Mettmann "Rotkäppchen lügt" - Eine Schau über Wölfe

Mettmann · Manche Wölfe senden SMS. Die gehen dann an Forscher in Deutschland, die auf dem Computer verfolgen können, wo die Tiere lang gelaufen sind. Das funktioniert, indem die Wölfe Halsbänder mit GPS-Sendern bekommen.

Neanderthal Museum zeigt Schau über Wölfe
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Sind 15 Standorte bestimmt, wird automatisch eine SMS verschickt — und die Forscher haben die Möglichkeit, die Laufwege der Tiere zu ergründen. Diplom-Biologin Carina Wagner beschäftigt sich seit Jahren mit Wölfen.

Für das Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz hat sie an einer Ausstellung mitgearbeitet, die ab Sonntag als Sonderschau im Neanderthal Museum zu sehen ist. Die Besucher erfahren, dass Wölfe lange Strecken zurücklegen können — und es gar nicht so unwahrscheinlich ist, dass sie auch in Nordrhein-Westfalen irgendwann wieder auftauchen. 17 Wolfsrudel — jeweils zwei Elterntiere und sechs bis acht Welpen — leben in Deutschland.

"Ich finde faszinierend am Wolf, dass jeder eine Meinung darüber hat — ob positiv oder negativ", sagt Wagner. "Dabei ist es eigentlich ein ganz normales Wildtier, auf das nur viel projiziert wird." Auf Schautafeln informiert das Neanderthal Museum darüber, wie Wölfe leben und was sie fressen. Carina Wagner, die sich zwei Jahre mit der Losung — also dem Kot — der Tiere wissenschaftlich befasst hat, sagt: "Der Anteil von Haustieren an der Nahrung liegt bei unter einem Prozent." Anhand von Kotproben können die Wissenschaftler genau analysieren, was die Tiere zu sich nehmen. Auch zur Zeit der Neandertaler gab es Wölfe, berichtet Bärbel Auffermann, stellvertretende Museumsleiterin, die das schlechte Image des Tieres mit einem Button bekämpft: "Rotkäppchen lügt!" steht darauf geschrieben. Spuren zeigen, dass Wölfe gegessen wurden — und es gibt Knochenfunde in der Nähe von Feuerstellen, an denen Wolfsbisse zu sehen sind: Die Tiere nagten ab, was die Menschen am Feuer übrig ließen.

Dass der Wolf Vorfahr des Hundes ist, zeigt die Schau auch: Neben ausgestopften Wolfswelpen sind präparierte Hunde zu sehen: Retriever, Pekinese, Bernhardiner. An den Pfotenabdrücken der Tiere können selbst Experten nicht unterscheiden, ob es sich um einen Wolf oder um einen Hund handelt. Nur die Art des Schrittes lässt das erkennen: Wölfe treten, um Energie zu sparen, mit den Hinterpfoten immer in die Abdrücke der Vorderpfoten. Hunde machen das nur, wenn sie extrem müde sind, erklärt Carina Wagner. Und selbst dann halten es Hunde nicht lange durch.

"Am Anfang all unserer treuen tierischen Gefährten stand der Wolf", sagt Auffermann. Zu sehen sind in der neuen Sonderausstellung auch die Reste eines der ältesten Hundeskelette: Es handelt sich um 12 000 Jahre alte Knochen eines Hundes aus einem Grab von Bonn-Oberkassel. Das Tier wurde mit zwei Menschen bestattet, vermutlich seine Besitzer.

(RP/ac/jco/ila)
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