Mettmann Schatzsuche im Golftümpel

Mettmann · Thomas Köhler und Matthias Brisese-Seifert verdienen ihr Geld mit versunkenen Golfbällen. Auch im Golfclub Mettmann tauchen sie nach versenkten Sportgeräten. Pro Ball verdienen sie bis zu 1,80 Euro.

Endlich ist das schöne Wetter auch in Mettmann angekommen. Wer Zeit hat, genießt das kurze Sommer-Intermezzo im Freien, erfreut sich am stahlblauen Himmel und fängt so viele Sonnenstrahlen wie möglich ein.

Berufstätige dagegen sitzen in der Regel in einem abgedunkelten Büro und sehnen sich nach ein paar Tagen Urlaub. Thomas Köhler und Matthias Briese-Seifert sind derzeit wohl die Glückspilze unter den Schaffenden, denn sie tauchen regelmäßig ins kühle Nass hinab und werden dafür bezahlt. Ihr Geschäft machen die Lüneburger auf den Golfplätzen Deutschlands.

Lange Anreise

Mehrere hundert Kilometer Anreise haben Köhler und Briese-Seifert aber nicht auf sich genommen, um ein paar Abschläge auf dem Mettmanner Golfclub zu tätigen, sie wollen Golfbälle sammeln. Etwas verspätet erscheint der graue Bus auf dem Golfclub am Oberschwarzbach. "Wir standen Ewigkeiten im Stau", entschuldigen sich die Taucher. Das Fahrzeug schwungvoll in eine Parkbucht manövriert, legen die Lüneburger auch schon los.

Ihren Bus tauschen sie gegen ein Golfkart ein und bepacken es mit allerhand Material. Neoprenanzüge, Pressluftflaschen, Taucherbrillen, große blaue Tonnen und kleine Netze. Denn die Bälle werden nicht aus den umliegenden Wäldern oder von der Driving Range aufgesammelt; die Geschäftspartner suchen die Spielobjekte auf dem Grund der Teiche.

Mit dem Golfkart begeben sich die jungen Männer über die Wiesen des Mettmanner Golfclubs. Weit und breit ist nur Grün zu sehen — Bäume, Büsche und Gras. Die Vögel zwitschern, Schmetterlinge drehen ausgelassen ihre Runden, das Summen der Bienen ist zu hören. Was für ein paradiesischer Arbeitsplatz.

Bei 30 Grad im Schatten dürfen sich die Taucher gleich eine Erfrischung genehmigen. Am Loch zehn endet die ruckelige Fahrt, denn dort wartet der versunkene Schatz. "Gold und Diamanten haben wir zwar noch nicht gefunden, aber man kann nie wissen, was bei einer Partie Golf so alles passiert", sagt Briese-Seifert, der im nächsten Moment knietief im Wasser steht. Ein paar Luftblasen steigen noch an die Wasseroberfläche — und die Männer sind verschwunden.

Die Ausbeute

Nur Minuten später taucht das Team wieder auf und präsentiert die Ausbeute. Schon nach dem ersten Tauchgang liegen unzählige Golfbälle in den Netzen, viele davon sehen aus wie neu. "Hier ist einer mit dem Obi-Hörnchen", ruft Köhler, der sich über besondere Exemplare immer freut. Bereits zum dritten Mal sind die Taucher von "Teich-Golfbälle" in den Gewässern des Mettmanner Clubs unterwegs und haben bisher fast 20 000 Bälle herausgefischt.

"Sehen können wir nichts, weil es sehr trüb ist. Aber wir ertasten unsere Schätze", erklärt Köhler, der seine Beute im Anschluss als "Lakeballs" verkauft. Bis zu zwölf Stunden können sie in einem Teich verbringen, der Lohn dafür liegt zwischen zehn Cent und 1,80 Euro pro Ball.

(esc)
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