Mettmann Patienten Mut machen und helfen

Mettmann · Bruno Schmidt war auf Tour, um Spenden zu sammeln. Er besuchte die ALS-Patientin Nicole Meyer.

 Die an ALS erkrankte Nicole Meyer begrüßt Bruno Schmidt und Teilnehmer seiner Radtour. Ein Filmteam begleitete das Treffen.

Die an ALS erkrankte Nicole Meyer begrüßt Bruno Schmidt und Teilnehmer seiner Radtour. Ein Filmteam begleitete das Treffen.

Foto: Dietrich Janicki

Bruno Schmidt, 50, ist an ALS erkrankt. Genauso wie die 49-jährige Nicole Meyer aus Mettmann. Beide bekamen die Diagnose für die amyotrophe Lateralsklerose (ALS), bei der es sich um eine degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems handelt. Im Klartext heißt das, dass es im Krankheitsverlauf zu Lähmungen und Muskelabbau und -schwund im Körper kommt.

Bei Bruno und Nicole ist die Krankheit noch im Anfangsstadium. Bruno bekam die Diagnose im letzten Dezember und ihm geht es noch so gut, dass er eine zweiwöchigen Fahrradtour (Bruno's ALS Challenge) durch Deutschland unternahm.

Zusammen mit einem großen Team aus Familie und Freunden bewältigte er jeden Tag lange Strecken auf seinem Rennrad, wobei er auch von einem Filmteam begleitet wurde. In jeder Stadt, in der die Gruppe Halt machte, besuchten sie jemanden der auch an ALS erkrankt ist.

Nach der Ice Bucket Challenge im vergangenen Jahr, bei der sich Menschen einen Kübel Eiswasser überschütteten, um ALS bekannter zu machen, soll der Film dafür sorgen, dass die Krankheit nicht in Vergessenheit gerät. Denn aufgrund der, im Vergleich zu anderen Krankheiten, wenigen ALS-Erkrankten hat die medizinische Erforschung aus Sicht der Pharma-Industrie keine hohe Priorität.

Nicole Meyer ist eine der zahlreichen Personen, die Bruno für einen Abend bei sich zu Hause willkommen heißt. Sie bekam ihre endgültige Diagnose 2012, nachdem sie schon gemerkt hatte, dass die Kraft in ihren Beinen langsam nachlässt. Für die passionierte Dressur-Reiterin ein Schock. Schon bald hatte sie Lähmungserscheinungen in den Füßen und kann nur noch mit Hilfe laufen. "Das Reiten aufzugeben war für mich die größte Einbuße", erzählt sie. Auch ihre Arbeit als freiberufliche Visagistin kann sie aufgrund der Krankheit nicht weiter ausüben.

Da der Muskelabbau immer weiter voran schreitet, zog sie mit ihrer Familie Anfang des Jahres von Düsseldorf nach Mettmann in ein rollstuhlgerechtes Haus um. "Hier unten ist fast alles ebenerdig, so dass ich meinen Alltag noch größtenteils alleine gestalten kann. Ich will nicht, dass mein Freund zu meinem Pfleger wird", sagt sie.

Doch Nicole ist trotz der Krankheit immer noch ein sehr lebensfroher und positiver Mensch. Sie ist überzeugt, dass sie nicht an der Krankheit sterben werde. Bei der Bewältigung des ersten Schocks halfen ihr vor allem der Verein "ALS-Der Wunsch zu leben" und seine Mitglieder sehr.

"Der Austausch mit Selbsterkrankten hilft extrem", betont Nicole, obwohl sie sich am Anfang unsicher war, ob sie überhaupt Kontakt zu anderen Betroffenen aufnehmen möchte. Sie habe Angst davor gehabt, andere in fortgeschritteneren Stadien zu sehen und somit vielleicht einen Blick in die eigene Zukunft zu werfen.

(RP)
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