hemingway der Countrymusik". Ausnahmegitarrist Mark Webb hat gerade sein neues Solowerk "Bolivar Blues" vorgestellt.

Mit Paul Millns wurde ein ganz alter Bekannter der Blueswoche vom Publikum herzlich empfangen. Der Songwriter und Pianist konnte auch mit seinen neuen und musikalisch sehr interessanten Geschichten wieder punkten. Zum ersten Mal dabei und zugleich das 44-jährige Küken der Blueswoche war Kris Dollimore. Auch er ist ein Ausnahmetalent ganz eigener Prägung. "He's on a different level in some other space", schrieb mal ein Fan und lieferte damit eine perfekte Beschreibung. Seine Stimme und seine akustischen Gitarre schienen mal eine so intensive Zwiesprache zu halten, mal einander so schattenhaft zu folgen, dass man sich als Zuhörer fast in psychedelischen Dimensionen wähnte – und blieb dennoch in der Welt des Blues.

John Crampton kam wie ein Hochgeschwindigkeitszug über seine begeisterte Zuhörerschaft, stampfend, auf der Blues-Harp hupend und seine Gitarre so atemberaubend und virtuos traktierend, dass man sofort wusste, warum er eine Steel-Guitar hat: Holz wäre sicher in Flammen aufgegangen.

(RP)
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