Mettmann Mutter getötet - Sohn steht jetzt vor Gericht

Mettmann · Gestern begann am Wuppertaler Landgericht der Prozess gegen einen 47-jährigen Wülfrather, dem vorgeworfen wird, seine Mutter getötet zu haben. Der Beschuldigte muss sich wegen Totschlags verantworten. Er soll zum Tatzeitpunkt an einer akuten Psychose gelitten haben und gilt als schuldunfähig.

"Wir werden eine einstweilige Unterbringung in einer Einrichtung beantragen", so der zuständige Staatsanwalt Torsten Michael Meyer. Bereits der erste Verhandlungstag gab tiefe Einblicke in die Tragik einer psychischen Erkrankung. Der Beschuldigte selbst konnte sich an die vermeintliche Tat auch gestern nicht erinnern. Direkt nach dem Geschehen hatte er einem Polizisten geschildert, er sei selbst vom Einkaufen gekommen und habe seine Mutter in der Küche liegend gefunden.

Der Grund für die aus den Angeln gehobene und am Boden liegende Küchentür müsse der Wind gewesen sein. Der in den Zeugenstand gerufene Polizist sagte über den Beschuldigten: "Als er damals die Wohnungstür öffnete, haben seine Hände gezittert. Er war nervös und wirkte verängstigt." Er selbst habe den Eindruck gewonnen, dass der noch in der Wohnung der Eltern lebende Sohn nicht habe realisieren können, was um ihn herum geschehen sei.

Zuvor will die Mitarbeiterin eines Pflegedienstes im Hausflur allerdings lautes Gebrüll und ein leises Wimmern gehört haben. "Eigentlich müsste man ja was tun. Ich habe das damals weit von mir weg geschoben", rang die Zeugin augenscheinlich mit einem schlechten Gewissen und dem Gefühl, möglicherweise nicht angemessen reagiert zu haben. Die eigentlichen Abgründe eines solchen Geschehens taten sich hingegen auf, als die Schwester des Beschuldigten im Zeugenstand aussagte. Anfangs von dessen psychischer Erkrankung vollkommen überfordert, habe die Familie sich dennoch über Jahrzehnte hinweg sehr darum bemüht, alles gut zu bewältigen. Hin und wieder habe es Diskussionen darum gegeben, ob ihr Bruder seine Medikamente regelmäßig einnehme. Man habe ihn dennoch nicht ständig damit bedrängen wollen, es sei schließlich seine eigene Verantwortung, so die Schwester des Beschuldigten.

"Uns hat niemand geholfen", sagte die Schwester gestern unter Tränen. Immer wieder habe sie den Psychiater ihres Bruders darum gebeten, für eine Unterbringung in einer betreuten Einrichtung zu sorgen. Passiert sei jedoch nichts.

(magu)
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