Mettmann Ostereier suchen 2.0

Mettmann · Körbchen in der Hand, raus in den Garten und unter Büschen, hinter Ästen und in Beeten suchen Kinder die Ostereier. Das war einmal. Heute fahndet man mit moderner Technik.

Es war so erschreckend einfach: Ich stand als kleiner Junge in kurzen Hosen, bei meist sonnigem Wetter, mit einem Bastkörbchen und etwas Stroh darin im Garten und fragte meine Eltern: "Wie viele habt ihr denn versteckt?" Und dann ging sie los, die Suche nach den Ostereiern, mal aus Schokolade, mal aus Creme, hervorgekramt hinter Büschen und aus Astgabeln geangelt. In den Augenblicken wäre ich gern mein Vater gewesen, denn der sah dann in das Gesicht eines überglücklichen Jungen und hörte: "Juchuuu, ich habe so viele Schokoeier!" Diese Zeiten scheinen vorbei zu sein. Heute ist die Ostereiersuche technisch unterfüttert und oft nur noch mit W-Lan, Mobilfunk und starker Akkuleistung zu stemmen.

Geocaching ist so ein Ding: eine moderne, elektronische Schatzsuche, bei der mit Hilfe eines GPS-Empfängers Verstecke, so genannte Caches, gesucht werden. Mit den entsprechenden Koordinaten kann man die Caches finden, die an ungewöhnlichen Plätzen in der Wülfrather Innenstadt oder im Dörfchen Düssel versteckt wurden. Ran an die Eier - per Satellit. Früher nannte man das Schnitzeljagd.

Doch auch ein Navi tut's. Zieleingabe Düsseler Tor, "linker Busch" und ab geht's auf der vorher berechneten Route: 12,45 Meter und natürlich der Hinweis: Das Ziel liegt in einer nur beschränkt befahrbaren Zone. Wer sich vor der komplizierten Eingabe von Sträuchern, Bäumen und Wiesenecken über das Gesamtareal erkundigen will, schaut in Google Earth. Dort lassen sich die Verstecke schon mal ins Visier nehmen. Versteckte Ostereier findet bei der Vogelperspektive aber niemand.

Ach ja: Google Maps nutzt nun wirklich nix. Die Wege im Garten zu den Verstecken in Beeten und Büschen sind nun mal nicht asphaltiert. Nur rund fünf Prozent der Deutschen verschenken an Ostern laut einer Umfrage des Logistik-Dienstleisters Hermes von vor zwei Jahren zu Ostern Technik-Artikel. Süßigkeiten und Ostereier sind mit 84,7 Prozent mit Abstand die populärsten Geschenke. Auf Platz zwei kommen Blumen und Deko-Artikel mit 34,1 Prozent, gefolgt von Spielzeug mit nur noch 23,8 Prozent. Aber mal ehrlich: Wie soll man denn Flachbildschirme hinter den Mohrrüben verbergen? Und Spielekonsolen hinter Petersilie und Schnittlauch machen sich auch nicht wirklich gut. Ei schlägt iPod.

Bevor es in den Garten geht oder die Wohnung von den Sprösslingen abgesucht wird, sind die Kleinen oft genug schon am Handy. "Ostereier schießen" kann man per App auf dem Smartphone. Ostereierpuzzlen, Ostereierhüpfen, selbst färben von Ostereiern ist per Wisch und Streichen auf den Oberflächen möglich. Da sind Jungen und Mädchen heute genauso wild hinterher wie beim Gang mit Körbchen durch den Garten.

Wer aufs große Ganze geht, geht in die Luft. Ganz Ausgefuchste lassen heute ihre Drohne aufsteigen, um die versteckten Ostereier in Wald oder Wiese zu orten. Mit Kamera ausgestattet, werden die bunten Objekte erst gesucht und dann fotografiert.

Wer sich dann noch die Bilder direkt auf eine Virtual Reality-Brille übertragen lässt, stapft durch den eigenen Garten und es entsteht der Eindruck, der Betrachter selbst fliege durch den Himmel. Da ist das Osterei im Blumeenbeet plötzlich gaaaanz groß. UWE REIMANN

(RP)
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