Mettmann Prozess: Aus Kegelkasse fehlen 7000 Euro

Mettmann · Als es zur Kegeltour gehen sollten, fehlte auf einmal das Geld. Die ehemalige Kassierin steht vor Gericht.

Jahrelang hatten sie eine ruhige Kugel geschoben. Einmal im Monat, immer samstags. Wer zum Kegeln antrat, legte sein Startgeld auf den Tisch. Und wer verlor, legte noch ein paar Euro dazu.

Alles schien seinen gewohnten Gang zu gehen in einem Mettmanner Kegelklub. Bis man irgendwann zur Kegeltour aufbrechen wollte und plötzlich war das Geld weg. Angeblich aus der Wohnung der Kassiererin geklaut von vermeintlichen Einbrechern, die bis heute nicht gefasst wurden. Und an deren Existenz unter den Kegelfreunden niemand so recht glauben will. "Das ist doch eine erfundene Geschichte", war auf dem Flur von einem Kegelbruder zu hören. Dort lagen die Nerven blank, als nach einigem Hin und Her klar wurde: Die bereits vom Mettmanner Amtsgericht wegen Untreue in 36 Fällen zu einer Bewährungsstrafe verurteilte Kegelschwester wird ihre Berufung vor dem Wuppertaler Landgericht zurückziehen.

Zuvor hatte bereits eine parallel zum Strafverfahren angestrengte Zivilklage dazu geführt, dass die Angeklagte eidesstattlich versicherte, kein Geld zu haben. Damit hatten sich die Hoffnungen der Kegler auf die Rückzahlung ihrer Spareinlagen in Höhe von über 7000 Euro zerschlagen. Die Frage danach, warum man inmitten einer Privatinsolvenz noch für 2000 Euro beim Versandhandel einkaufen könne, ließ das Gericht notgedrungen unbeantwortet. Das sei nichts, womit sich eine Strafkammer zu befassen habe, ließ der Richter die verärgerten Kegelfreunde wissen. Aber was war überhaupt passiert inmitten eines Vereins, in dem über Jahre hinweg alle dachten, die Welt sei heil, alles sei in Ordnung? Aus der Urteilsbegründung des Mettmanner Amtsgerichts zitierte der Berufungsrichter: "Am Pfingstwochenende des Jahres 2011 war die Kegeltour geplant. Wenige Tage zuvor hatten die Eheleute, die damals mit der Kassenführung betraut waren, einen Einbruch in ihrer Wohnung gemeldet." Die Polizei kam, um den vermeintlichen Einbruch zu Protokoll zu nehmen. Das Geld war weg.

Dass die Startgelder nie auf dem eigens dafür gedachten Sparbuch des Kegelklubs gelandet waren, war bis dahin niemandem aufgefallen. Allerdings hatte es Jahre zuvor schon einen dubiosen Vorfall gegeben, an den sich nun alle erinnerten. Damals will die mit der Kasse betraute Kegelschwester, deren ehemals mitangeklagter Ehemann mittlerweile verstorben ist, das Geld aus der Kegelkasse von der Bank abgehoben und in einem Kiosk verloren haben. Verdacht schöpfte augenscheinlich niemand. Nun allerdings rückte die aus Sicht der Kegelfreunde dubiose Einbruchgeschichte auch die Sache von damals in ein anderes Licht. Was bleibt, ist ein Kegelverein, in dem die heile Welt aus den Fugen geraten ist.

Und eine Angeklagte, die gerne ihre Bewährungsstrafe in eine Geldstrafe umgewandelt hätte, um diese dann in einer sozialen Einrichtung abzuarbeiten. Zuvor hatte schon deren Verteidiger das Gericht wissen lassen, dass das sich nun schon über Jahre hinziehende Verfahren extrem auf seiner Mandantin laste: "Mettmann ist ein Dorf. Die Angelegenheit spielt dort auch heute noch eine nicht geringe Rolle."

(magu)
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