Mettmann Musiker begeistern mit Tango

Mettmann · Das Trio El Flete trat in der Kulturvilla auf. Seit 2013 spielen es zusammen.

Wieder einmal hatte die Kulturvilla zu einem Sahnehäubchen eingeladen: ein Tango Abend mit dem Trio El Flete, das sich in der Besuchergunst gegen das Heimatfest und das TV Duell Merkel/ Schulz behaupten musste und dennoch zu einem ganz besonderen Erlebnis wurde.

Der Tango, eine Musik voller Sehnsucht und Melancholie, in den Vorstädten von Buenos Aires entstanden, belebt von afrikanischen Einflüssen, fand in dem Trio vollendete Darbietung. Stephan Langenberg verzauberte auf seinem Bandoneon mit Julia Jech (Violine) und Luis Ferreyra (Gitarre) das Publikum und zog es förmlich mit auf die Straßen der argentinischen Hauptstadt, wo Arbeiter und Gauchos den Tango zu einem Lebensgefühl werden ließ, die die Tristesse des Alltags vergessen macht.

Das Bandoneon ist eine Weiterentwicklung der Konzertina durch Heinrich Band, das mit deutschen Auswanderern in Argentinien eine neue Heimat fand. Den Milonga, ein Tanz mit afrikanischen Wurzeln, stellten die Drei in einer schnellen Version vor, bei der die Musiker in unfassbaren tempi ihre Kunst bewiesen.

Der ruhige Milonga beeindruckt durch seine Melancholie und Wehmut, dem portugiesischem Fado nicht unähnlich, zieht er die Zuhörer in den Bann einer Lagerfeuerromantik. Seit 2001 spielen Stephan Langenberg und Luis Ferreyra, der mit dem Tango in Buenos Aires aufgewachsen ist, in verschiedenen Ensembles zusammen und erst 2013 gesellte sich Julia Jech dazu. Sie hatte sich nach einer klassischen Ausbildung an der Violine dann im niederländischen Rotterdam ganz dem Tango verschrieben. Dabei ist diese südamerikanische Musik durch ihre oft strenge Polyphonie gepaart mit fetzenden Rhythmen nicht immer harmonisch eingängig, aber mitreißend in ihrem Sound von nahezu orchestraler Fülle, den das Publikum immer wieder mit begeistertem Applaus honorierte. Astor Piazzolla gilt als einer der größten Komponisten für den Tango. Sein Stück "esqualo" - der Haifisch, hat er, wie gesagt wird, beim Haifisch Angeln komponiert und das Trio begeisterte mit grandioser Technik und Spielfreude.

Auch sein Abschiedslied "Adios" mit einem wunderschönen Solo der Geige war ein Ohrenschmaus und Wehmut und Sehnsucht erklangen in einem edlen pianissimo im Bandoneon. Natürlich entließ das Publikum die drei Musiker nicht ohne eine Zugabe.

Mit irrwitzigen tempi faszinierte das Trio in einer Nocturna und bewies einmal mehr seine mitreißende Freude an der Musik.

(eise)
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